Viele stammen aus den 60-er und 70-er Jahren, manche sind ein paar Jahre jünger, aber bei allen klappern die Türen, ihre Schienen sind abgenutzt, ihre Kabinen verwohnt, ihre Antriebe müde und heutigen Anforderungen entsprechen sie auch sonst kaum noch. Als Aufzüge in deutschen Kliniken Einzug hielten, lebte es sich noch ruhig: Es gab feste Besuchszeiten zwischen 14 und 16 Uhr und der Publikumsverkehr war gering, denn viele Angehörige waren kaum mobil. Doch in den vergangenen 50 Jahren hat sich viel getan. Moderne Kliniken haben heute praktisch rund um die Uhr Besuchszeit, schon Jugendliche sind hochmobil, dazu ist die Lebenserwartung gestiegen und die Menschen sind häufiger im Krankenhaus. Da scheint es vielerorts mehr als überfällig, das zentrale Beförderungsmittel Aufzug zu modernisieren. Wären da nicht Kostendruck und Zeitfaktor, denn eine Modernisierung bedeutet automatisch auch Stillstand. Spätestens bei einem OP-Aufzug ist das kritisch.
35 Wochen bis zur ersten Fahrt
"Bei guter Planung vergehen maximal 35 Wochen zwischen Kick-off und Neustart, mit im Schnitt vier Wochen Stillstand", sagt Hans-Joachim Werner, Geschäftsführer der W+S Aufzugberatung. Er ist in diverse Klinikprojekte eingebunden und kennt das Dilemma der Krankenhäuser aus vielen Perspektiven. Eine ist dabei immer gleich: Die Kosten. Wobei hier mehr noch als in vielen anderen Fällen gilt: Wer billig kauft, kauft doppelt. Warum?
Je einfacher eine Ausschreibung gehalten wird, desto kostenoptimierter wird angeboten. Wer also einen Aufzug ohne nähere Spezifizierung ausschreibt, erhält die günstigsten Türen, die einfachsten Motoren und auch sonst ein auf den günstigsten Preis optimiertes Paket. Das Resultat lässt sich gut an den Türen zeigen: Wenn Türen langsam öffnen, verlieren Besucher und Personal permanent Zeit. Sind diese Türen unterdimensioniert und müssen trotzdem 35 Türbewegungen und mehr pro Stunde absolvieren, was rund 350.000 Fahrten im Jahr entspricht, klappern sie lange vor dem gewünschten Lebensende. Und wer den Aufzug für 30 Jahre betreiben will, aber nicht entsprechende Klauseln zu Ersatzteilen vereinbart hat, muss unter Umständen deutlich früher den nächsten Aufzug kaufen – einen kompletten Aufzug wohlgemerkt, und nicht bloß neue Türen.
Klare Kriterien aufstellen
"Wichtig ist, bei der Ausschreibung klar zu sagen, was der Aufzug leisten muss, und zu wissen, was genau das Klinikum benötigt", sagt Werner. Er arbeitet nach einer transparenten Checkliste (s.Kasten1), die in 20 Punkten alle wesentlichen Schritte aufführt und eine verlässliche Basis für den Projektverlauf schafft. Der erste Punkt ist hierbei, zu wissen, was der aktuelle Aufzug leistet und was er leisten müsste. Dazu sind Fahrtenzähler nötig, Termine vor Ort, um Passagierzahlen im Tagesverlauf erfassen und Peaks beziffern zu können, sowie ein Blick auf die zukünftigen Aufgaben des Aufzugs. Muss der Aufzug zum Beispiel auch Lasten befördern, ist eine höhere Tragfähigkeit nötig. All diese Aspekte gehören in das Planungspapier, auf Basis dessen die Leistungsparameter des Aufzugs umrissen werden. Als Resultat erhält man das Konzept für das auf den Kunden und die geforderten Aufgaben zugeschnittene Leistungsverzeichnis.
Der nächste große Punkt heißt Ausschreibung. Sie sollte neutral gehalten werden, um nicht schon von Beginn an auf einen Hersteller festgelegt zu sein. Neutralität bietet den zusätzlichen Vorteil, dass auch Komponenten von Drittanbietern berücksichtigt werden können, was mit Blick auf eine Break-Even Analyse interessant ist (s.Kasten2). Die Ausschreibung muss auch Aspekte wie erwartete Qualitäten, Laufzeiten und Belastbarkeiten umfassen, damit der Aufzug die nötige Laufzeit zuverlässig übersteht.
Angebote sorgfältig prüfen
Aufzüge: Wie viele Jahre bis zum Break Even
Nach Auswertung der Angebote und Auftragsvergabe macht sich der Gewinner der Ausschreibung an die Arbeit. Ein Papier, die sogenannte Kabinenzeichnung, muss aus mehreren Gründen sehr sorgfältig geprüft werden: Zum einen müssen die Materialien den geforderten Ansprüchen gerecht werden. Dann müssen Kriterien wie Beleuchtung und ihre Steuerung auch unter Energiesparaspekten geprüft werden, ebenso die ausgewiesene Spezifikation für Handläufe und Kabinenausstattung, denn die üblichen 30 Jahre Laufzeit nagen am Material. Heute ist Glas auf Grund der Hygiene gefragt, und gut geplant hat es die gleichen Kosten wie ein Blechkasten. Wenn alle Aspekte geprüft sind, wird bestellt, so dass auch die Lieferzeiten klar sind und der nächste Planungsschritt folgen kann: Den Einbau zu terminieren und alle hiermit zusammenhängenden Fragen zu klären.
"Ausreichende Lagerflächen in der Nähe der Baustelle sind wichtig, ebenso Umkleide- und Pausenräume oder sanitäre Lösungen für die Bauarbeiter", berichtet Werner aus der Praxis. Denn gerade in einem hygienisch sensiblen Umfeld wie einem Krankenhaus sollten ölverschmierte und bauverstaubte Arbeiter nicht in der nächsten öffentlich zugänglichen Toilette ihre Hände waschen. Im Blick haben sollten die Planer auch den Schutz von Treppenhäusern und Böden, besonders bei Komplettumbauten. Und die Bauherren müssen ihre Mitarbeiter und Besucher frühzeitig über die anstehenden Arbeiten informieren und alternative Aufzüge benennen, damit sich nicht in den ersten Tagen der Bauarbeiten regelmäßig Trauben verärgerter Menschen vor den leeren Aufzugsschächten einfinden.
Kontrollen nicht vergessen
Bei Demontage und Einbau sind punktuelle Kontrollen notwendig, um zum Beispiel mögliche Verletzungsgefahren durch falsch gelagerte Teile oder etwaige Nachlässigkeiten bei der Montage abzustellen. Bevor der TÜV den Aufzug abnimmt, ist eine Vorabnahme nötig, die analog zum TÜV alle relevanten Kontrollen durchführt und etwaige Fehler im Vorfeld beseitigt. Hier ist es wichtig, dass der Berater auch die ausgeschrieben Leistungen gemäß Leistungsverzeichnis prüft und diese alle abnimmt. Ist all das geschehen, kann der Aufzug übergeben werden und sollte ohne wesentliche Mängel lange Zeit seinen Dienst verrichten.
Da die Leistungsfähigkeit der Aufzugsanlage auch in Zukunft gewährleistet sein muss, sollte der Wartungsvertrag auf die Nutzung des Betreibers ausgelegt sein und alle Serviceleistungen von Beginn an klar dokumentieren. Und werden alle Punkte der Wartung an Hand einer Checkliste dokumentiert, sollte der neue Aufzug lange komplikationsfrei fahren.
Checklisten: Aufzug-Modernisierung


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