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Meierhofer AGSpezialist mit langem Atem

Die Meierhofer AG ist das letzte inhabergeführte Unternehmen im deutschen KIS-Markt. Während sich andere Anbieter zurückziehen oder fusionieren, will die Münchner Softwareschmiede weiter wachsen. Firmenchef Matthias Meierhofer plant bereits die nächste Übernahme, außerdem will er ins fremdsprachige Ausland expandieren.

Was haben ihm seine Konkurrenten in den vergangenen Jahren nicht alles an guten Ratschlägen gegeben. Matthias Meierhofer muss schon ein wenig lachen, wenn er davon erzählt. Immer wieder wurde dem Chef und Eigentümer des gleichnamigen mittelständischen Anbieters von Krankenhausinformationssystemen (KIS) empfohlen, doch an einen der großen Anbieter der Branche zu verkaufen. Nur so könne die Firma im schwierigen deutschen KIS-Markt überleben. Inzwischen gedeiht das seit Jahren immer wieder als heißer Übernahmekandidat gehandelte Unternehmen prächtig – während manche seiner alten Ratgeber längst vom deutschen KIS-Markt verschwunden sind.

Trotz der Konkurrenz von internationalen Großkonzernen wie Agfa oder Cerner zählt sein Unternehmen mit einem Marktanteil von zehn Prozent und einem Umsatz von 13 Millionen Euro nach eigenen Angaben zu den Top-5 der KIS-Anbieter in Deutschland. „Richtig schwierig war das allerdings nicht”, räumt Meierhofer ein. Schließlich sinkt die Zahl der KIS-Anbieter kontinuierlich, von mehr als 15 auf derzeit 7 große Anbieter. Selbst das Weltunternehmen Siemens – lange Zeit Nummer Zwei auf dem deutschen Markt – hat die KIS-Sparte an Cerner verkauft. „Der deutsche Markt verträgt langfristig nicht mehr als vier bis fünf KIS-Produkte, der Markt wird sich deshalb weiter konsolidieren. Und wir stehen dafür in der richtigen Ausgangsposition”, ist sich der studierte Informatiker sicher. Angst vor dem neuen Konkurrenten Cerner, immerhin einer der großen Player auf dem amerikanischen KIS-Markt, hat er nicht. „Cerner wird es auf dem deutschen Markt schwer haben, was nicht am fehlenden Geld liegt. Sondern an den speziellen Anforderungen des deutschen Markts.”

Sana und Contilia sind Kunden
Wichtigstes Produkt im Portfolio des Software-Spezialisten ist immer noch das KIS Medical Control Center (MCC), das in seiner ersten Version von Matthias Meierhofer selbst entwickelt worden war. Richtig Schwung in das Geschäft mit MCC kam knapp zehn Jahre später, als die Software auf Basis der Net.Technologie von Microsoft zu einem skalierbaren Informationssystem weiterentwickelt wurde. Die Münchner Firma war zu jener Zeit der Konkurrenz damit technologisch einen Schritt voraus, deshalb konnte sie das Produkt im Markt erfolgreich platzieren. Heute zählen 220 medizinische Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Meierhofers Kunden. Den weitaus größten Anteil stellen weiterhin Häuser mit 150 bis 500 Betten, allerdings hat die Firma auch Konzernkunden wie Sana, die private Schweizer Klinikkette Hirslanden oder die katholische Contilia Gruppe in Essen gewonnen.

Meierhofer hat seine Produktpalette über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Ein bedeutender Teil des Umsatzes wird heute mit spezialisierten Fachlösungen erwirtschaftet (siehe Kasten). Der Vorteil dieser Speziallösungen: Neben der direkten Einbindung in das eigene MCC können sie auch als eigenständige Lösungen an andere KIS „andocken”. Mit dem systemoffenen Ansatz ist die Firma bei Weitem nicht so verwundbar wie Anbieter, die die zunehmende medizinische Spezialisierung in der klinischen Dokumentation allein in das eigene KIS pressen wollen. „Man kann nicht alles über generische KIS-Funktionalität abbilden. Es wird nicht das eine KIS geben, das alles kann”, so Meierhofer.

