Bernd Behrend, IT-Leiter Alb-Fils-Kliniken, Göppingen
Zwei Millionen Euro wären großartig! Endlich könnten wir den Investitionsstau abschmelzen und die IT-Planungen der kommenden sieben Jahre stemmen! Erstes Ziel wäre es, das Papier los zu werden. Dazu müssen wir die IT mobil machen und mit Hilfe von WLAN ans Patientenbett bringen. Medienbrüche zwischen IT- und Papier-Akte könnten wir endlich abbauen – auf allen Stationen wäre die Patientenakte elektronisch verfügbar. Mit Abbau von Redundanz zwischen Papier und IT würden auch Widersprüchlichkeiten reduziert – Informationen wären schlüssiger und überall verfügbar. Die Vitalwerte würden wir online übernehmen und alle bildgebenden Medizingeräte ins „medical Archive” einbinden. Was an Papier-Dokumentation noch übrig bliebe, würde eingescannt und der IT-Akte zugeordnet werden, und zwar bereits bei der Aufnahme, wenn die Papiere die klinischen Prozesse erreichen. Mit Entlassung des Patienten würden Arztbriefe elektronisch an Hausärzte und mitbehandelnde Einrichtungen übermittelt. Drucker werden nur noch im Notfall genutzt.
Adrian Schuster, IT-Leiter Paracelsus-Kliniken Osnabrück
Das Geld würde in eine konsolidierte KIS-Landschaft mit IHE-Archivunterbau fließen – und damit auf eine Strukturveränderung für höhere Flexibilität zielen. Mittelfristig ermöglicht das unter anderem eine Verknüpfung zwischen medizinischem Leistungsgeschehen und den dafür benötigten Ressourcen. Physische und personelle Ressourcen könnten so vollautomatisch geplant und eingesetzt werden, wie in industriellen Produktionsketten üblich. Bei gleicher Qualität würden medizinische Leistungen insgesamt wesentlich kostengünstiger.
Thorsten Schütz, IT-Leiter Klinikum Itzehoe
Die zwei Millionen Euro würde ich in die Entwicklung mobiler Zugriffstechnologien investieren, um dem Arzt und der Pflege alle wichtigen Informationen dort zur Verfügung zu stellen, wo diese tatsächlich benötigt werden – am Patienten. Diese würden nicht allein den Zugriff auf die elektronische Behandlungsdokumentation beinhalten, sondern Informationen zur Entscheidungsunterstützung einschließen, etwa Arzneimittelinteraktionschecks, aktuelle EbM-Guidelines oder HTA-Berichte (Health Technology Assessment).
Uwe Pöttgen IT-Leiter der Malteser Gruppe
Mit Investitionen in Automatisierung und Standardisierung der IT könnten wir zuerst die Komplexität der Basis-IT und den Aufwand der Grundadministration reduzieren – und Freiräume gewinnen für die nächsten zwei Schritte. Nämlich erstens: die Digitalisierung der Prozesse – dazu gehören die digitale Anbindung aller Leistungsstellen und Medizingeräte sowie die elektronische Archivierung der Medizinischen Dokumentation. Und zweitens: Mobilisierung, also den Ausbau der WLAN-Infrastruktur, Investition in Endgeräte und der dazu notwendigen Administrationswerkzeuge.
Felix Katt, IT-Leiter Unfallkrankenhaus Berlin
High Availability ist ein wichtiges Thema, da die IT in fast allen Bereichen des Krankenhauses als Werkzeug etabliert ist – und dieses Werkzeug muss verfügbar sein. Dazu brauchen wir ein zweites Rechenzentrum, dass örtlich deutlich vom vorhandenen entfernt steht. Im Falle einer Störung muss einfach umgeschaltet werden können. Und das kostet eine Menge Geld. Weiterhin ist das Thema Desktop-Virtualisierung interessant – das setzt allerdings einige Standardisierungsarbeiten voraus. Außerdem ist am IT-Netzwerk immer etwas zu tun: Der Wunsch nach höherer Geschwindigkeit besteht permanent – dafür müssen wir die Backbone-Geschwindigkeit anpassen.
