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KrebsbehandlungSchlussspurt für Dresdener Protonentherapie

Mit der Anlieferung des Protonenbeschleunigers und der Bestrahlungseinrichtung – beginnt der Schlussspurt des Neubaus auf dem Campus der Dresdner Hochschulmedizin.

Die ersten Ärzte und Wissenschaftler werden im Herbst dieses Jahres ihre Arbeit in der Forschungs- und Entwicklungsplattform für Strahlenbehandlung von Krebserkrankungen aufnehmen können. Nachdem die wesentlichen Arbeiten an dem Gebäude abgeschlossen sind, wird nun die komplizierte Technik installiert, um voraussichtlich im Frühjahr 2014 parallel zu den Forschungsvorhaben die ersten Krebspatienten behandeln zu können. Die Trägerinstitutionen der wissenschaftlichen Einrichtung "OncoRay" – das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, die gleichnamige Medizinische Fakultät der Technischen Universität sowie das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) – haben sich mit dem Ziel zusammengeschlossen, eine neue Dimension schonenden Strahlentherapie zu erschließen: In Dresden wird dazu in den kommenden Jahren der Einsatz von Protonen in der Krebstherapie patientennah und jenseits kommerzieller Zwänge weiterentwickelt.

Dresdner Projekt verbindet Krankenversorgung mit Forschung
Die Anlage, so schreibt die Dresdener Uniklinik, sei mit der Anlage in Heidelberg vergleichbar. Weltweit gebe es rund 30 Krankenhäusern, die ein solches Technologie-Niveau erreichen. Vorteil dieser ersten Protonentherapieanlage Ostdeutschlands sei, dass Patienten dank der Forschungsprojekte am Dresdner Onco­Ray-Zentrum früh von Innovationen dieser noch neuen Therapieform profitieren. "Das ist ein wesentlicher Grund für Klinikum, Fakultät und HDZR, sich für diese durch die Europäische Union, Bund und Freistaat geförderte Millioneninvestition zu entscheiden", schreibt die Uniklinik in einer Mitteilung. Ziel ist es, den Einsatz der Protonentherapie auf weitere Krebsarten auszuweiten. Derzeit übernehmen die Kassen die Behandlungskosten bei bestimmten Tumoren zum Beispiel im Gehirn und im Bereich des Auges.

Laser soll Kosten senken
Neben dem hunderte Tonnen schweren, auf elektromagnetischen Feldern beruhenden Protonen-Beschleuniger, werden die Wissenschaftler von HZDR und OncoRay im selben Gebäudekomplex eine neue Technologie erproben, durch die der technische Aufwand für die Protonentherapie deutlich sinken soll: Sie nutzen hochenergetische Laserstrahlen, um die Partikel auf die notwendige Geschwindigkeit zu bringen. Ziel ist es, künftig die Kosten für Bau und Unterhalt dieser Therapieanlagen drastisch zu reduzieren. Derzeit bewegen sich Investionen für die Partikeltherapie zwischen 200 und 300 Millionen Euro. Die Kassen zahlen 20.000 Euro für eine Behandlung. Siemens hat den Unternehmensbereich Partikeltherapie kürzlich weitgehend eingestellt, weil kein Gewinn in Sicht war. Eine Anlage in Kiel wurde daraufhin abgebaut, eine weitere in Marburg soll nun - nach zähen Verhandlungen - doch weiter betrieben werden. Dresden will die Anlage wie Heidelberg vor allem zu Forschungszwecken nutzen. "Das Nebeneinander eines konventionellen und eines laserbasierten Protonenbeschleunigers wird weltweit einmalig sein – das Dresdner Kompetenzzentrum etabliert sich damit als Referenz- und Kristallisationspunkt weiterer Forschungen auf diesem Gebiet", versprechen die Dresdener.

Protonen – auf den Tumor fokussierte Kräfte schonen Patienten
Ziel jeder Strahlentherapie ist es, das Tumorgewebe zu zerstören oder so stark zu schädigen, dass es nicht mehr unkontrolliert wächst. Bisher werden hierzu vor allem ultraharte Röntgenstrahlen von Linearbeschleunigern eingesetzt: Die dafür verwendeten Photonen entfalten ihre therapeutische Wirkung jedoch nicht nur im Tumor selbst, sondern bereits auf ihrem Weg durch den Körper zur Krebsgeschwulst und auch dahinter. Protonen dagegen können so einsetzt werden, dass sie auf dem Weg zum Tumor nur wenig Energie abgeben. In dem bösartig veränderten Gewebe dagegen entfalten sie ihre volle Kraft. Den Protonenstrahl können die Therapeuten so formen, dass die Protonen das hinter der Krebsgeschwulst liegende gesunde Gewebe nicht mehr schädigen können. In dieser Hinsicht sind die Protonen in ihrer medizinischen Wirkung den heute standardmäßig eingesetzten Photonen deutlich überlegen. Allerdings gilt es, den medizinischen Gewinn dieser wesentlich teureren Behandlungsform für jede der verschiedenen Tumorarten gegenüber der heutigen Strahlentherapie zu überprüfen. Dies geschieht in aufwändigen, streng kontrollierten klinischen Untersuchungen. Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die Protonentherapie nur bei einem Teil der Tumorerkrankungen sinnvoll sein.

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