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SelbstbedienungsautomatenKein Weltuntergang

Sind Krankenhäuser so geeignet für Selbstbedienungsautomaten wie ein Flughafen oder ein Supermarkt? Ein Kommentar von Ingrid Mühlnikel.

Ist eine Klinik zu vergleichen mit einer Bank, wo mittlerweile seit mehr als einem Jahrzehnt nahezu alle Privatkunden genötigt werden, ihre normalen Bankgeschäfte wie Bargeldauszahlungen, Überweisungen und den Empfang von Kontoauszügen im Vorraum über Automaten zu erledigen? Ja, genötigt! Weil die Filialnetze systematisch ausgedünnt und die Öffnungszeiten am Bankschalter ebenso systematisch zusammen gestrichen wurden, dass einem gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als seine Geldgeschäfte selbstständig vollautomatisiert abzuwickeln.

Hinzu kommt: Die Schlangen am Selbstbedienungsautomaten sind meistens nicht kürzer als früher am Bankschalter, wo man noch physisch mehr oder weniger freundlich von einem Angestellten bedient wurde. Sie sind tendenziell eher länger. Besonders dann, wenn einer der wenigen Automaten mal wieder "Außer Betrieb" ist. Das sollte also nicht als großer Fortschritt für den Verbraucher verkauft werden. Schon gar nicht sehe ich als Kundin einen Mehrwert darin, "aktiv eingebunden" zu sein, wenn die Verwaltungsarbeiten des Unternehmens, mit dem ich Geschäfte mache, auf mich abgewälzt werden und dafür, wie im Falle der Bahn die Preise noch weiter steigen.

Und dennoch: Selbstbedienungsautomaten im Krankenhaus sind kein Weltuntergang. Auch vor dem Hintergrund einer Generation von "Silver Surfern", die demnächst die Krankenhäuser aufsuchen werden. Diese Patienten sind alle längst mit dem Internet und anderen elektronischen Angeboten vertraut. Von Selbstbedienungsautomaten lassen sie sich nicht verschrecken. Interessant ist deswegen auch, dass ausgerechnet ein kirchliches Haus, das Paderborner Brüderkrankenhaus St. Josef, zu den Pionieren bei der Einführung der Selbstbedienungsautomaten in Deutschland gehört. Wo doch gerade die kirchlichen Träger das Prädikat menschliche Zuwendung zu ihrem Markenkern erheben. Aber vielleicht eben nicht mehr zwingend bei der Krankenhausaufnahme. Denn, was ist dem Patienten wirklich wichtig? Die medizinische Qualität und die pflegerische Leistung eines Hauses. Die persönliche Aufnahme durch eine Verwaltungskraft ist - je nach persönlichem Naturell ? eine mehr oder weniger verzichtbare Serviceleistung.

Lesen Sie dazu den Artikel Maschine begrüßt Automaten aus der aktuellen kma-Ausgabe März.

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