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Ersatz für RettungswagenTrumpfkarte Gemeindenotfallsanitäter

In Gräfenhainichen im Landkreis Wittenberg werden künftig Gemeindenotfallsanitäter den Rettungsdienst entlasten. In einem Pilotprojekt sollen sie Patienten helfen, die den Notruf wählen, obwohl keine akute Dringlichkeit besteht.

Rettungswagen
Light Impression/stock.adobe.com
Symbolfoto

Für Sachsen-Anhalt ist es eine Premiere: Der in Gräfenhainichen geplante Gemeindenotfallsanitäter sei der erste seiner Art in dem Bundesland, sagt Mario Kleinschmidt, der das Projekt als Bereichsleiter verantwortet. Auch in anderen Bundesländern und Städten sei bereits an einem solchen Projekt gearbeitet worden. „Es scheitert aber oft an der Finanzierung“, erklärt Kleinschmidt. Genauso wie der Rettungswagen bei Notfallpatienten – also Personen, die in Lebensgefahr schweben oder ohne sofortige Behandlung mit Einschränkungen zu rechnen haben – soll auch der Gemeindenotfallsanitäter in nur zwölf Minuten beim Patienten sein, nachdem dieser einen Notruf abgesetzt hat, sagt Kleinschmidt: „Das sind dann Menschen, die beispielsweise Beratung oder Vermittlung brauchen – eine Prellung oder ähnliches haben.“

Bei jedem vierten Notruf ist kein Rettungswagen nötig

Im ländlichen Gräfenhainichen werde die gesetzlich vorgeschriebene Zwölf-Minuten-Hilfsfrist mit einem Rettungswagen momentan nur in 70 Prozent der Einsätze eingehalten, sagt Kleinschmidt. „Der Gesetzgeber will aber, dass es 95 Prozent sind.“ Rund ein Viertel der Notrufe stamme von Menschen, deren Behandlung zwar notwendig, jedoch nicht so dringend sei, dass ein Rettungswagen ausrücken müsse. „Das liegt am Unwissen und Unvermögen der Menschen.“ Rücke der Rettungswagen aus, sei er in der Regel rund zwei Stunden unterwegs und nicht anderweitig verfügbar. „Gibt es währenddessen einen anderen Notfall, müssen Fahrzeuge aus anderen Bereichen kommen, die dann die Hilfsfrist meistens nicht einhalten können.“

Die Krankenkassen finanzieren das Projekt

Geplant sei, dass der Gemeindenotfallsanitäter in Gräfenhainichen ab dem 1. Juli eingesetzt werden kann. Dafür sollen bereits ausgebildete Notfallsanitäter mit Erfahrung im Rettungsdienst eine zusätzliche Ausbildung im Pflegebereich bekommen, erläutert Kleinschmidt. Ziel sei es, sechs bis acht Männer und Frauen für die neue Stelle einsetzen zu können, die mit einem extra zur Verfügung gestellten Fahrzeug ausgestattet werden. Finanziert werde dies von den Krankenkassen.

Der Leitstellen-Disponent schickt weiterhin das optimale Rettungsmittel zum Einsatzort.

Landrat Christian Tylsch begrüßt das Projekt, das auch vom Innenministerium unterstützt wird. „Mit dem Gemeindenotfallsanitäter haben wir das richtige Mittel in der Hand, um die hohe Qualität zu halten und sogar noch zu erhöhen“, sagt der CDU-Politiker. Sollte sich das Projekt bewähren, sei geplant, die speziell ausgebildeten Sanitäter auch in weiteren Bereichen des Landkreises einzuführen. Zudem betont der Landrat, niemand müsse Sorge haben, im Notfall nicht ausreichend medizinische Hilfe zu bekommen: „Der Leitstellen-Disponent schickt weiterhin das optimale Rettungsmittel zum Einsatzort.“

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