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Patient Journey AppDer direkte Draht zum Patienten

Die Sana Kliniken AG ergänzt papierbasierte Patienteninformationen zunehmend mit Smartphone Apps. Die Baumann-Klinik Orthopädie am Karl-Olga-Krankenhaus in Stuttgart war eine der ersten Kliniken in Deutschland, die ihre Patienten vor, während und nach dem Krankenhausaufenthalt mit einer App begleitet. Michael Rosenstock, Leiter Sana Digital, erläutert die Hintergründe.

Michael Rosenstock
Sana Kliniken AG
Michael Rosenstock, Leiter Sana Digital der Sana Kliniken AG.

Was hat Sie dazu bewogen, die App MeineSana Baumann Klinik einzuführen?

Grundsätzlich möchten wir den Patienten medizinisch optimal versorgen. Dazu gehört aus unserer Sicht auch, ihn bestmöglich zu informieren. Dies geschieht heutzutage in der Regel mündlich und mittels Papierunterlagen. Mit der App „MeineSana Baumann Klinik“ erhält der Patient nun ein zusätzliches und zeitgemäßes Informationsmedium, das er – Smartphone vorausgesetzt – immer dabei hat und das ihn optimal auf den bevorstehenden Eingriff vorbereitet. Denn: Nicht wenige Patienten, denen eine Operation bevorsteht und denen wir im Erstgespräch Papierbroschüren mitgegeben haben, rühren diese zu Hause nicht mehr an, verlieren oder verlegen sie, sodass die enthaltenen Informationen nicht mehr präsent sind. Mit der App „MeineSana Baumann Klinik“ haben wir nun die Möglichkeit, den Patienten zur rechten Zeit mit den richtigen Informationen zu versorgen und ihn an bestimmte Abläufe zu erinnern.

Mit welchen Informationen können Sie den Patienten über die App versorgen?

Wir können ihn zum Beispiel darauf aufmerksam machen, rechtzeitig seine Angehörigen über die bevorstehende Operation zu informieren oder seine Medikamente rechtzeitig abzusetzen. Die App teilt ihm auch mit, welche Dokumente er mitbringen muss. Und wir können den Patienten mit jederzeit abrufbaren und durch Ärzte geprüften, medizinischen Informationen zu seinem Eingriff und seiner Erkrankung versorgen, sofern er dies wünscht. Zudem gibt uns die App die Möglichkeit, den Patienten auch nach der OP zu Hause anzusprechen. Zum Beispiel können wir ihn daran erinnern, wie er das operierte Bein lagern kann, dass er einen Kontrolltermin vereinbaren sollte oder auch, wie sich der Prozess im Falle einer stationären Rehabilitation darstellt.

Warum haben Sie sich für diese App entschieden?

Es gibt viele sehr gute am Markt verfügbare Angebote. Bei vielen Anwendungen dieser Art ist es aber erforderlich, eine Schnittstelle zum Krankenhausinformationssystem (KIS) zu implementieren – und da wird es schnell sehr kompliziert und sehr teuer. Darüber hinaus muss man bedenken, dass es bei einer tieferen Integration meist auch um personenbezogene Daten geht, was bedeutet, dass die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit um ein Vielfaches höher sind. Wir haben jedoch mit der App „MeineSana Baumann Klinik“ eine Lösung gefunden, die keine direkte Personalisierung aufweist. Dadurch konnten wir schnell starten, das Risiko minimieren und ein niedrigschwelliges Angebot mit Mehrwert für unsere Patienten schaffen.

Wie funktioniert die App?

Es handelt sich um eine sogenannte „White Label“-Lösung, die wir nach Belieben benennen und mithilfe unserer Fachleute frei gestalten können. In unserem Fall heißen die Sana-Apps „MeineSana“ in Kombination mit dem Namen des jeweiligen Krankenhauses. Patienten laden sich einfach aus dem App Store oder Playstore die kostenlose Anwendung derjenigen Sana Klinik herunter, die ihn operiert. Verfügbar sind bereits die Apps „MeineSana Baumann Klinik“, „MeineSana Rummelsberg“, „MeineSana Bethesda Stuttgart“ und „Meine Sana Klinik München“. Beim erstmaligen Öffnen der App trägt der Patient sein OP-Datum ein. Anhand des angegebenen Datums zeigt ihm die App automatisiert in einer vorgefertigten Timeline, ähnlich zu einem Nachrichten-Feed, die jeweils relevanten Informationen zu seinem Eingriff an. Ferner kann die App auch Push-Nachrichten zustellen. Welche Push-Nachricht der Patient erhält, richtet sich danach, wie viele Tage der operative Eingriff vom heutigen Datum noch entfernt ist, sodass er nur die Erinnerungen erhält, die zum betreffenden Zeitpunkt relevant sind.  

