
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin setzt zukünftig flächendeckend auf die Erfassung patientenberichteter Gesundheits- und Lebensqualitätsmerkmale. Das aktive Einbinden der Patient*innenperspektive im Rahmen der Anamnese und Nachbetreuung ermöglicht eine verbesserte Entscheidungsgrundlage für das medizinische Personal und signifikante Steigerungen der Behandlungsqualität. Den Zuschlag für die Charité-weite Ausstattung bis Ende 2024 erhielt das in Berlin ansässige Unternehmen Heartbeat Medical.
Standardisierte und krankheitsspezifische Fragebögen
Durch das Einbeziehen individueller Gesundheitsmerkmale in Therapieentscheidungen können die Behandlungs- und Lebensqualität langfristig verbessert werden. Daher nutzen erste Abteilungen der Charité bereits seit 2016 patientenberichtete Ergebnismessungen (Patient-Reported Outcome Measures, PROMs). Zukünftig soll in allen Hochschulambulanzen sowie bei der stationären Aufnahme eine standardisierte Befragung der Patient*innen als Ergänzung zur Anamnese durchgeführt und mit automatischen Follow-ups ergänzt werden. Ab 2024 könnte in Folge die Patient Journey von bis zu 800 000 Patient*innen pro Jahr die Erfassung digitaler PROMs beinhalten.
Die patientenberichteten Daten zu körperlicher, psychischer und sozialer Gesundheit werden direkt von den Patient*innen vor Ort am Tablet oder dem eigenen Endgerät eingegeben. Die Ergebnisse stehen dem behandelnden Team in Echtzeit zur Verfügung. Sämtliche Abteilungen nutzen hierzu – unabhängig von der Erkrankung – einen standardisierten Fragebogen zur Einschätzung der allgemeinen Gesundheits- und Lebensqualität. Ergänzt wird die Erfassung um je einen krankheitsspezifischen Fragebogen, der auf das Krankheitsbild der Betroffenen angepasst ist.
Flächendeckende Einführung des PROMIS
Um neben krankheitsspezifischen Fragestellungen auch grundlegende Informationen zur individuellen Gesundheit vergleichbar erfassen und analysieren zu können, setzt die Charité unter anderem auf das Messsystem PROMIS. Erarbeitet von der Forschungsinitiative Patient Reported Outcomes Measurement Information System (PROMIS), ermöglichen die PROMIS-Skalen eine standardisierte und miteinander vergleichbare Ergebnisanalyse.
Bekannt als Item Response Theory (IRT) und Computer Adaptive Testing (CAT) ermöglichen diese Methoden die Vergleichbarkeit ganz individueller patientenberichteter Einschätzungen des Gesundheitszustandes. Durch die flächendeckende Einführung des PROMIS-Messsystems wird die Forschung des PROMIS National Center an der Charité bedeutend gestärkt und kann wichtige Impulse für das deutsche Gesundheitswesen liefern.
Verbesserung der patientenzentrierten Versorgung
Prof. Dr. Matthias Rose, Centrum für Patient-Centered Outcomes Research der Charité und Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, betont: “Die Zusammenarbeit bietet die Chance patientenberichtete Gesundheitsmerkmale als Teil der klinischen Routine zu erfassen, ähnlich wie die Messung von Laborwerten.“ Dadurch könne zum einen die individuelle Behandlung verbessert werden, zum anderen aber auch der Erfolg der Behandlung aus der Sicht der Patientinnen und Patienten auf einer stetig wachsenden Datengrundlage beurteilt werden. Dies sei eine der Voraussetzungen für eine Verbesserung der patientenzentrierten Versorgung und Forschung.





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