Reisen Sie zur conhIT? Wenn ja – was erwarten Sie? Wenn nein, warum nicht?
Der conhIT-Besuch ist fester Bestandteil meiner Jahresplanung. Messen wie Cebit und Medica sind für den IT-Entscheider im Krankenhaus nur noch bedingt relevant. Der Fokus des Marktes verschiebt sich. Ich erwarte die Gelegenheit zum Austausch mit Lieferanten und nutze die Messe für Termine zur Unterstützung interner Projekte. Ebenso bin ich als Vorstandsmitglied beim Bundesverband der Krankenhaus-IT- Leiter im Rahmen verschiedener Initiativen vor Ort.
Was ist für Sie 2013 das wichtigste IT-Projekt?
Wir setzen uns derzeit intensiv mit einem Projekt zur mobilen Datenerfassung auseinander. Entsprechend sind die Teilthemen in den Bereichen WLAN, Dienstangebote via WLAN, Mobile Devices (nicht BYOD) und sachgerechte Mobilität der Software-Lösungen angesiedelt.
Über welche Entwicklung im Gesundheitswesen haben Sie sich zuletzt besonders geärgert?
Unsinniger, politisch motivierter und kostenintensiver Ausbau der Elektronischen Gesundheitskarte zu Lasten einer Telematikinfrastruktur mit echten Interoperabilitätsmerkmalen. Das "Projekt" verursacht derzeit ausschließlich Kosten und keinerlei betriebswirtschaftlich messbaren Nutzen für die Kliniken und wohl allen anderen Systembeteiligten.
Was wären die drei Dinge, die Sie als Gesundheitsminister zuerst angehen würden?
Wer will schon einen Ministerposten? Zumindest hätte ich kein Risiko mit einem Doktortitel! Ein Prioritätsthema wäre sicherlich die Auflösung der Kassenärztlichen Vereinigungen und Einführung der Direktabrechnung im ambulanten Bereich (analog §301). Das spart Millionen im System die sinnvoller angelegt werden können. Ein zweites Thema wäre die Einführung eines Quittungssystems: Jeder Versicherte quittiert die Leistung des Arztes beim Praxisbesuch im Sinne eines Lieferscheines. Das würde eine weitere Kontrollebene schaffen und die Sensibilität der Versicherten für die Kosten schärfen. Als Drittes würde ich die Dokumentationsauflagen zurückführen. Stand heute werden erhebliche Ressourcen in Pflege & Medizin durch Dokumentationsaufwand zur qualitativen Absicherung immer knapper finanzierter Leistungen gebunden. Das gilt sowohl für Pflegeeinrichtungen als auch für Akuteinrichtungen. Große Teile des Personals werden damit zu artfremden Tätigkeiten gezwungen. Während die Budgetsteigerungen die Kostenbelastungen nicht kompensieren und somit kein ergänzendes Personal bereitgestellt werden kann.
Wie viel Prozent ihres Umsatzes sollten Kliniken in ihre IT investieren?
Geht man davon aus, dass der Mittelwert vermutlich bei 1,8 – 2,4 Prozent (ohne Personalkosten) liegt und von einer weiter fortschreitenden Entwicklung Richtung Integration Medizintechnik und Kommunikationstechnik (bis hin zur Patientenversorgung), so muss diesen Veränderungen mit wirtschaftlichen Anpassungen entsprochen werden. Die IT ist in diesen beiden Maßnahmenfeldern nicht Treiber der Aktivitäten, aber zur Reaktion, Bereitstellung und Betrieb von Lösungen gezwungen. Dies erfordert Anpassungen an den Budgets, so dass ein Wert zwischen 2,5 und 3,5 Prozent aktuell wesentlich realistischer erscheint. Mit Banken und der Automobilindustrie muss ja nicht konkurriert werden. Die Veränderungen die aus allen Technologiebereichen resultieren sind jedoch unvermeidlich.
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