Erhalten Sie über die App auch Rückmeldungen der Nutzer oder Informationen über das Nutzerverhalten?

Wir können über ein Content Management System des Anbieters nicht nur neue Push-Nachrichten einstellen, falls sich ein grundlegender Prozessschritt ändert, sondern auch externe Links zu Fragebögen einfügen. Dies gibt uns die Möglichkeit, sowohl den Patienten anonym zu befragen als auch Informationen zu teilen, die für alle Patienten der Fachabteilung relevant sind.

Ferner haben auch ein Dashboard, das uns nicht personalisierte Informationen über das Nutzerverhalten anzeigt, zum Beispiel welche Informationspunkte der App von Nutzern besonders häufig abgerufen werden, etwa die Funktionen „das Ärzteteam“ und „prä- und postoperative Übungen“, sowie die Anzahl der Downloads und der aktiven Nutzer.

Kann die App den Patienten auch während seines Krankenhausaufenthalts an Termine erinnern, beispielsweise wenn er zum Röntgen muss?

Das wäre wünschenswert. Aufgrund der komplexen und voraussichtlich sehr kostspieligen Anbindung an die IT-Systeme im Krankenhaus bilden wir dies derzeit nicht ab. Technisch möglich wäre es allerdings.

Können Sie mit der App auch elektronische Aufklärungsbögen verschicken?

Auch das wäre aus technischer Sicht möglich, allerdings sehen wir uns hier mit nicht zu vernachlässigenden Haftungsrisiken konfrontiert. Wer ist haftbar zu machen, wenn „nur“ elektronische Aufklärungsbögen im Einsatz sind und man dem Patienten aufbürdet, bei Fragen anzurufen statt einfach kurz zur Anmeldung hinüberzugehen? Wie können wir sicherstellen, dass der Patient die Aufklärung auch verstanden hat? Hier ist sicher auch noch Arbeit auf Seiten des Gesetzgebers zu tun.  

Wie zufrieden sind Sie mit der Patient Journey App?

Viel wichtiger ist die Frage, wie zufrieden unsere Patienten mit den darauf basierenden MeineSana Anwendungen sind – und das Ergebnis ist eindeutig: Die Patienten, aber auch das medizinische Personal sind hochzufrieden mit den Apps, den Funktionen und dem angebotenen Content. Wir würden natürlich auch gerne den ökonomischen Effekt evaluieren, zum Beispiel, ob eine Reduzierung der ausgefallenen Eingriffe oder aber eine Zunahme der behandelten Patienten in einem eindeutigen, statistischen Zusammenhang mit der Einführung der Apps steht, aber es sind zu viele unterschiedliche Einflussfaktoren am Werk. Wir wissen zwar, dass die Apps einen Mehrwert haben, aber ein monetärer Return on Investment lässt sich nur eingeschränkt ableiten.

Wie überzeugen Sie einen Chefarzt, damit er die App einführt?

Zuallererst: Die Chefärzte der Sana sind in der Regel nicht diejenigen, die wir von der Einführung von digitalen Produkten überzeugen müssen. Zum ganz überwiegenden Teil haben wir sehr innovativ denkende Kollegen, die gerne bei solchen Innovationsprojekten mitarbeiten. Nichtsdestoweniger gab es anfangs eine gewisse Henne-Ei-Situation, da auch an uns die Personalknappheit nicht spurlos vorübergeht. Da hilft es natürlich, wenn die Zentrale mit einem Innovationsbudget bei der Finanzierung des Pilotprojekts zur Seite springt. Seit sich die Vorteile der App unter unseren Ärzten herumgesprochen haben, ist das Interesse nochmal gestiegen.

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