Der Operationsbereich eines Krankenhauses stellt ein komplexes technisches System mit hoher Dynamik dar. Er ist geprägt durch eine Vielzahl von Personen- und Materialströmen, deren Koordination eine logistische Herausforderung ist. Schließlich müssen für eine erfolgreiche OP auch die Materialien und Patienten zur rechten Zeit am rechten Ort bereitstehen, um die Versorgungssicherheit für die Patienten zu gewährleisten.
Mehr als Transportplanung
Mit Hilfe der OP-Logistik sollen die medizinischen Prozesse durch passgenaue Logistikprozesse auf ausreichend dimensionierten Lager- und Handlungsflächen sowie bedarfsgerechten Technikeinsatz unterstützt werden. Die Planung des OP-Bedarfs an Arzneimitteln, Sterilgut und Medikalprodukten sowie die Flächenermittlung für die Gerätebereitstellung der jeweiligen OP-Säle sind notwendig. Im Mittelpunkt der Optimierung der Logistikprozesse stehen die Betrachtung der Versorgung und Entsorgung sowie die Lagerung von medizinischem Verbrauchsmaterialien im OP-Bereich. Neben den medizinischen Anforderungen müssen die hygienischen Aspekte sowie der Brandschutz bei der Planung der OP-Logistik berücksichtigt werden.
Bauphase um Bauphase zum neuen OP-Trakt im Klinikum Oldenburg
Als kommunales Krankenhaus versorgt die Klinikum Oldenburg gGmbH mit insgesamt 832 Betten jährlich rund 35.000 Patienten vollstationär und etwa 1.200 Patienten teilstationär. Die steigende Tendenz der Behandlungen und die hohen Qualitätsansprüche veranlassten das Klinikum, seine baulichen und strukturellen Gegebenheiten zu überdenken. Der OP als wichtigster Ort der Wertschöpfung rückte dabei in den Fokus. Das Klinikum Oldenburg entschied sich zu einem Aus- und Umbau des OP-Trakts. So entstehen in den kommenden Jahren in einem mehrstufigen Baukonzept Neu-, Um- und Erweiterungsbauten mit dem Ziel, den OP-Trakt dem Wachstum und den modernen Anforderungen entsprechend aus- und umzubauen. Zu Beginn der Bauplanung war die Sanierung von vier Operationssälen vorgesehen. Bald darauf erfolgte die Erweiterung des Bauvorhabens auf insgesamt 16 Operationssäle sowie der zugehörigen Lager- und Funktionsflächen. Insgesamt wird der gesamte Zentraloperationsbereich saniert, umstrukturiert und erweitert. Während der umfangreichen Baumaßnahme gab es zusätzliche Hürden zu meistern – beispielsweise den Wechsel der betreuenden Architekten und der OP-Teamleitungen sowie die Verlängerung und Ausweitung der Bauphasen. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll der neue OP-Trakt nicht nur den modernen baulichen Anforderungen entsprechen, die internen Logistikprozesse sollen ebenfalls eine Erneuerung erfahren. Bei Inbetriebnahme des neuen OP-Trakts und während der einzelnen Bauphasen werden sich hinsichtlich der logistischen Ströme und Prozesse grundlegende Veränderungen ergeben. Um einen reibungslosen Ablauf der medizinischen Prozesse zum Wohle des Patienten und fernab von Containerlösungen zu gewährleisten, bedarf es eines angepassten Logistikkonzepts für die Ver- und Entsorgung der OP-Säle.
Passgenaue Lösungen für jede Bauphase
Vor diesem Hintergrund war das Ziel des Projekts, mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Abteilung Health Care Logistics, ein logistisches Konzept zur Versorgung und Entsorgung des zukünftigen OP-Trakts zu erarbeiten. Es galt, die Versorgung und Entsorgung der Material- und Personenströme zu analysieren und auf die neuen baulichen und strukturellen Gegebenheiten anzupassen. Das logistische Konzept wurde sowohl für die einzelnen Baustufen als auch für den finalen OP-Trakt erarbeitet. Hierbei entstanden angepasste Lösungen für die einzelnen Bauphasen, um in der Übergangszeit bis zur Baufertigstellung die Patienten optimal zu versorgen.
Im Detail wurden folgende Aufgaben in enger Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam des Klinikums Oldenburg, den zuständigen Architekten und dem Projektteam des Fraunhofer IML erfolgreich gelöst: Die Organisation und Abwicklung der einzelnen Materialströme für die Ver- und Entsorgung, die Festlegung von Frequenzen und Bestellmengen für die Materialströme und die Begleitung einer Konzepterstellung zur Art der Lagerung und Lagerausstattung sowie zur Lagerzuordnung und -dimensionierung. Auch die Flächendimensionierung für Geräte, Sterilgut und Material, das Überprüfen der Umkleidekapazitäten und der Kapazitäten an OP-internen Transportwagen sowie die Erarbeitung von Tätigkeiten für Versorgungsassistenten im OP-Bereich und Personalkalkulation wurde geschaffen. Schließlich wurden auch Materialflüsse und Aufzugsnutzung während der Bauphasen festgelegt und die Flächen für Lager, Puffer und Geräte in den Bauphasen überprüft.
20 Prozent weniger Schrankbedarf
Die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Aufgaben machen die Komplexität deutlich. Zudem handelt es sich hierbei nicht um den Bau auf einer grünen Wiese, denn das Raumangebot für den Neu- und Umbau auf dem bestehenden Grundstück ist begrenzt. Die Architekten entwickelten auf Basis des Logistikkonzepts Layout- und Raumvorschläge. In enger Abstimmung mit dem Personal des Klinikums, den Architekten und dem Fraunhofer IML erfolgten Anpassungen, die das entwickelte Logistikkonzept widerspiegeln. So erwiesen sich beispielsweise die eingeplanten Umkleideräume für das OP-Personal als nicht ausreichend dimensioniert, weshalb das Umkleidenkonzept umgestellt und die dafür vorgesehenen Räume erweitert wurden. Ebenfalls konnten Engpässe nach der Dimensionierung der Flächen für Geräte, Sterilgut und Materialien ausgewiesen werden. Die Optimierung der Materialbestände für Apotheken- und Lagerartikel im Zentral-OP und der Kardioanästhesie, die eine Bereinigung der Materialien und eine Erhöhung der Bestellfrequenzen implizierte, reduzierte die Schrankbedarfe um 20 Prozent.
Im Ergebnis steht ein ganzheitliches OP-Logistikkonzept, das nicht nur optimierte Prozessabläufe und Ressourcenzugriffe der jeweiligen Fachbereiche gewährleistet, sondern auch zur Zufriedenheit der Mitarbeiter und Patienten des Klinikums Oldenburg beiträgt.


Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen