Immer klarer wird: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) eröffnen vielfältige Optionen hinsichtlich der Prävention, Diagnose und Therapie - und zwar nicht nur mit Nutzen für behandelnde Ärzte, sondern auch als "digitale Helfer" in der Hand von Patienten. Darauf setzt auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) und Digitale-Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV) hat der Gesetzgeber die Grundlage geschaffen, um Apps 73 Millionen Mitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherungen schnell zur Verfügung stellen zu können - ein Vorhaben, das auch bei vielen Startups Hoffnungen weckt.
BfArM-Präsident Prof. Karl Broich gibt am Mittwoch (18. November, ab 16 Uhr) einen Überblick über den aktuellen Status sowie die Genehmigung von medizinischen Anwendungen und wagt zugleich einen Ausblick. Ein deutsches Verzeichnis von Gesundheits-Apps bietet bereits jetzt der „DiGA App Store“. Dr. Benedikt Zacher, München, wird als Mitgründer des Verzeichnisses die Bedeutung dieses besonderen App-Stores erläutern.
Startups und ihre Geldgeber
Als Digital Health-Investor der ersten Stunde investierte Flying Health nach eigenen Angaben bereits 2012 in Digital Health und brachte 2014 die erste App auf Rezept auf den Markt. Aktuell ist Flying Health am Venture-Capital-Fonds „heal capital“ beteiligt. Der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) fördert damit Startups und ihre digitalen Healthcare-Innovationen. Lina Behrens, Managing Director von Flying Health, wird die Session "From treatment to prevention" am Montag (16. November, ab 10 Uhr) beim Medica Health IT Forum moderieren.
Eines der unterstützten Startups ist HelloBetter. Sie entwickeln und vertreiben Onlinetrainings, die das psychische Wohlbefinden fördern. Das Portfolio umfasst Onlineangebote zur Behandlung von Stress, Depressions- und Angsterkrankungen und zusätzliche spezielle Programme für Patienten, bei denen diese Symptomatik im Zusammenhang mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes auftritt sowie präventive Trainings - auch in Zeiten der Corona-Krise. Ein besonderes HelloBetter-Training soll Nutzer unterstützen, die eigene psychische Gesundheit zu stärken. Mit-Gründerin Dr. Hanne Horvarth wird bei der Session im Rahmen des Medica Health IT Forum genauso auftreten, wie Dennis Hermann, Kaia Health, und Benjamin Westerhoff, Barmer-Krankenkassen.
Mit Datenspenden das Virus bekämpfen
To be "fasterthancorona.org" ist das Ziel der Website, die Dr. med. Tobias Gantner initiiert hat und mit einem paneuropäischen Team betreibt. Der Gründer und Geschäftsführer der HealthCare Futurists GmbH mit Sitz in Köln wird am Dienstag (17. November, ab 10 Uhr) die Session "Sharing is caring - Data Sharing & Data Donations" moderieren. Ähnlich wie die Datenspende-App des RKI setzt das Projekt auf altruistische Datenspenden - allerdings ohne die direkte Verknüpfung zu Wearables, sondern mit klaren medizinischen Fragestellungen. "Der ultimative Erfolg wäre es, wenn wir dank unserer Initiative mehr wüssten über Covid-19."
Fragestellungen könnten sein: "Gibt es Medikamente, die bestimmte Personengruppen schützen?" oder "Wer hat wirklich ein hohes Risiko in welcher Situation?". Mit einem anonymisierten Fragebogen erstellt die Web-App Verlaufsprotokolle von Datenspendern. Die Evidenz der Daten erreicht zwar nicht den Standard einer randomisierten, placebo-kontrollierten klinischen Studie, aber die insgesamt generierte Datenmenge (Big Data) spricht für eine Verwendbarkeit der Daten, um Muster im Ansatz zu erkennen, die auf Korrelationen, bestenfalls gar auf Kausalitäten hindeuten. Die KI, die hier zum Einsatz kommt, fällt also keine Therapieentscheidungen. Vielmehr dient sie der Mustererkennung.
Mit der Auswertung der gesammelten Daten sollen computergenerierte Biomarker definiert werden. Rheumatiker, die mit Chloroquin behandelt werden, könnten eine interessante Gruppe sein, um den Verlauf von Covid-19 hier zu untersuchen. Die Daten werden dazu nicht nur von der Gruppe selbst analysiert. Die Daten werden auf Anfrage und nach externer Prüfung der wissenschaftlichen Fragestellung auch anderen Forschenden, Instituten und Einzelpersonen komplett anonymisiert übermittelt. "Wir wollen die Werkzeugkiste der Epidemiologie etwas erweitern", so Dr. Gantner.
Kostenfreie Teilnahme
Das komplette Programm der virtual.Medica 2020 (16. - 19. November) mit täglich einem deutschsprachigen und einem englischsprachigen Stream in der „Conference Area“ ist ab Mitte Oktober online abrufbar. Online-Besucher können sich bereits registrieren für eine kostenfreie Teilnahme.





Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen