Interview mit Achim Schäfer
Warum haben Sie sich vor zwei Jahren dazu entschieden, in ein regionales Versorgungsmanagement zu investieren?
Das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe verfügt über eine lange Erfahrung und hohe Kompetenz im Bereich der Pneumologie. Es ist mit seinem Akutkrankenhaus sowie den Reha- und Pflege- Einrichtungen bereits heute ein übergreifendes Gesundheitsunternehmen. Die Entscheidung für ein regionales Versorgungsmanagement, wie wir es mit dem Projekt "COPD regional" (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) gestartet haben, gibt uns die Möglichkeit, unsere Stärken in der Patientenversorgung mit geeigneten Partnern in der Region bekannt zu machen. Dies sichert uns ein gutes Partnernetzwerk, eine enge Bindung zu den Patienten und somit auch mittelfristig Erlössteigerungen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir möchten uns als MZG um Patienten mit einer COPD-Erkrankung kümmern. Unser Ziel ist, sicherzustellen, dass der Patient auch nach der Entlassung aus dem Akutkrankenhaus eine optimale Weiterversorgung erhält. Mit diesem Ziel verbinden wir einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen pneumologischen Zentren, und wir möchten mit unserem regionalen Konzept eine hohe Anziehungskraft für COPD-Patienten erreichen.
Bitte beschreiben Sie Ihr Konzept
Mit dem Projekt "COPD in OWL" haben wir ein Konzept entwickelt, bei dem wir uns um Patienten kümmern, die mit einer COPD-Erkrankung in unser Krankenhaus kommen. Mit unserer neu geschaffenen Patientenkoordination, die sich insbesondere um das Versorgungsmanagement nach Entlassung kümmert, erhalten COPD-Patienten ein erweitertes Angebot. Dabei entwickeln wir für den Patienten einen individuellen Versorgungsplan, der sich stark an der jeweilige Lebenssituation ausrichtet. In Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren, die sich auch ambulant um den Patienten weiter kümmern – wie niedergelassenen Ärzten, Atemtherapeuten, Lungensportgruppen u. a. – schaffen wir ein Netzwerk in der Region, das die Weiterführung der von uns im Rahmen des Entlassmanagements organisierten Nachversorgung unterstützt. Der Patient fühlt sich im Projekt "COPD in OWL" damit gut aufgehoben und betreut.
Wie geschieht die Realisierung?
Wir stecken noch mitten in der Umsetzung. Nach der sehr ausgereiften Konzeptentwicklung haben wir damit begonnen, in unserer Karl Hansen Klinik eine Patientenkoordination aufzubauen, die nun alle Patienten im Kontext des Entlassmanagements aus einer Hand betreut. In einem nächsten Schritt werden wir nun in diesem Team einen COPD-Koordinator etablieren, der sich speziell um diese Patienten kümmert und das Versorgungsteam im Krankenhaus und im ambulanten Bereich koordinierend unterstützt. Parallel dazu bauen wir die bereits in Betrieb genommene IT-Plattform für das Entlassmanagement schrittweise im Hinblick auf die Vernetzung der externen Partner aus. Dies ermöglicht es uns, alle am Entlass- und COPD-Management beteiligten Akteure prozessorientiert einzubinden.
Welche Hürden hatten Sie bei der Umsetzung zu nehmen?
Ein solches Projekt erfordert für alle Mitarbeiter ein Umdenken im Hinblick auf die gemeinsame interprofessionelle Gestaltung patientenorientierter Versorgungsprozesse. Diese Hürde haben wir insbesondere durch die Etablierung der Patientenkoordination als zentralen "Kümmerer" und durch die Zusammenführung aller an der Behandlung der COPD beteiligten Berufsgruppen in einem virtuellen COPD-Team erreicht. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Einbindung der externen Partner in der Region und der Einbindung des Patienten. Hierbei besteht die größte Herausforderung darin, die Akzeptanz für ein solches Projekt bei allen relevanten Akteuren und insbesondere bei den niedergelassenen Ärzten zu fördern. Unsere Kommunikationsstrategie beinhaltet aus diesem Grund auch eine Internetplattform zum Projekt "COPD OWL", die wir derzeit freischalten. Die Technologie und das Internet helfen uns dabei, das Thema COPD sowie unser Projekt allen Partnern in der Region und den Patienten zu vermitteln.
Wie lautet Ihre Empfehlung an die Kollegen in der Branche?
Entwickeln Sie eine regionale Versorgungsstrategie, die besonders auf Ihre hohe medizinische Kompetenzund und Ihre lokale Situation angepasst ist. Es empfiehlt sich, bei einem solchen Projekt fachabteilungs- und berufsgruppenübergreifend zu denken. Für externe Partner, die Sie für das Projekt gewinnen wollen, benötigen Sie klare Anreize, die sich dann aber auch in der Entwicklung von Geschäftsmodellen – z. B. durch mittelfristig zu erreichende Versorgungsverträge – erzielen lassen. Solche Projekte bedürfen aber auch Partnern aus der Industrie, die Konzepte mit entwickeln können und Technologien anbieten, die ein regionales Versorgungsmanagement unterstützen.


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