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Nach fristloser Kündigung bei RegiomedKatja Bittner wird Chefin der Bezirkskliniken Oberfranken

Die frühere Hauptgeschäftsführerin des kommunalen Klinikverbunds Regiomed in Coburg und Umgebung wird zum 1. April Alleinvorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken in Bayreuth. Dies bestätigte die 48-jährige Klinikmanagerin auf kma-Anfrage.

Bittner wird damit Nachfolgerin von Bruno Harmuth, der nach zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens aus Altersgründen ausscheidet. Das Kommunalunternehmen "Kliniken und Heime des Bezirks Oberfranken” betreibt an sieben Standorten in Nordbayern stationäre, teilstationäre und ambulante Einrichtungen – vor allem zur Behandlung psychischer und neurologischer Erkrankungen: vier Krankenhäuser und Kliniken, jeweils vier Tageskliniken für Erwachsenen- sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie, ein Wohn- und Pflegeheim und zwei ambulante Behandlungszentren. Die Bilanzsumme betrug zuletzt rund 150 Millionen Euro, die Zahl der Beschäftigten gut 2000. Die Bezirkskliniken behandeln rund 15.000 Patienten stationär und 32.000 ambulant pro Jahr.

Herausforderung Psychiatrie
"Die Psychiatrische Versorgung der Bevölkerung ist eines der bedeutendsten und spannendsten Themen, die es die nächsten Jahre im Gesundheitswesen zu gestalten gilt. Über zehn Prozent der Krankenhausausgaben sind bereits jetzt diesem Bereich zuzuordnen", sagte Bittner zu den Motiven, die Leitung der Bezirkskliniken zu übernehmen. "Der Klinikverbund, in den ich jetzt eintrete, ist ein Konglomerat aus stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen - eine anspruchsvolle Aufgabe also und so etwas suche ich." Eine weitere Herausforderung sieht sie in der schrittweisen Einführung eines pauschalisierenden Entgeltsystems auch im Bereich der Psychiatrie: "Das bedarf einer guten Vorbereitung und erfordert ein Umdenken in vielen Bereichen dieser Branche – auch im Management." Mit Blick auf ihre bisher gesammelten Erfahrungen wertete Bittner es als so positiv wie angenehm, "dass Strukturen schon bestehen und nicht noch wachsen müssen wie in anderen kommunalen Verbünden – mit den entsprechenden Nebengeräuschen".

Bittners vormaliger Arbeitgeber, die Regiomed-Kliniken GmbH, ist ein Verbund aus sieben kommunalen Krankenhäusern und deren Tochterunternehmen mit Standorten in den Bundesländern Bayern und Thüringen mit 1.400 Betten, über 4.500 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 280 Millionen Euro. Das Klinikunternehmen hatte Bittner nach knapp zweijähriger Amtszeit im August 2013 fristlos entlassen. Begründet wurde dies mit unterschiedlichen Auffassungen zwischen Hauptgeschäftsführerin und Aufsichtsrat über die künftige Ausrichtung des Klinikverbunds. Als wesentlicher Grund für das Zerwürfnis zwischen Aufsichtsrat und Klinikchefin wurde eine wirtschaftliche Schieflage einzelner Einrichtungen des Klinikverbunds genannt und die Frage, wie dem zu begegnen sei. Ein Riss ging aber auch durch den Aufsichtsrat selbst, in dem Repräsentanten aus zwei Städten und vier Landkreisen aus zwei verschiedenen Bundesländern aufeinandertrafen. Die große Mehrheit des Aufsichtsrats stimmte der Entlassung damals zu. Der unterlegene Oberbürgermeister von Coburg – hier liegt der größte Klinikstandort des Verbunds – unterstützte Bittner hingegen und wurde mit den Worten zitiert: Die Klinikchefin sei vielleicht nicht immer diplomatisch vorgegangen, habe aber keine Fehler gemacht und wohl zu viele Wahrheiten gesagt, die man nicht habe hören wollen.

Rechtsstreit um Kündigung beendet
Bittner selbst zweifelte die Rechtmäßigkeit ihrer fristlosen Kündigung an und zog vor Gericht. Bei der Hauptverhandlung Ende Januar 2015 im Landgericht Coburg sagte der Richter laut einem Zeitungsbericht: "Es ist äußerst zweifelhaft, dass die Gründe ausreichend sind für eine außerordentliche Kündigung." Das Gericht schlug einen Vergleich in Form einer Zahlung von 800.000 Euro an Bittner vor, über den sich beide Seiten offensichtlich einigen konnten. Den Streitwert des gesamten Verfahrens taxierte das Gericht auf  1,9 Millionen Euro. Nachfolger Bittners als Hauptgeschäftsführer des Regiomed-Verbunds ist seit Januar 2014 Joachim Bovelet, früher Vorsitzender der Geschäftsführung beim kommunalen Berliner Klinikkonzern Vivantes.

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