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USAAntizipierter IT-Fachkräftemangel

Die IT-Offensive der US-Regierung schwemmt viel Geld ins Gesundheitssystem und sorgt für eine Menge Arbeit. Die Branche warnt vor Fachkräftemangel.

„Viele Firmen für Gesundheits-IT suchen sich ihre Fachkräfte zunehmend aus anderen Branchen“, sagt Stephen Lieber. Er ist Präsident der Healthcare Information and Management Systems Society, kurz Himss, der weltweit größten Messe für Gesundheits-IT, die diese Woche in Atlanta stattfand. IT-Fachkräftemangel ist ein Topthema der Messe. „Der Mangel ist noch nicht da, aber er kommt“, verspricht Lieber, „wir antizipieren ihn hier auf der Messe“. Denn durch die neue IT-Offensive der Regierung von Barack Obama, die in den nächsten fünf Jahren rund 50 Milliarden Dollar ins System schwemmt, entstehen viele neue Aufträge für IT-Unternehmen. Lieber rechnet deshalb in den USA mit bis zu 50.000 vakanten Stellen in den nächsten Jahren.

Fachkräftemangel war jedoch nur eines von vielen Topthemen auf der Himss, die in ihrer Größe international einzigartig ist. Im Kongresszentrum von Atlanta, im US-Bundesstaat Georgia, stellten über 900 Firmen aus, zum Teil auf riesigen Ständen. Die Besucherzahl ist mit über 27.000 in drei Tagen genauso hoch wie im Vorjahr – von Krise ist hier nichts zu spüren.

Apps für die Gesundheitsakte
Viele Themen des Kongresses ähneln denen auf deutschen Kongressen. Interoperabilität, staatliche Regulierung oder Telemedizin stehen oben auf der Agenda. Viel Aufmerksamkeit widmete die Himss außerdem dem Thema „Personal Health Record“, der patientengeführten Gesundheitsakte. Google und Microsoft konkurrieren in diesem Markt, und viele andere Unternehmen in den USA bieten eine solche Akte an. Einige Unternehmen, zum Beispiel Microsoft, greifen dabei die Strategie auf, die Apple mit seinem I-Phone verfolgt: Sie fordern andere Unternehmen auf, für die Gesundheitsakte Applikationen zu programmieren – sogenannte Apps – und die über die Gesundheitsakte anzubieten. In Deutschland übernimmt ab sofort Siemens die Vermarktung der Microsoft-Akte „Health Vault“. Über die Entwicklung in diesem Geschäftsfeld darf man also gespannt sein. Bisher hapert es allerdings noch am Kunden. Die Inter Component Ware, mit „Lifesensor“ Marktführer in Deutschland, hat trotz großer Anstrengungen weniger als 100.000 Kunden. In den USA sieht es nicht viel besser aus. „Die Verbraucher haben bisher wenig Interesse an IT-Services, die ihre Gesundheit betreffen“, so Lieber. „Ich hoffe, dass sich das ändert, aber es dauert noch mindestens fünf Jahre, bis richtig Bewegung in den Markt kommt.“

Militär referiert
Was auffällt auf der Himss ist die Präsenz des Militärs. Army, Airforce, Navy – alle Truppenteile sind vertreten – oft auch als Referenten auf dem Kongress. Das Militär hat ein eigenes Gesundheitssystem, und wenn es um Datensicherheit oder das effektive Verbreiten von Informationen geht – beispielsweise durch Telemedizin – ist die Truppe häufig Innovationsführer. „Wenn sie alle drei Jahre woanders sind, haben sie eine große Motivation, Daten schnell und sicher zu transportieren“, erklärt Lieber.

Expansion der Himss
Die Himss, mit ihrer Mischung aus Kongress, Industriemesse und Netzwerk-Events ist ein Erfolgsprojekt. IT-Messen wie die deutsche Conhit, die im April stattfindet, orientieren sich an dem Konzept. Doch auch die Himss hat expandiert. Nächste Woche findet die Himss-Europa in Barcelona statt, weitere Messen in Asien und dem Mittleren Osten sind etabliert. Das Konzept der Ableger unterscheidet sich ein bisschen von der US-Mutter, die eindeutig den US-Markt fokussiert. „Wir wussten, dass fast jedes Land eine Leitmesse für Gesundheits-IT hat. Deshalb sind die Himss in den anderen Regionen internationaler. Solche multinationalen IT- Messen gibt es in Europa oder Asien bisher nicht“, unterstreicht Lieber.

Lieber ist als Himss-Präsident in den USA eine einflussreiche Person. Nächste Woche reist er nach Barcelona zur Himss-Europe. Einen schönen Slogan für die IT-Branche liefert Lieber im Gespräch mit kma gleich mit. „Der bessere Gebrauch von Technik rettet Leben und reduziert Kosten.“

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