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DRK-Kliniken-Skandal„Wir müssen die Administration restrukturieren”

DRK-Kliniken-Chef Ralf Stähler ist unfreiwillig zum Top-Spezialisten für Medizinische Versorgungszentren geworden. Sein Fazit: Kliniken müssen das ambulante Geschäft klar vom stationären trennen.

Als Ihr Fall der DRK-Kliniken publik wurde, sagte mancher in der Branche, dies sei kein Einzelfall: Viele Krankenhäuser mit MVZs würden wie die DRK-Kliniken die stationären Strukturen auf ihre ambulante Versorgung übertragen. Zunächst einmal kann ich die diesbezüglichen Strukturen bei anderen Krankenhäusern nicht beurteilen und würdigen. Ganz grundsätzlich gilt aber: Das, was Sie gerade beschrieben haben, ist genau das, von dem ich glaube, dass es schon allein aus medizinischen und ökonomischen Gründen wenig sinnvoll ist. In dem Moment, in dem die Krankenhausstrukturen, die auf ein stationäres Geschäft ausgerichtet sind, anfangen, das ambulante Geschäft zu überlagern, ist niemandem gedient, gewinnen sie nichts.

Warum sollte es nicht sinnvoll sein, Synergien zu nutzen?

Natürlich ist es sinnvoll, Synergien zu nutzen, und es erscheint auf den ersten Blick im administrativen Bereich auch plausibel. Aber, um mit einem ökonomischen Argument anzufangen: Wenn eine Arzthelferin in niedergelassener Praxis einen neuen Block braucht, schaut sie, plakativ formuliert, in ihrer Mittagspause auf dem Weg zum Bäcker kurz bei McPaper vorbei und beschafft den Block. In Krankenhausstrukturen würde sie ein dreifaches Beschaffungsformular ausfüllen, das im Einkauf der Krankenhausabteilung administriert wird. In der Krankenhausstruktur erhält sie dann ihren Block, den sie früher mittags unmittelbar organisiert hat, aufgrund der anders und mit anderer Zielsetzung strukturierten Administrationssysteme erst drei Tage später. Ich könnte Ihnen tausende Beispiele dieser Art nennen. An ihnen zeigt sich, dass all diese kleinen Administrationsschritte, die im ambulanten Bereich individualisiert und flexibel stattfinden, und damit ? gemessen an der Organisationsaufgabe ? auch effizienter, nicht in eine große Organisation integriert werden sollten. So etwas kann nicht funktionieren. Für den medizinischen Bereich, die medizinische Produktionskette lässt sich sagen: Ein stationärer Arzt behandelt Patienten mit stationärem Fokus in einer ganz anderen Reihenfolge, mit ganz anderen Zeitrhythmen, als das im ambulanten Bereich der Fall ist. Wenn medizinische Integration stattfinden soll, muss diese vom ambulanten in den stationären Bereich erfolgen, nicht umgekehrt.

Wie ist das bei Rhön? Individualisiert man dort? Kaum vorstellbar ....

Wir haben damals die Administration der Sektoren, der Bereiche, getrennt. Wir haben vollständig getrennt. Auch die Geschäftsführung, Buchhaltung und die Abrechnung.

Wie war das hier?

Zu großen Teilen war und ist die Administration schlicht vollständig integriert, das war ja ein wesentlicher struktureller Teil des Problems.

Ihr kardinaler Ratschlag für Krankenhäuser mit MVZ lautet also: Strikte Trennung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung?

Ja, insbesondere was die Administration abelangt, gibt es eigentlich nur diese eine Regel. Auch wenn es plakativ klingt. Aus ihr kann man natürlich viele Unterfälle ableiten. Aber im Kern geht es um die vollständige Trennung der Administration von stationärer und ambulanter Medizin. Wenn Sie diese von der Geschäftführertätigkeit über die Administration der Arbeitsverträge bis zur räumlichen Situation durchsetzen, dann bewegen Sie sich innerhalb des Reglements, das dieses System gegenwärtig vorsieht.

In den DRK-Kliniken war die Geschäftsführung nicht getrennt?

Nein. Und die Verwaltung auch nicht. Deshalb müssen wir jetzt erst einmal unsere Administration restrukturieren und teilweise auch professionalisieren. Und wenn wir unsere Hausaufgaben diesbezüglich erledigt haben, denken wir irgendwann wieder darüber nach, wie wir unser ambulantes Geschäft betreiben werden. Ich halte es aber ? und das gilt dann auch noch 2012 ? nicht für zwingend notwendig, wieder MVZs zu eröffnen. Wir können unser Leistungsgeschehen auch mit Vertragsärzten und niedergelassenen Kollegen und Kolleginnen an allen Standorten organisieren.

Inwiefern restrukturieren Sie augenblicklich Ihr Unternehmen?

Zunächst muss erst mal festgestellt werden, dass wir erstens kein stationäres Problem haben, sondern eines im ambulanten Bereich. Im ambulanten Bereich nun wiederum handelt es sich um ein Problem der Administration: Es ist nicht regelkonform gemeldet, die KV-Regularien sind nicht sauber umgesetzt worden. Und dies ist letztlich ? jenseits von möglichen Fehlverhalten Einzelner ? auf systemische Probleme und Professionalisierungsprobleme in der Administration zurückzuführen. Das bedeutet für uns, dass wir die damit befassten Abteilungen umstrukturieren und die Aufgaben zwischen Rechnungswesen, Controlling, Rechtsabteilung und dergleichen neu verteilen, auch Abteilungen abwickeln. Es kommen neue Kollegen, andere scheiden aus. Das ist das, womit wir uns gegenwärtig hauptsächlich beschäftigen, weil hier die Kernprobleme unseres Unternehmens liegen.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen kma-Ausgabe Februar 2011.

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