Die Himss bleibt mit über 30.000 Besuchern in diesem Jahr das Maß aller Dinge für Messen zur Gesundheits-IT. Himss steht für Health Information and Management Society. Die Gesellschaft ist Ausrichter der gleichnamigen Messe, die vom 22. bis 25. Februar in Orlando stattfand. Nach Stagnation in den zurückliegenden zwei Jahren bedeutet das einen Besucherzuwachs von über zehn Prozent. Himss-Präsident Stephen Lieber macht dafür zum einen den Wirtschaftsaufschwung und zum anderen ein Gesetz der US-Regierung von Barack Obama verantwortlich. Der "Health IT for Economic and Clinical Health Act", den die Regierung vor knapp zwei Jahren im Rahmen der Konjunkturpakete zur Abdämpfung der Wirtschaftskrise erlassen hat, stellt insgesamt 19,2 Milliarden Dollar für Gesundheitsdienstleister zur Verfügung, wenn sie IT installieren und vor allem auch einsetzen. Das Gesetz wird allseits nur "Meaningful Use” genannt, was soviel wie "sinnvolle Anwendung von IT" bedeuten soll. Die zuständige Behörde hat mehrere Stufen definiert, für deren Erreichen die Dienstleister das Geld bekommen. Bisher hat der Staat allerdings erst einmal in den 19-Milliarden-Dollar-Topf gegriffen. Ein Krankenhaus in Kentucky soll, so Lieber, kürzlich als erstes für den Ausbau seiner IT-Infrastruktur prämiert worden sein.
Das Gesetz sorgt in der US-Branche für Aufbruchstimmung. Mehr als ein Drittel aller Kongress-Vorträge beschäftigen sich damit. Die Unternehmen werben auf der Messe mit Produkten, die "Meaningful Use" unterstützen. David Blumenthal, der nationale Koordinator für Gesundheits-IT, erklärte in einer Rede, die USA bauten eine IT-Infrastruktur auf, die es so auf der Welt noch nicht gebe. Die Gelder würden Innovatoren "elektrisieren". Himss-Präsident Lieber mag sich im kma-Gespräch nicht so ganz mit der politischen Rethorik seines Gastes anfreunden: "Die skandinavischen Länder haben eine genauso gute Infrastruktur schon auf den Weg gebracht." Aber auch er unterstreicht: "Für die USA ist dieses Gesetz bahnbrechend." Blumenthal betonte außerdem die Bedeutung der Healthcare IT für die Exportwirtschaft: "Wenn wir jetzt Standards für die Interoperabilität unserer Systeme etablieren, ermöglicht uns das, auf dem Weltmarkt eine wichtige Rolle zu spielen." Die US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius, wie Blumenthal eine der Keynotespeaker der Messe, wurde noch deutlicher: "Die Frage ist, wer die Technologien im Markt positioniert, wir oder die anderen!"
Pflege-IT steht seit Jahren im Mittelpunkt
Neben den Dauerbrennern "Interoperabilität" und "Fehler vermeiden durch IT" ist auf der Himss auch Pflege-IT ein Dauerbrenner. Der Beruf des Pflege-IT-Fachmanns wurde bereits 1992 vom amerikanischen Pflegeverband anerkannt. Insgesamt genießen die Pflegeleitungen in den US-Krankenhäusern einen größeren Stellenwert als in Deutschland. Nach 2004 und 2007 veröffentlichte Himss Analytics, das Marktforschungsinstitut der Himss, nun zum dritten Mal Ergebnisse einer Umfrage unter Fachkräften für Pflege-IT. Das Gehalt der Fachkräfte ist demnach (seit 2007 um 17 und) seit 2004 um 42 Prozent gestiegen. Die Pflege-IT spiele eine entscheidende Rolle in der Umsetzung und Weiterentwicklung der Krankenhausinformationssysteme, heißt es in dem Himss-Papier.
Barcodes für Messebesucher
Die Himss thematisiert IT-Durchdringung nicht nur, sondern lebt sie auch. Die tägliche Himss-Zeitung, deren Ausgaben bis zu 50 Seiten stark sind, ist mit einem Barcode versehen, den der Leser mit seinem Smartphone einscannen kann. So bekommt er einen Zugang zur Online-Ausgabe. Auf der Industriemesse, die dieses Jahr über 1.000 Aussteller zählte, können die Unternehmen ihre Standbesucher ebenfalls scannen, ein Barcode auf dem Namensschild macht’s möglich. Das erleichtert den Ausstellern die Kontaktpflege, als Besucher fühlt man sich aber zuweilen etwas überrumpelt.
Gespräche mit der Conhit
Die Himss ist eine Vereinigung, der sowohl Firmen, Organisationen als auch Privatpersonen beitreten können. Mit über 300 Kongress-Sessions legt der Himss-Kongress einen Fokus auf die Weiterbildung von Fachkräften. In Zukunft könnte die Himss auch Kongress-Sessions auf der Conhit anbieten. Gespräche zwischen Himss und deutschen Industrieverband VHITG, der die Conhit ausrichtet, laufen derzeit. Die Conhit ist Deutschlands führende Messe für IT im Gesundheitswesen und soll in Zukunft internationaler werden. Fokus bleibe zwar der deutsche Markt, heißt es beim Verband, aber ein Blick über den Tellerrand soll fester Bestandteil der Messe werden. Auf der diesjährigen Conhit, die vom 5. bis 7. April in Berlin stattfindet, gibt es erstmals ein Partnerland: Holland. Mit unseren Nachbarn beschäftigt sich eine ganze Kongress-Session. Außerdem steht auf der Industriemesse ein Holland-Pavillon, für den sich bereits 13 Aussteller gemeldet haben.


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