Uta Knöchel, IT-Leiterin Uniklinik Schleswig-Holstein
Ziel der IT des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) ist das papierlose Krankenhaus als Basis für eHealth in der Region. Mit einer Zwei-Millionen-Euro-Investition wären wir dem Ziel einen gewaltigen Schritt näher: Bei jährlich etwa 500.000 Patienten in 80 Kliniken und Instituten sowie 400 Sprechstunden sind optimale Prozesse durch die IT abzubilden. Dies beginnt mit der Terminbuchung und reicht bis zur Diagnosestellung über den gesamten Therapieverlauf durch alle Kliniken, einschließlich der Vernetzung der Medizingeräte, Anbindung von Sensoren und des closed loops in der Medikation. Dabei müssen nicht nur die Arbeitsplätze immer up-to-date sein, auch der mobile Zugriff erfordert sichere, aber vor allem ergonomische Endgeräte und Apps mit diversen Servicefunktionen eines modernen Krankenhauses – auch für den Patienten selbst. Ein Ambulanz- und Notfall-Cockpit, die Mobilität in verschiedenen Szenarien und die regionale Vernetzung mit Partnern sowie Patienten wären die aktuellen Top-Themen für die genannten zwei Millionen. Hier würden wir nicht nur gut investieren – sondern auch mehrwertstiftend das eHealth-Gesetz flankieren können.
Helmut Schlegel, IT-Leiter Klinikum Nürnberg
Für das Gedankenspiel nehme ich an, dass diese zwei Millionen Euro ein Add-On zum IT-Budget wären, das heißt Gelder, die vollkommen in eigener Verantwortung eingesetzt werden können. Dies vorausgesetzt, würde ich den Fokus auf folgende Vorhaben legen:
- auf die Verbesserung der Termin- und Multiressourcenplanung – die unterliegt an unserer Einrichtung erschwerten Bedingungen: Wir sind ein „Best-of-breed”-Haus, greifen also beim Einsatz von Software vielfach auf die jeweils bestmögliche Lösung von Spezialisten zurück – statt auf eine ganzheitliche Lösung. Hier müssen also „intelligente” Schnittstellen geschaffen werden.
- Außerdem würde ich in Personal, in organisatorische Maßnahmen und in Berater investieren, um mit ihnen zu planen, wie wir unser Haus auf die Norm DIN ISO/IEC 2700x vorbereiten können. Diese Norm ist ja als Prüfkriterium aus der jetzt kommenden Rechtsverordnung zum IT-Sicherheitsgesetz zu erwarten.
- Mit dem Rest der Summe würde ich die Service-Prozesse in der IT-Abteilung optimieren – durch Beratung und Ausbildung, aber auch durch neue Software: Zum Beispiel könnte dann unsere selbst geschriebene Inventory-Datenbank von einer CMDB abgelöst werden, also einer Configuration Management Database. Auch den vorhandenen Workflow für Prozesse würde ich mit dem Geld modernisieren, und zwar von der Beschaffung von Endgeräten über deren Installation bis hin zu Umzügen.
Andreas Lockau, IT-Leiter, St. Marien-Hospital Hamm
Ich muss vorausschicken: IT muss funktionieren. Das heißt, erst müssen IT und Rechenzentrum richtig stabil und professionell aufgesetzt und ein hochverfügbares Netzwerk und WLAN installiert sein. Dann kann man mit den zwei Millionen in der Hand über tolle Dinge nachdenken: Zum Beispiel über Digitalisierung – und zwar in originärer Form: Daten, Leistung, und auch das Verhalten von Patienten könnten dann am Punkt der Entstehung erfasst werden. Wie das geht? Mit mobiler und automatischer Erkennung und Software. Das ist ja längst keine Zukunftsmusik mehr – aber eben teuer. Mehr als die Hälfte der zwei Millionen Euro würden hier sicher hinein fließen. Aber der Vorteil wäre unschlagbar: Doppelerfassungen und Medienbrüche (schon im Kleinen, etwa beim Einsatz von Thermometern) könnten von Anfang an verhindert und zudem neue Tools wie Wearables im Massenbetrieb eingebunden werden.
