
Mit einem Anteil von über 60 Prozent in der Somatik und nahe 100 Prozent in der Psychiatrie ist die Gesundheit Nord (GeNo) die Nummer eins in der stationären Krankenhausversorgung in Bremen. Die Zahlen des Unternehmens für das Jahr 2021 lagen deutlich über den Planungen und auch dem Ist 2020: Der Umsatz stieg gegenüber 2020 um 3,2 Prozent auf 759 Millionen Euro, 45 Millionen Euro mehr als geplant. Das EBITDA (vor Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) erhöhte sich von 4,1 auf 29,6 Millionen Euro (rund 25 Millionen Euro mehr als geplant), das EBIT von minus 16,8 auf plus 6 Millionen Euro (Planungen wurden nicht veröffentlicht) und das EBT von minus 24,9 auf minus 2,8 Millionen Euro (25 Millionen Euro besser als geplant).
Wenig rosige Zukunftsaussichten
Was allerdings zu berücksichtigen ist: Der Umsatz profitierte von coronabedingten Ausgleichszahlungen von 39,1 Millionen Euro (2020: 53,9 Millionen Euro) zur Kompensation von Leistungsausfällen in Folge der Pandemie und Ausgleichen aus dem Bremen-Fonds in Höhe von 43,2 Millionen Euro (2020: 17,5 Millionen Euro). Der Case Mix (CM) reduzierte sich um 0,3 Prozent auf 83 396 Punkte. Die Gelder aus dem Fonds flossen zusätzlich zu den 15 Millionen Euro im sonstigen Ergebnis verbuchten Betriebsmittelzuschüssen der Hansestadt Bremen, unverändert zum Vorjahr. Das heißt, der Konzern ist nach wie vor im operativen Geschäft und als Ganzes hoch defizitär, was sich auch in einem auf minus 1,8 Millionen Euro reduziertem Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit (nach Zinszahlungen) widerspiegelt. Im Vorjahr lag der Cashflow aufgrund reduzierter Zahlungsziele der Krankenkassen mit 11,2 Millionen Euro über der Nulllinie. Die Bilanzqualität verschlechterte sich weiter: Das auf 995 Millionen (2021: 949 Millionen) erhöhte Vermögen war nur noch zu 24 Prozent (2021: 25 Prozent) durch Eigenkapital finanziert, zu 19 Prozent (2021: 20 Prozent) durch Fördermittel und die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten stiegen von 210 auf 234 Millionen Euro. Das entspricht 23 Prozent des Vermögens.
Die Zukunftsperspektiven sind wenig rosig und hängen entscheidend am Erfolg des aktuellen Sanierungsprogramms zur Erhöhung der Erlöse und Produktivität. Durch dieses sollen bis zum Jahre 2026 Ertragseffekte von über 100 Millionen Euro generiert werden und die Investitionsfähigkeit aus eigener Kraft wiederhergestellt werden. Bis dahin werden jedoch noch einige Steuergelder in den Betrieb fließen müssen, unter anderem zur Deckung des Investitionsbedarfs eines über 50 Jahren alten Bettenhauses am Standort Links der Weser. Für 2022 ist ein Umsatz von 715 Millionen Euro geplant, ein EBITDA von minus 23 und ein EAT von minus 55 Millionen Euro.
Johanniter: Gute Marktpositionierung
Plangemäß verlief das Jahr 2021 für den Johanniterkonzern: ein Unternehmen in den Bereichen Akut (Umsatzanteil 45 Prozent), Pflege (39 Prozent), Reha (14 Prozent) und MVZ (zwei Prozent). Der Umsatz konnte wie erwartet gesteigert werden – um 1,3 Prozent auf 1017 Millionen Euro. Zurückzuführen war dieser Anstieg auf Preissteigerungen und ein Plus in der Pflege bzw. Reha um 5,5 bzw. 4,9 Prozent. Der Bereich Akut schrumpfte dagegen um 3,4 Prozent, auch aufgrund reduzierter Corona-Ausgleichszahlungen, die von 55 auf 35 Millionen Euro sanken. Der Ertrag ging wie erwartet aufgrund des Wegfalls vielfältiger Einmaleffekte im Vorjahr deutlicher zurück: um 15,5, 34,9, 39,9 und 37,4 Prozent auf 93,4, 27,7, 22,6 und 58,3 Millionen Euro auf der Basis EBITDA (vor Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens und Pachtaufwendungen), EBIT, EBT und Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit.
