
Herr Zimmer, Ada soll Menschen dabei helfen herauszufinden, was ihnen fehlt. Wie genau funktioniert das mit Ihrer App?
Ada hilft Menschen auf der ganzen Welt, die Ursachen für ihre Beschwerden herauszufinden. Eine Analyse beginnt damit, dass Ada den Nutzer zunächst in Form einer kurzen Anamnese kennenlernt - ähnlich wie beim Arzt. Anschließend geht es weiter mit dem gezielten Erfragen der Symptome. Im Hintergrund erfasst Adas künstliche Intelligenz eine riesige medizinische Wissensbasis, die Tausende von Krankheiten und Symptome abdeckt. Adas Technologie haben wir mit führenden Experten und zahlreichen Ärzten über sieben Jahre selbst entwickelt. Am Ende einer Symptomanalyse erhält der Nutzer einen Bericht mit den wahrscheinlichsten Krankheiten und Vorschläge zum weiteren Vorgehen. Auf Basis dieser Einschätzung kann der Nutzer fundierte Entscheidungen über die eigene Gesundheit treffen. So können unnötige Arztbesuche verhindert und gleichzeitig frühe Warnzeichen für eine Erkrankung erkannt werden.
Immerhin 58% der Menschen googeln ihre Symptome einfach, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Was macht Ada besser?
Die Statistiken zeigen: Patienten sind heute interessierter und möchten mehr wissen. Die Internetsuche ist da die erste Anlaufstelle. Aber aus gutem Grund lehnt der Großteil der Ärzte das ab. Die Informationen erreichen die Patienten ungefiltert und nicht personalisiert - ein Nährboden für Verwirrung. Genau hier setzt Ada an. Vertrauenswürdige, qualitativ hochwertige und personalisierte Gesundheitsinformationen auf Basis des individuellen Gesundheitsprofils.
Ada hat zwar Startup-Charakter, mittlerweile wächst das Unternehmen allerdings rasant. 8 Millionen Symptomanalysen weltweit wurden bereits mit Ada abgeschlossen. Was sind die wohl bisher größten Meilensteine in der Geschichte von Ada Health?
Nach über vielen Jahren Forschung und Entwicklung haben wir Ada im November 2016 auf Englisch veröffentlicht und ein Jahr später auf Deutsch. Mittlerweiler nutzen mehr als fünf Millionen Menschen weltweit Ada und es kamen die Sprachen Spanisch, Portugiesisch und Französisch hinzu. Gerade arbeiten wir an Rumänisch und Suaheli. Viele weitere Sprachen sind bereits in Planung, denn wir wollen noch mehr Menschen in ihrer Muttersprache erreichen. Über 100.000 Bewertungen und die vielen persönlichen Nachrichten, wie Ada Menschen geholfen hat, machen uns stolz auf das, was wir bereits geschafft haben. Unser Ziel ist es, personalisierte Gesundheitsversorgung für alle Menschen zugänglich zu machen, und wir haben gerade erst angefangen.
Sie haben bereits Investitionsmittel in beachtlicher Höhe erhalten. Der milliardenschwere Investor Len Blavatnik, Philipp Schindlers June Fund und der Entwickler von Amazons Alexa haben vor einem Jahr rund 40 Millionen Euro in Ada investiert. Was ist in der Zwischenzeit mit dem Geld passiert?
Die finanzielle Förderung fließt in den Ausbau und die Weiterentwicklung von Ada, d. h. sowohl in die Produktentwicklung als auch in die Erweiterung des Dienstleistungsangebots. Um diese Entwicklung voranzutreiben, ist auch unser Team stark gewachsen, auf mittlerweile mehr als 120 Mitarbeiter. Dabei reicht das Expertisespektrum von Wissenschaftlern wie Epidemiologen über Softwareentwickler hin zu Medizinexperten für alle Sprachen, die Ada spricht oder gerade lernt.
Ada Health hat noch weitere Büros in London und New York. Obwohl der deutsche Markt für E-Health-Startups alles andere als einfach ist, bleibt das Unternehmen seinem Hauptsitz in Berlin treu. Wieso?
Ada wurde 2011 von Dr. Martin Hirsch, Daniel Nathrath und Dr. Claire Novorol in Berlin gegründet und wir haben noch immer unseren Hauptsitz hier. Berlins Start-up-Ökosystem bietet hervorragende Bedingungen für Unternehmensgründungen und kann längst mit Tech-Konkurrenten wie London, San Francisco und New York mithalten. Die Kostenstruktur ist niedrig, aber der Qualitätsanspruch sehr hoch. Hinzu kommt, dass Berlin ein Anziehungsort für qualifizierte, kreative Fachkräfte aus allen Ländern ist. Und nicht zuletzt ist es die Vernetzung mit Spitzenkliniken und exzellenten Forschungseinrichtungen wie der Charité, von der wir profitieren.
Wie sieht diese Vernetzung aus? Ist in Zukunft eine Zusammenarbeit mit Kliniken vorgesehen?
Das Anwendungsspektrum von Ada ist vielseitig und wir werden auch in Zukunft mit den verschiedenen Akteuren des Gesundheitssystems zusammenarbeiten, um die personalisierte Gesundheitsversorgung aktiv voranzutreiben. Wir haben spannende Projekte in der Pipeline. Neben der Patienten-App gibt es eine Version von Ada für Ärzte, mit der wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kliniken gerade Validierungsstudien durchführen.
Wie wird Ada Health das deutsche Gesundheitssystem verändern?
Wir möchten mit Ada Menschen auf der ganzen Welt eine Gesundheitshelferin an die Seite stellen, die sie individuell und verlässlich berät und sie bei ihrer Reise durch das Gesundheitssystem unterstützt. Ada wird Patienten ermöglichen, viel mehr Kontrolle und mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit und die eigenen Daten zu übernehmen – und das einfach von zu Hause aus. Für Ärzte bedeutet das einen echten Zeitgewinn und die Möglichkeit, sich in intensiveren Patientengesprächen wieder auf das Wichtigste zu fokussieren: Empathie. Ada kann die Basis für eine vollkommen neue Patienten-Arzt-Interaktion sein.


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