Außerdem könnte man mit dem Geld vorhandene Daten besser vernetzen. Außerhalb von KIS, PACS und Archiven haben wir hier im Haus immer noch so viele unterschiedliche Daten, die verbunden und einheitlich dargestellt werden müssten. Und auch die Mitarbeiter könnten dann geschult werden, damit sie auch alle Kanäle der Wissensübertragung wirklich zu nutzen wüssten.
Ist noch Geld übrig? Dann sollte man damit Informationen besser verfügbar machen: Zum Beispiel mit persönlichen Tablets für jeden Arzt und Pfleger, über die sie auf alle relevanten, medizinischen Patientendaten zugreifen, die Geräte aber auch zu Hause nutzen könnten. Das geht nur mit höchster gewährleisteter Datensicherheit – und das kostet. Mindestens – und jetzt hören Sie mich seufzen – den Rest der schönen zwei Millionen.
Michael Forsting, IT-Leiter Uniklinik Essen
Ich würde das Geld in die Einführung von künstlicher Intelligenz im Krankenhaus investieren. Egal, ob man mit intelligenten Anamnesebögen startet, mit Diagnosehilfen für die Radiologie oder im Laborbereich. Wir müssen in diese Technologie investieren, um besser und schneller zu werden. Leider wären die zwei Millionen Euro etwas wenig, aber ein guter Anfang.
Friedrich Köhler, Leiter Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin de Charité Berlin
Neulich saßen drei Gründer bei mir: tolle Jungs, tolle Produktidee mit richtig Innovationskraft für die Telemedizin. Doch ich musste denen sagen, was ich jungen Start-ups immer sage: Innovation reicht nicht aus – die Idee muss einen Fortschritt in der Medizin bringen, zum Beispiel die Lebensqualität erhöhen. Und das – das ist der Punkt – nachweislich, nicht als bloßes Werbeargument. Nun sind klinische Prüfungen teuer, wollen richtig aufgesetzt sein, sonst bringt es nichts. Zwei Millionen Euro? Würden an ein solches Start-up gehen. Damit sie auch die letzten, aber härtesten Meter auf ihrem Entwickler-Marathon schaffen.
Bernd Meisheit, IT-Leiter Sana-Kliniken
Wir investieren ja kontinuierlich in den Ausbau unserer IT. Große Potenziale sehen wir in der zunehmenden Digitalisierung der Prozesse. Mit zusätzlichen Mitteln könnte man alle klinisch und medizinisch relevanten Dokumente in den Sana-Einrichtungen digitalisieren; entweder durch den Ausbau der strukturierten elektronischen Dokumentation auf Basis des IHE-Standards, oder durch das Überführen der papiergebundenen Dokumente in ein digitales Archiv. Nur so ist der medienbruchfreie, elektronische und automatisierte Austausch der notwendigen Daten zwischen den Leistungserbringern und Kostenträgern möglich.
Volker Lowitsch, IT-Leiter Uniklinik Aachen
Als CIO der Uniklinik RWTH Aachen würde ich die zwei Millionen investieren mit der Zielsetzung, in den klinischen und kaufmännischen Bereichen die Digitalisierung der Abläufe zu forcieren, und zwar durch Einsatz prozessunterstützender Workflows und leistungsgerechter Infrastruktur in Verbindung mit mobilen Endgeräten. Damit würde ich die Behandlungsabläufe von administrativen Prozessen entlasten wollen.
Als Geschäftsführer der Healthare IT-Solutions GmbH hingegen, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Uniklinik RWTH Aachen, würde ich mit zwei Millionen Euro eine Healthcloud aufbauen, um variable Lösungen für intersektorale Versorgungsprozesse im niedergelassenen und stationären Sektor anzubieten. Weiterhin würde ich für Patienten eine sogenannte „My FallAkte Plus”-App entwickeln, die Patienten die Möglichkeit gibt, ihre persönliche Krankenakte mit den gesicherten Informationen aus der elektronischen Fallakte aufzubauen und über die My FallAkte Plus App Kommunikation mit Ärzten oder Krankenhäusern aufzunehmen.


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