Die Münchner Softwareschmiede investiert verstärkt in die Entwicklung von Fachlösungen für Bereiche wie die Psychiatrie oder die Pflege (Planung, Dokumentation, Scores, Kurve). „Wir richten uns immer stärker an den medizinisch-klinischen Prozessen aus”, sagt der Firmenchef. Weiterer Teil dieser Anstrengungen sind Softwarelösungen für das aktuelle Thema Mobility. Hier arbeitet die Firma an plattformübergreifenden und benutzerdefinierbaren Lösungen für einzelne Personengruppen im medizinischen Prozess. Meierhofer möchte in den kommenden fünf Jahren im Geschäft mit KIS und Fachlösungen bis zu 100 weitere Einrichtungen im sogenannten DACH-Raum (Deutschland, Österreich, deutschsprachige Schweiz) gewinnen.

Weitere Übernahme steht bevor
Auf organisches Wachstum allein mag Meierhofer aber nicht vertrauen. Zum Erscheinungstermin dieser Ausgabe deutet sich eine weitere Übernahme „im deutschsprachigen Raum” an. Details wollte er noch nicht verraten. Es wäre die vierte Übernahme seit 2005, als Meierhofer die KIS-Sparte von General Electric kaufte. Das Geld für den Kauf liegt offenbar auf der hohen Kante, ein Börsengang zur Kapitalbeschaffung steht nicht zur Diskussion. Allerdings: Meierhofer selbst ist ein perfekter Kandidat für Übernahmefantasien anderer. Der Unternehmer wird immer wieder mit diesen Spekulationen konfrontiert. Seine Antwort darauf hat sich nicht geändert. „Das Unternehmen wird nicht verkauft – im Gegenteil: Die jüngsten Übernahmen haben gezeigt, dass ein solides eigentümergeführtes Unternehmen mit einem innovativen Produkt gute Chancen auf dem Markt hat.”

In einem Punkt ist sich der umtriebige Firmenchef allerdings mit seiner Konkurrenz einig: Größeres Umsatzwachstum lässt sich vor allem durch das Ausweichen ins Ausland erzielen. Auch Meierhofer will diesen Weg verstärkt einschlagen. Bisher konzentrierte sich das Unternehmen mit 105 Mitarbeitern sehr stark auf die DACH-Region. Derzeit weitet die Firma ihr Geschäft in den französischsprachigen Teil der Schweiz aus, dabei soll es aber nicht bleiben. „Wir werden viel stärker das fremdsprachige Ausland adressieren und weitere Märkte in Europa bearbeiten”, sagt Meierhofer. In welche Region Europas Meierhofer expandieren will, mag der Firmenchef noch nicht preisgeben. Angesichts des jüngsten Ausflugs in die französischsprachige Schweiz käme eine Expansion in Länder wie Frankreich oder Belgien in Betracht. Bestätigen mag er das nicht. „Aber es liegt durchaus auf der Hand, ja”, sagt er ausweichend.

Erholen beim Langstreckenlauf
Meierhofer ist auch Vorstandsvorsitzender des Branchenverbands BVITG. Wie schafft er das? „Die Verbandstätigkeit könnte ich ohne die exzellenten Mitarbeiter in meiner Firma nicht ausüben. Am wichtigsten ist da natürlich meine Top-Führungscrew”, sagt er und erzählt von den hohen Zufriedenheitswerten in den Mitarbeiterumfragen. Dennoch: Sein Arbeitspensum setzt Ausdauer voraus. Meierhofer holt sie sich als Langstreckenläufer. Früher lief er regelmäßig Marathon, bis ihm „die Orthopädie dazwischenkam”. Die Distanzen sind nun kürzer. Einen Marathon will er aber noch laufen, den in New York. Unbedingt.

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