Viele Krankenhäuser hätten dies noch nicht erkannt, meint Managementberater Christian Heitmann. Dabei könnten sie mit einer gekonnt gestalteten Bilanz das Rating verbessern und die Zinslast senken.
Interview mit Christian Heitmann
Kredite spielen bei der Investitions- und Betriebsfinanzierung im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle und damit auch das Rating, die Beurteilung der eigenen Schuldnerqualität durch die Banken oder Agenturen. Ist das den Krankenhäusern ausreichend bewusst?
Unser Eindruck ist, dass sich viele mit dem Thema Rating bisher noch sehr unzureichend auseinandergesetzt haben, vor allem unter den kommunalen und freigemeinnützigen Krankenhäusern, die sich noch stärker über Fördermittel finanzieren als die privaten. Wenn diese Mittel schwinden und man bestimmte Projekte nur noch durch Kreditaufnahmen stemmen kann, sind viele Häuser erstmals mit dem Thema Rating konfrontiert.
Birgt das Folgen oder Gefahren in sich?
Viele denken noch, eine Gewährträgerhaftung würde ausreichen, um einen Kredit zu kriegen. Das ist aber nicht mehr so. Banken gucken ganz genau drauf, welchem Haus sie einen Kredit geben. Sie interessieren sich vor allem für eins: Ist das Haus aus sich selbst heraus in der Lage, seinen Zins- und Tilgungsverpflichtungen nachzukommen, ja oder nein?
Warum wird das Rating immer bedeutsamer?
Mit dem Rating bewertet die Bank die Ausfallwahrscheinlichkeit und damit die Kreditwürdigkeit eines Krankenhauses. In den Richtlinien der Banken gibt es ab bestimmten Ratingstufen auch keinen Kredit mehr. Viele der sanierungsbedürftigen Häuser fallen deshalb da schon raus. Die Frage ist dann: Liege ich noch über dieser Grenzschwelle oder nicht? Wenn nicht, kann man das eventuell über Besicherungsstrukturen noch wettmachen. Banken arbeiten lieber mit Häusern zusammen, die ein gutes Rating haben. Deshalb ist auch die Güte des Ratings so bedeutsam, denn am Ende bestimmt es auch den Zinssatz und damit den Preis des Kredits.
Können Sie uns das an einem Beispiel einmal vorrechnen?
Stellen wir uns ein Haus vor, das mit seinem Rating eine KfW-Preisklasse von C hat, im oberen Mittelfeld. Am Beispiel eines beliebig gewählten KfW-Förderkredits müsste es einen Zinssatz von 4,22 Prozent bezahlen. Wenn es ihm gelänge, durch ein verbessertes Rating die Preisklasse B zu erreichen, müsste es nur 3,8 Prozent bezahlen. Bei einem Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro, bei einem Bauvorhaben im Krankenhausbereich nicht viel Geld, würde es rund 84.000 Euro Zinsen im Jahr sparen. Oder umgekehrt verschenken.
Wie können Krankenhäuser ihr Rating verbessern?
Ich muss vorwegschicken, dass Krankenhäuser mit einem Spezial-Rating beurteilt werden müssen. Ihre Bilanz- und Renditestrukturen sehen ganz anders aus als etwa die von Industriebetrieben. Was in einem Rating immer sehr hoch gewichtet wird, ist die Kapitalstruktur, deshalb ist eine gute Eigenkapitalbasis sehr wichtig. Ein Haus, dem es gelingt, diese Basis nachhaltig zu stärken, wird damit sofort sein Rating verbessern. Das kann geschehen, indem es das Eigenkapital aktiv über Einlagen seiner Eigentümer erhöht. Positiv für ein Rating ist es auch, Gewinne zu thesaurieren, also nicht vollständig auszuschütten, sondern im Unternehmen zu belassen, um die Eigenkapitalbasis zu stärken. Wichtig ist bei all dem natürlich, dass darüber hinaus wesentliche Kennzahlen wie die Finanzierungsstruktur, Liquiditätsstruktur und Anlagenstruktur auch so dargestellt werden, dass sie sich in einem Rating positiv niederschlagen. Das schafft man durch Bilanzstrukturmanagement.
Hier geht es aber nicht etwa um Bilanz-Tricksereien?
In einem Haus, das Verluste schreibt, wird die negative Rentabilität das Rating stark dominieren, und man kann nicht mehr viel retten. Ein Haus, das eine gute Ertragslage hat, kann hingegen durch Bilanzstrukturmaßnahmen positiven Einfluss auf das Rating nehmen, etwa durch eine Erhöhung der Liquiditätsgrade aufgrund verbesserten Forderungsmanagements oder eine Optimierung der Finanzierungsstruktur. Industrieunternehmen machen das ganz konsequent. Es wäre doch absurd, sich unter Wert zu verkaufen und ohne Not eine negative Bewertung zu riskieren ? oder eine positive zu verschenken. Darüber hinaus sollten die qualitativen Faktoren eines Ratings wie Managementqualität oder Leistungsgrößen eines Krankenhauses nicht unterschätzt werden. Das ist es, was wir mit "Ratingorientierung" meinen. Und dazu kann ich die Krankenhäuser nur ermutigen.


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