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Alexianer KölnWie plant man eine „Psychiatrie der Zukunft“?

Unterscheidet sich der Planungsprozess bei Gesundheitsbauten, zum Beispiel auch Krankenhäusern der Grund-, Regel- oder Schwerpunktversorgung, von dem für andere Hochbauten?

Alexander Ernst: Zwar sind Planungsprozesse ähnlich, man geht vom Groben immer mehr ins Detail und der Innenausbau wird teilweise erst sehr spät festgelegt. Aber in der Psychiatrie spielen Innenraumqualitäten und das Thema Behaglichkeit eine so wichtige Rolle, dass wir viel früher mit Innenraumperspektiven arbeiten. Dies ist eine Besonderheit des Planungsprozesses bei einer Psychiatrie. Auch müssen für eine „Psychiatrie der Zukunft“ die späteren Gebäudenutzer bereits früh intensiv mit in die Planung einsteigen, wie hier am Alexianer in Köln. Manche Dinge müssen wir gemeinsam früh entscheiden, damit sie in die Gesamtplanung integriert werden können.

Berücksichtigt die Architektur auch die zunehmende Klimaveränderung?

Alexander Ernst: Nachhaltigkeit wird immer wieder diskutiert und ganz unterschiedlich umgesetzt: In einer Psychiatrie ist es besonders wichtig, die sogenannte Klimaresilienz von Gebäuden und damit das Raumklima mitzudenken. Menschen auf einer geschützten Station können diese unter Umständen nicht verlassen. Bei einigen Patienten müssen die Fenster abgeschlossen sein. Wenn sich ein Gebäude über Wochen aufheizt, fühlt sich wohl jeder unwohl. Ist man diesen Bedingungen zudem in einer psychisch kritischen Situation ausgesetzt, ist das umso schlimmer.

In Köln haben wir eine mechanische Be- und Entlüftung vorgesehen; heruntergekühlte Außenluft wird in das Gebäude geleitet. So erreichen wir eine hohe Luftqualität bei minimalem Energieverbrauch. Wegen der Hitzesommer haben wir im Nachhinein zusätzlich entschieden, Kühldecken zu installieren. In den Abhangdecken wird kaltes Wasser durch Kapillarrohrmatten geleitet. Dies gewährleistet auch im Sommer Behaglichkeit. Diese Beispiele zeigen, wie immer wieder aktuelle Entwicklungen in unsere Planungen einfließen. Ein weiterer Aspekt ist der Umgang mit Regenwasser. Wir wollen möglichst viel Wasser versickern lassen, um Flutkatastrophen wie im Juli 2021 zu verhindern – hierfür haben wir mit unseren Infrastruktur-Expertinnen Lösungen umgesetzt.

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