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Tagung der Klinik-IT-Leiter"AAL wird uns weitere Aufgaben zukommen lassen"

Auf ihrer Herbsttagung sprachen Krankenhaus-IT-Leiter über technische Entwicklung und organisatorische Veränderungen in der Klinik-IT. Wie sich die Evolution der Technologien in Richtung IP und Verarbeitung von Daten auf seine IT-Abteilung auswirkt, beschreibt Helmut Schlegel, IT-Chef im Klinikum Nürnberg, im Interview.

Interview mit Helmut Schlegel

Welche Grenzbereiche sind relevant für die IT-Abteilungen?
Die Medizintechnik arbeitet bereits – in welcher organisatorischen Form auch immer – mit der IT; non-DICOM-Daten stellen allerdings die IT-Leiter nach wie vor vor große Herausforderungen. Bereiche wie Telefonie sind vielerorts in die Krankenhaus-IT integriert. Die Büroautomation – zum Beispiel Kopierer oder Fax – ist ebenfalls in vielen IT-Abteilungen Teil des Aufgabengebiets. Neu hinzu kommen zurzeit Gebiete wie die IT für das Facility Management; hierzu zählen auch Teile der Gebäudeleittechnik.

Wie gestaltet sich diese Annäherung?
Wir haben kürzlich ein großes neues Klinikgebäude eröffnet. Es führt eine Reihe von Funktionen aus Bestandsgebäuden zusammen, beispielsweise Zentral- und Hygienelabor in einem Labortrakt. Auch ein Hubschrauberlandeplatz wurde eingerichtet. In einem fortgeschrittenen Stadium des Projekts involvierte man die IT: So sollten Publikumsbereiche und der Landeplatz per Video überwacht werden, inklusive Übertragung der Daten an die Luftrettungsstellen. Dazu war ein Videomanagementsystem mit Funktionen wie Zugriffskontrolle und Aufzeichnung gewünscht. Eine elektronische Schließanlage mit Zugangsberechtigungen und Protokollierung sollte über ein Schlüsselverwaltungssystem die Zutritte in Gebäudeteile nur noch Berechtigten gewähren. Im Labortrakt benötigte man ein Temperaturmonitoring von Räumen und Kühlschränken; die resultierenden Daten müssen langfristig archiviert werden – beispielsweise für die Kühlkettenkontrolle der Blutprodukte. Bestandteile dieser Lösung sind aus IT-Sicht das Abgreifen technischer Werte sowie die Übertragung, Speicherung, Verfügbarmachung sowie Alarmierung bei Überschreiten von Grenzwerten. Prozessverantwortlich ist dabei laut ISO 9001 der Ansprechpartner im Fachgebiet. Und die Implementierung dieser Anwendungen, die häufig von externen Bauplanern ohne IT-Affinität und ohne IT-Masterplan kommen, hatte natürlich im Rahmen der vorgegebenen Bautermine zu erfolgen. Bei diesen neuen Applikationen tragen wir als IT die Verantwortung für Technologien, Schnittstellen, Server und teilweise für das Risikomanagement.

Wo liegen die besonderen Herausforderungen?
Zum einen bei den Ressourcen: Solche neuen Projekte fließen in das Aufgabenkontingent der IT ein – hinsichtlich des Aufsetzens und Betreibens der Lösungen. Dies verringert unsere Ressourcen für die Prozessinnovation. Außerdem birgt die mitunter relativ späte Einbindung der IT im Projektverlauf Risiken. Daraus resultieren finanzielle Schwierigkeiten: Wenn auch Investitionen beim Bau berücksichtigt sind, so werden doch der Unterhalt für Pflege und Wartung sowie spätere Reinvestitionen dem gedeckelten IT-Budget zugeordnet, was unsere zukünftigen Möglichkeiten schmälert. Ferner stellt sich die Frage nach der Qualifikation – IT-Mitarbeiter benötigen für solche neuen Aufgaben Know-how, das man kurzfristig durch Schulungen aufbauen muss.

Wie kann ein IT-Leiter Verbesserungen herbeiführen?
Was auf der Hand liegt, geschieht leider aus ökonomischen Zwängen nicht – dass entsprechende Budgets und Ressourcen aus der Haustechnik in die IT verschoben werden. Wir können das Geschehen lediglich in unseren Budgetverhandlungen – hinsichtlich "Run IT" gegenüber "Build IT" – transparent machen.

Welche längerfristigen Trends sehen Sie?
Perspektivisch wird Ambient Assisted Living uns ITlern weitere Aufgabenfelder zukommen lassen: Telemedizinlösungen werden künftig chronisch kranke ältere Menschen dabei unterstützen, länger zuhause zu leben und dabei durch medizinisches Monitoring aus der Distanz vor Notfällen geschützt zu sein. Telemetrische Daten werden online an eine medizinische Servicestelle übertragen, automatisiert mit dem Patientenprofil verglichen und bei Diskrepanzen an Ärzte gemeldet, die dann den Fall beurteilen und ggf. Hilfe beschaffen. Welche Rolle Krankenhäuser in den entstehenden Geschäftsmodellen spielen, muss sich noch herausstellen. Eines ist klar: Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten – so entdecken seit einiger Zeit die Akteure auf dem Gebiet der Gebäudeautomatisierung dieses Gebiet für sich.

Helmut Schlegel sitzt im Vorstand des Verbands der Krankenhaus-IT-Leiter (KH-IT).

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