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Digitalisierung und VernetzungDeutsche Krankenhäuser hinken hinterher

Pünktlich zur Conhit, der Messe für Gesundheits-IT nächste Woche in Berlin, fördert eine Studie im Auftrag der EU-Kommission ein bedenkliches Ergebnis zutage: Kliniken hierzulande schneiden im Vergleich mit Krankenhäusern in anderen europäischen Ländern schlechter ab insbesondere bei der elektronischen Übermittlung von Befunden, Patientenbriefen und Laborergebnissen an Ärzte, Krankenkassen oder andere externe Akteure.

Ein umfassender elektronischer Datenaustausch scheitert in Deutschland oft bereits an der IT-Infrastruktur: Nur 6 Prozent der Kliniken mit Akutversorgung sind mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens auf regionaler beziehungsweise nationaler Ebene vernetzt, heißt es in der Studie, die die Wirtschaftsprüfer PWC im Auftrag der EU-Kommission erstellt haben. In Dänemark, Island und Schweden gilt dies hingegen für gut 50 Prozent der Häuser, in der EU insgesamt sind immerhin 15 Prozent der Kliniken in ein übergreifendes IT-Gesundheitsnetzwerk eingebunden.

Jede 7. Klinik hat keine elektronische Patientenakte
Auch bei der Digitalisierung der internen Daten sind deutsche Kliniken im Rückstand. Eine umfassende elektronische Patientenakte, die Untersuchungs- und Behandlungsergebnisse für alle beteiligten Ärzte zugänglich macht, gibt es nur in rund zwei von drei deutschen Kliniken. Damit liegen die inländischen Krankenhäuser lediglich knapp über dem EU-Durchschnitt (57 Prozent). Gut jede siebte deutsche Klinik der Akutversorgung hat sogar überhaupt keine elektronische Patientenakte.
"Durch die konsequente Nutzung digitaler Technologien ließen sich erhebliche Effizienzreserven heben: Der Informationsaustausch zwischen Kliniken und ambulanten Akteuren würde durch die Vernetzung schneller und sicherer, Ärzte und Gesundheitspersonal würden im Klinikalltag von administrativen Aufgaben entlastet. Doch schrecken viele Krankenhäuser bzw. deren Träger vor den notwendigen Investitionen zurück, da sich diese erst mittel- bis langfristig auszahlen", kommentiert Michael Burkhart, PwC-Partner und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma.

Nur die Hälfte der Krankenhäuser haben eine IT-Strategie
Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die Krankenhäuser künftig schnellere Fortschritte bei der Digitalisierung machen. Nur die Hälfte der Kliniken in Deutschland verfügt über eine IT-Strategie, und gerade einmal jedes vierte Haus bekommt öffentliche Zuschüsse, um Digitalisierung und Vernetzung voranzutreiben.

201 deutschen Kliniken haben sich beteiligt
Für die Studie wurden 1.717 Akutkliniken in der EU sowie Norwegen und Island befragt. Aus Deutschland beteiligten sich 201 Krankenhäuser.

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