Das Vermögen ist ausreichend eigen- bzw. gering fördermittelfinanziert und mit 27 Prozent leicht ansteigend bankenfinanziert.
Die Finanzlage ist damit weiter gut: Das von 968 auf 1019 Millionen Euro angestiegene Vermögen ist zu unverändert 34 bzw. 17 Prozent (2020: 19 Prozent) ausreichend eigen- bzw. gering fördermittelfinanziert und mit 27 Prozent leicht ansteigend bankenfinanziert. Bei dieser Betrachtung ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Unternehmen im Bereich Pflege überwiegend gepachtete Einrichtungen betreibt. Auch für 2022 rechnet der Konzern aufgrund der widrigen Marktverhältnisse bei einem steigenden Umsatz abermals mit einem rückläufigen Ertrag. Dennoch ist das Unternehmen zuversichtlich, sich mittel- bis längerfristig aufgrund der guten Marktpositionierung und der erreichten Größe positiv weiterzuentwickeln.
Asklepios: Ertragsrückgang im dritten Quartal
Trotz einer sich normalisierenden Corona-Lage schrumpfte der Ertrag im dritten Quartal 2022: Bei einer Reduzierung der Fallzahlen im stationären und ambulanten Bereich um 3,9 und 4,8 Prozent konnte der Umsatz zwar um 2,6 Prozent auf 1326 Millionen Euro gesteigert werden. Aufgrund eines überdurchschnittlichen Anstiegs der Material- und Personalaufwendungen um jeweils 4,2 Prozent und einer Reduzierung der Beteiligungserträge schrumpften allerdings EBITDA, EBIT und EBT um zwei, 9,3 und 17,1 Prozent auf 153,5 und 72,1 bzw. 59,6 Millionen Euro. Bei einer nachhaltigen Überwindung der Pandemie ist davon auszugehen, dass das Unternehmen unter anderem aufgrund zunehmender Synergieeffekte durch die Integration von der Rhön-Klinikum AG verstärkt und profitabel wachsen wird. Für das letzte Quartal 2022 und das erste Quartal 2023 werden allerdings weiter hohe Risiken gesehen. Gründe sind die anhaltend hohe Inflation und die unsichere Energieversorgungslage.
BG Kliniken: Hohe Verluste auch 2022 prognostiziert
Im Plan entwickelte sich 2021 das Geschäft der 2016 gegründeten BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH mit Sitz in Berlin. Ihr Umsatz erhöhte sich um 3,3 Prozent auf 1514 Millionen Euro – geplant waren 1400 bis 1500 Millionen Euro. Dies ist zurückzuführen auf einen Anstieg der Preise, Corona-Ausgleichszahlungen (in nicht veröffentlichter Höhe) und einen Anstieg der Fallzahlen um 2,2 Prozent auf 122734. Der CM stagnierte allerdings. Das EBITDA (vor Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) reduzierte sich um 52,7 Prozent auf 28,9 Millionen Euro, das EBIT von minus 6,7 auf minus 34,6, das EBT von minus 9,9 auf minus 37,2 (geplant waren minus 40) und der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit um 75,8 Prozent auf 16,2 Millionen Euro.
Bankverbindlichkeiten sind ein Fremdwort.
Die solide Finanzlage hat sich durch dieses Ertragsminus nicht wesentlich verschlechtert: Das von 2755 auf 2724 Millionen Euro reduzierte Vermögen ist nach wie vor hoch eigen- und fördermittelfinanziert. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich leicht von 51 auf 50 Prozent und die Fördermittelquote erhöhte sich von 30 auf 31 Prozent – Bankverbindlichkeiten sind ein Fremdwort. Das Urteil über das Unternehmen ist damit eindeutig: Größenbedingt und aufgrund hoher Synergiepotenziale verfügt der Konzern zwar über große Chancen. Mit Blick auf die Ertragslage ist jedoch noch viel zu tun. Für 2022 sieht der Plan einen Umsatzanstieg auf 1500 bis 1600 Millionen Euro vor und – wie im Vorjahr – ein EAT von minus 40 Millionen Euro.


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