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Resistente KeimeLaborstraße verbessert Screening

Im Universitätsklinikum Heidelberg wurde jetzt in Kooperation mit Medizintechnologieunternehmen BD eine vollautomatisierte Laborstraße für Patienten-Screening und mikrobiologische Diagnostik in Betrieb genommen.

Das System (Kosten: Drei Millionen Euro) wird bislang an deutschen Unikliniken noch nicht benutzt. Deutschlandweit sind nach Angaben der Uniklinik bisher lediglich vier vergleichbare Systeme bei privaten Anbietern für mikrobiologische Diagnostik in Betrieb.

Die vollautomatische Laborstraße soll dabei helfen, die Analysezeiten beim Patienten-Screening von potentiell gefährlichen Bakterien erheblich zu verkürzen. Die Inbetriebnahme der Anlage gibt außerdem den Startschuss für eine Studie, in der untersucht wird, inwieweit die Automatisierung dazu beitragen kann, die Verbreitung von Keimen in der Klinik zu vermeiden und den Umgang mit Antibiotikaresistenzen zu verbessern. Beides sind zentrale Herausforderungen für Versorgungseinrichtungen im deutschen Gesundheitswesen.

Die Laborstraße BD Kiestra™ TLA (Total Lab Automation) in der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene unter Leitung von Professor Dr. Klaus Heeg umfasst miteinander verbundene, vollautomatisierte Apparate und Vorrichtungen, um Bakterienkulturen aus Patientenproben anzulegen und zu sortieren, elektronische Bilder aufzunehmen und zu verarbeiten sowie die Kulturschalen zu den angeschlossenen Arbeitsplätzen und weiteren diagnostischen Geräten (z.B. Massenspektrometer) zu transportieren.

Ziel: Ergebnis 26 Stunden nach Probeneingang

"Mit Inbetriebnahme der neuen Laborstraße wollen wir zeigen, dass man auch an einem Universitätsklinikum mikrobiologische Diagnostik effizient, schnell und kostengünstig anbieten kann", erklärte die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg Irmtraut Gürkan. "Bei unklarer Diagnose werden Patienten isoliert, was Belastungen im Stationsablauf und Kapazitätseinschränkungen bedeutet. Eine schnelle Diagnose ist daher immer auch wirtschaftlich. Die enorm gestiegene Zahl von Laboranforderungen wäre im Übrigen ohne die Automation nur mit Hilfe von Personalaufwuchs zu bewältigen."

In den nächsten Jahren soll die Automatisierung sukzessive auf die verschiedenen Arbeitsschritte und Diagnoseverfahren ausgeweitet werden. Ziel ist es, rund 26 Stunden nach Probeneingang ein Ergebnis liefern zu können, bisher vergehen zwischen 48 und 72 Stunden bis die Erreger identifiziert und mögliche Resistenzen ausgetestet sind. Am Universitätsklinikum Heidelberg werden sämtliche neu aufgenommene Patienten, die ein erhöhtes Risiko tragen, mit resistenten Keimen besiedelt zu sein, routinemäßig getestet. Dazu zählen Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Altersheimen, Patienten aus anderen Krankenhäusern oder Kranke nach einem Aufenthalt in südlichen Ländern, in denen Resistenzen häufig sind. Insgesamt sind das rund 40.000 Patienten pro Jahr. Gleichzeitig läuft eines der deutschlandweit umfangreichsten Resistenz-Screenings. In Folge fallen täglich zwischen 7.000 und 8.000 zu begutachtende Anzuchtschalen an, Tendenz steigend.

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