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I-SoftDer Kunde CSC wird König

Die amerikanische Computer Science Corporation (CSC) hat ein Übernahmeangebot für I-Soft gemacht. Dass der Kauf ohne Konkurrenzangebote über die Bühne geht, ist wahrscheinlich - schließlich ist CSC der größte Kunde.

Die Ausgangssituation ist prekär. Die beiden Firmen CSC und I-Soft sind Partner beim National Programme for IT (NPfIT) für den National Health Service (NHS) in Großbritannien - das größte nicht-militärische IT-Projekt der Welt. CSC als IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen setzt auf die Lorenzo-Software von I-Soft und hat in den vergangenen Jahren die Entwicklungsarbeit an dem Programm ohnehin schon massiv unterstützt. Das Projekt ist so weit fortgeschritten, dass ein Neuanfang keine Alternative ist. Was also tun mit dem angeschlagenen Partner, der mit rund 300 Millionen US-Dollar in den Miesen und damit womöglich vor dem Aus steht? Antwort: Noch einmal 180 Millionen drauflegen und kaufen. "Wir sind vertraglich verpflichtet, Lorenzo ordnungsgemäß an das NHS auszuliefern", erklärt Andrew Spence, CSC Healthcare Strategy Director, "und deshalb ist es uns wichtig, dass I-Soft ein starkes und gesundes Unternehmen ist. Die finanziell angespannte Lage ist ein wichtiger Grund für den Kauf."

Aber nicht der einzige, wie Spence und auch Horst Martin Dreyer, Director Healthcare bei CSC zuständig für Zentraleuropa, betonen: "Die Akquisition soll CSC auch helfen, das Healthcare-Geschäft in anderen Ländern voranzutreiben." Die Strategie von CSC habe sich in den vergangenen Jahren dahingehend gewandelt, dass man das Gebiet Healthcare weiterentwickeln möchte. 2007 sei man noch nicht so weit gewesen. Da gab es schon einmal die gleiche Situation, damals hatte der australische Software-Hersteller IBA den Zugriff bekommen - allerdings in enger Absprache mit CSC als größtem Kunden. Heute passt der Zukauf eines global aufgestellten Produktunternehmens zum Wunsch, das eigene Portfolio zu komplementieren, führt Spence an: "Wir kaufen heute auch, weil wir meinen, Produkte und Kunden passen sehr gut zu CSC. I-Soft ist ja auf Märkten in fast allen Erdteilen präsent. Für uns besonders interessant, neben Europa, ist Lateinamerika. Die vorhandenen spanischen Produkte sollen uns beispielsweise den Eintritt in den südamerikanischen Markt ebnen."

Und Deutschland?

Peter Herrmann, Managing Director der Geschäftseinheit I-Soft Continental Europe, sieht die Kaufabsicht pragmatisch bis optimistisch: "Dadurch das CSC kein eigenes Produkt für diesen Markt hat, dürfte es etwas einfacher werden. Wir müssen uns keine Gedanken um Integration der Systeme machen, sondern nur die Unternehmenskulturen zusammenführen." Auch das ist meist schon einigermaßen kompliziert. Hier der Beratungs- und Dienstleistungsriese mit seinen Millionenaufträgen, dort das Produktunternehmen, das sich vor allem in einem mittelständisch geprägten Markt mit vielen Kleinaufträgen agiert. Synergien sehen Herrmann und Dreyer vor allem auf der Vertriebsebene.

Dem Produkt und der Philosophie Lorenzos werde das guttun. "Der Kauf ist auch ein Signal an die Kunden, dass I-Soft stabil ist und die aktuellen Produkte am Markt bleiben und weiterentwickelt werden", meint Spence. Ob der I-Soft-Kauf der Einstieg in das weltweite KIS-Geschäft oder doch nur Rettungsanker für das NPfIT ist, wird sich später zeigen.

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