
Die Jury des mit 20 000 Euro dotierten Eugen Münch-Preises für innovative Gesundheitsversorgung hat vier Gewinner für das Jahr 2019 ausgewählt. Ausgezeichnet werden Innovationen mit hohem Potenzial für die zukunftsorientierte Entwicklung des Gesundheitssystems.
In der Kategorie „Versorgungsforschung“ erhält Prof. Steffen Fleßa von der Universität Greifswald den Preis für sein lineares Rechenmodell. Mit diesem kann grafisch dargestellt werden, wie sich die Zusammenlegung von Kliniken oder einzelnen Fachabteilungen auf die wirtschaftliche Situation der Kliniken sowie die Erreichbarkeit für die Bevölkerung auswirken. Das Modell ist grundsätzlich auf alle ländlichen Regionen in Deutschland übertragbar und bietet so die Chance, Entscheidungen über die Schließung oder Zusammenlegung von Klinikstandorten oder Fachabteilungen anhand der Abwägung verschiedener Konsequenzen zu treffen. Steffen Fleßa ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement an der Universität Greifswald. Seine Schwerpunkte sind Krankenhausbetriebslehre, Nonprofit-Organisationen sowie Internationales Gesundheitsmanagement.
In der Kategorie „Praktische Anwendung“ hat sich die Jury für zwei Preisträger entschieden. Ausgezeichnet wird erstens der Pflegewissenschaftler Prof. Patrick Jahn für das Projekt „Format“ an der Universitätsmedizin Halle. Er hat sich zum Ziel gesetzt, Digitalisierung und Robotik zu nutzen, um die Patientenversorgung zu verbessern und das selbstbestimmte Leben in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Pflegekräfte, Ärzte, aber auch Patienten und pflegende Angehörige haben in seinem „Future Care Lab“ die Möglichkeit, neue Technologien zu nutzen und in engem Austausch sinnvolle Anwendungen zu definieren. Patrick Jahn ist Professor für Pflegewissenschaft am Institut für Gesundheitswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. An der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg leitet er das „Format“-Projekt, das multimodale Bildungs- und Weiterbildungsangebote zur Erhaltung der Autonomie im Alter entwickelt.
Als zweiter Gewinner erhält Dr. Franz Pfister den Preis für das Deep-Learning-System namens Deepc. Mit der Künstlichen Intelligenz können MRT- und CT-Bilder des Gehirns in Echtzeit auf Auffälligkeiten hin analysiert werden. Im Unterschied zu anderen KI-Systemen lernt Deepc auch, wie gesunde Untersuchungen aussehen, erkennt davon abweichende Aufnahmen und markiert diese für Radiologen im Diagnoseprozess. Ab 2020 wird Deepc in der Neuroradiologie am Klinikum rechts der Isar eingesetzt und evaluiert. Eine Verwendung für radiologische Aufnahmen anderer Organe ist ebenfalls in Planung. Franz Pfister ist Mediziner, Datenwissenschaftler sowie Unternehmer und gilt als führender Experte an der Schnittstelle zwischen Medizin und KI. Der Mitgründer und CEO des preisgekrönten KI-Startups deepc baut Unternehmen im Bereich medizinischer KI auf, um die Qualität der Patientenversorgung und die Effizienz des Gesundheitssystems zu verbessern.
Mit einem Sonderpreis ehrt die Jury den Ingenieur Dr. Matthias Gräser des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Er entwickelte einen neuartigen Tomografen, mit welchem Schlaganfälle detektiert und Patienten nach der Therapie überwacht werden können. Basis bildet ein tracerbasiertes Abbildungsverfahren, bei dem die Konzentration von superparamagnetischen Eisenoxid-Nanopartikeln gemessen wird. Diese werden dem Patienten intravenös verabreicht und ermöglichen somit die Darstellung des Gefäßsystems und der Organperfusion. In einem präklinischen Umfeld hat sich MPI bereits als sehr schnell erwiesen, es zeigt zudem eine gute räumliche Auflösung und ist hochempfindlich. Auch ischämische Schlaganfälle kann das MPI mit hoher Empfindlichkeit und hoher zeitlicher Auflösung im Mausmodell detektieren, wie präklinische Studien zeigen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biomedizinische Bildgebung der Technischen Universität Hamburg entwickelt Matthias Gräser Konzepte für Magnetic-Particle-Imaging (MPI) Geräte.





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