
Selten war ein Innovationsbedarf klarer erkennbar als bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Deutschland hinkt hier schlicht hinterher, so das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahre 2018. Im Ranking von 17 EU- und OECD-Ländern landete die Bundesrepublik auf dem vorletzten Platz. Am besten schnitt Estland ab, gefolgt von Kanada, Dänemark, Israel und Spanien. Hinzu kommt, dass unsere Krankenhäuser in punkto Digitalisierung noch rückständiger sind als das Gesundheitswesen insgesamt, auch weil sie anders als niedergelassene Ärzte und Apotheken keine starke Lobby haben.
Sammelsurium von Nischenlösungen
Und wo man auf Digitalisierung setzt, bleibt es oft Stückwerk. Beispiel Krankenhausinformationssystem – KIS: In vielen Kliniken gibt es bis heute nicht DAS eine System, sondern ein Sammelsurium von Nischenlösungen unterschiedlicher Anbieter. Die sind zwar häufig jede für sich leistungsfähig, aber nicht integriert, kommunizieren nicht wirklich miteinander.
Ursächlich dafür ist in der Regel die unzureichende Kooperation der Hersteller. Und genau an dieser Stelle setzt die SAP Healthcare-Initiative an. Ende 2020 gestartet, verbindet sie generische Komponenten gängiger SAP Standardprozesse mit branchenspezifischen Lösungen, indem sie alle Anbieter an einem – virtuellen – Tisch zusammenbringt. Technische Basis bildet dabei die Business Technology Platform von SAP, eine offene Entwicklungsplattform, die neben den Partnern auch SAP-Kunden selbst zur Verfügung steht.
„Niemand kann alles alleine.“
„Es geht uns bei dieser Initiative ausdrücklich um Zusammenarbeit und das gemeinsame Schaffen ,“ so Daniela Sellmann, Director Customer Advisor Healthcare bei SAP. „Niemand kann alles alleine. Das gilt aufgrund der wachsenden Komplexität unserer Welt in Zukunft noch mehr als heute.“
SAP fördert mit dieser Initiative lokal, im deutschsprachigen Raum, die globale SAP Industry Strategie für das Gesundheitswesen, indem aktuell zehn Partner auf der SAP Business Technology Plattform entwickeln, weitere werden hinzukommen. Inhaltlich dreht sich die Zusammenarbeit stets um Digitalisierungslösungen für Krankenhäuser. Wobei die einheitliche Plattformtechnologie für jene Interoperabilität und Integration unterschiedlicher Lösungen bürgt, an der es bisher wie beschrieben oft mangelt.
Ein Beispiel dafür – und für die erfolgreiche Kooperation der SAP-Partner untereinander – ist eine Lösung zur sogenannten Pflegepersonaluntergrenzenverordnung. Krankenhäuser müssen mithilfe einer transparenten Personaleinsatz- und Schichtplanung beweisen, dass sie diese Untergrenzen nicht unterschreiten. Die dazu notwendige Software entwickelten zwei Partner. Sie verbanden eine Software für die aktuelle Schichtplanung mit Analytics-Werkzeugen, die Anwendung liefert so auch valide Prognosen für künftige Bedarfe und ihre Erfüllbarkeit. Durch die gemeinsamen Entwicklungen in der Partnerinitiative für das Gesundheitswesen auf der SAP Plattform, nimmt der Enduser keinen Bruch während der Nutzung wahr – er nutzt beide Anwendungen als integrierte Lösung.
Andere Kooperationen leisten einen Beitrag zur Digitalisierung der Personalwirtschaft in Kliniken oder zur Kostenkalkulation für klinische Studien.
Bund und Länder stellen 4,3 Milliarden Euro bereit
Solche Partnerschaften passen auch wie maßgeschneidert zum Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und seinem Förderprogramm, in dessen Rahmen Bund und Länder insgesamt 4,3 Milliarden Euro für Investitionen in moderne Notfallkapazitäten und in die Digitalisierung von Kliniken bereitstellen. Verabschiedet wurde das Gesetz im Sommer 2020, Ausgangspunkt war ein von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geschaffener Think Tank zur Zukunft der Krankenhäuser.
„Jede Krise eröffnet auch neue Chancen, und diese Chance hat die Politik tatsächlich genutzt“, so Daniela Sellmann, Director Customer Advisor Healthcare bei SAP. Um Fördermittel bewerben können sich Kliniken seit dem 2. September 2020, es gibt elf sogenannte Fördertatbestände.
„Bei vielen dieser Tatbestände geht es um die Digitalisierung von Prozessen, deren Rückständigkeit viele von uns schon erlebt haben“, so Daniela Sellmann „Medikationen beispielsweise werden vielerorts bis heute wochenweise manuell vorsortiert und in einer Art analoger Exceltabelle erfasst.“ Auch die Aufnahme ins Krankenhaus inklusive Anamnesegespräche laufe oft noch vollständig analog ab mit der Folge, dass Patienten drei, manchmal sogar viermal dieselben Fragen beantworten müssen.
Datenschutz ist überragend wichtig
Solche – und viele andere – Prozesse durchgängig digital zu gestalten ist ein zentrales Anliegen des Förderprogramms – und auch der SAP Healthcare-Partnerinitiative.
Zum Beispiel mithilfe des Patientenportals des SAP-Partners OPASCA, über das die Aufnahme im Krankenhaus ähnlich abläuft wie der Self-Check-In am Flughafen. Oder durch das Entscheidungs- und Unterstützungssystem der Firma Healex. Nach einer Diagnose wertet es die Daten von anderen Patienten mit vergleichbarer Krankheit aus, sucht in deren Therapien nach Mustern, um herauszufinden, welche Behandlung mutmaßlich die besten Erfolgsaussichten hat.
Vieles rechnet sich auch ohne Fördermittel
Fördermittel in Zusammenhang mit dem KHZG beantragen muss natürlich das Krankenhaus selbst, anschließend wird ein Projekt ausgeschrieben. Unternehmen, die eine nachgefragte Lösung im Angebot haben, werden anschließend nicht nur zu Lieferanten, sondern vor allem zu Projekt- und Umsetzungspartnern. Wobei, und das ist Daniela Sellmann wichtig, „Krankenhäuser bei ihren Vorhaben nicht nur auf die jetzt offerierten Fördermittel abzielen sollten. Der Nachholbedarf im deutschen Gesundheitswesen ist riesig, und viele Digitalisierungsprojekte rechnen sich auch ohne das Geld von Bund und Ländern.“
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