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PartikeltherapieSiemens will teure Anlage in Kiel verschrotten

Siemens will die Anlage für Partikeltherapie in Kiel verschrotten. Das Angebot eines Interessenten lehnte das Unternehmen laut Degro ab.

Siemens baut hochmoderne Anlagen für Strahlentherapie mit Protonen und Ionen, auch Partikeltherapie genannt. Die Anlage am Universitätsklinikum in Kiel war weitgehend fertig gestellt, als der Vertrag zwischen Siemens und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein auf Initiative der Firma im Dezember 2011 aufgehoben wurde. Die Partikeltherapie war als Durchbruch in der Krebsbehandlung geplant. Kürzlich muss Siemens eingestehen, dass die Anlagen in Gießen-Marburg und Kiel nicht wirtschaftlich laufen.

Degro zeigt sich enttäuscht
"Das Kaufangebot eines Investors über fast 100 Millionen Euro lehnt Siemens bislang ab", erklärt die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (Degro) in einem Schreiben. Das Unternehmen verzichte damit nicht nur auf die Kaufsumme, sondern trage auch die Kosten einer weltweit einmaligen Demontage einer Therapieanlage, klagt Degro. "Siemens nimmt damit auch Nachteile für den Forschungsstandort Deutschland und zukünftige Einschränkungen in der Behandlung von Krebspatienten in Kauf", erklärt Jürgen Dunst, Präsident der Degro und Direktor der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum in Lübeck. Er würde die Anlage gern mit Kollegen weiterbetreiben. "Die Anlage ist nicht fertiggestellt", erklärte dagegen ein Siemens-Sprecher der "Süddeutschen Zeitung". Die hochkomplexe Anlage brauche umfangreiche technische Betreuung. "Wir sehen kein Konzept, das diesen Anforderungen genügt", so der Siemens-Sprecher gegenüber der Zeitung.

Die Strahlenbehandlung mit Protonen und Ionen ist bislang nur an wenigen Zentren verfügbar. "Die Methode ist bereits jetzt für einzelne Krebserkrankungen die Methode der ersten Wahl", so Dunst. "Ihre Bedeutung wird weiter zunehmen." Vor etwa acht Jahren startete Siemens sein Engagement in diesem Therapiefeld. Vier Projekte mit unterschiedlichen Partnern starteten. Wesentliche Teile dieser Technologie wurden in Deutschland mit öffentlichen Mitteln gefördert und entwickelt — unter anderem bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung GSI in Darmstadt. Ein von der GSI und Siemens erbauter Prototyp wird seit 2009 erfolgreich in Heidelberg im klinischen Betrieb eingesetzt. Zwei weitere Anlagen hat das Unternehmen in Marburg und Kiel gebaut, eine dritte in Shanghai befindet sich noch im Aufbau.

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