Interview mit Gerhard Härdter
Welche Neuigkeiten haben Sie von der Himss mitgenommen?
Wirklich Neues habe ich auf der HIMSS nicht gesehen. Das hatte ich im Vorfeld auch nicht erwartet. Jedoch: Die Konsequenz mit der bereits bekannte Konzepte wie EMR, IHE, Real Time Location, Patient Tracking, Mobility et cetera in den USA gefördert und umgesetzt werden, war für mich sehr beeindruckend. Hier hat man längst erkannt, dass integrierte und flächendeckend ausgerollte IT-Verfahren ein maßgeblicher Wettbewerbsvorteil für Krankenhäuser sind. Entsprechend gut sind die am Markt verfügbaren Lösungen.
Beeindruckend ist auch, mit welch simplen Lösungen auf Basis kostengünstiger Konsumerelektronik viele Hersteller – zum Beispiel von mobiler Visite und Dokumentation – an den Markt gehen. Schade nur, dass diese Produkte kaum eine Chance haben, die deutschen Zulassungshürden zu passieren.
Was davon hat für Sie persönlich Umsetzungsrelevanz?
Ich habe viele konzeptionelle Anregungen zur Umsetzung von anstehenden IT-Projekten mitgenommen. Die eigene IT-Strategie lässt sich schlussendlich nur mit dem Blick über den deutschen Tellerrand auf ihre Zukunftssicherheit hin überprüfen. So bestärkt mich zum Beispiel die Tatsache, dass es auch in den USA keinen anderen mit IHE vergleichbaren Ansatz im konsequenten Ausbau unseres Konzepts zur Kopplung der Subsysteme an die zentrale Patientenakte gibt. Auch unser Ansatz für mobile Lösungen im Klinikum scheint mir nach wie vor richtig zu sein. Von besonderer Relevanz sind für mich die in den USA umgesetzten Konzepte zu "Real Time Location" und "Patient Tracking". Hierin sehe ich ein großes Potenzial zur Verbesserung unserer eigenen Prozesse.
Sollte der "Meaningful Use"-Ansatz auch in Deutschland eingeführt werden und wenn ja, von wem?
Ein solches Förderprogramm, dass unter anderem zur Implementierung von zertifizierten IT-Systemen für Patientenakten dient, ist auch bei uns dringend nötig. Wirkungsvoll kann es jedoch nur dann sein, wenn sich, wie in den USA, die politische Ebene für Interoperabilitätsstandards stark macht und neben inhaltlichen Vorgaben Fördergelder bereitstellt, die "an der Front" – in den Krankenhäusern – ankommen. Die IT-Budgets in den USA und in Deutschland sind derzeit meilenweit voneinander entfernt. Sollte es nicht gelingen, dies entscheidend zu verbessern, werden wir auf absehbare Zeit hierzulande keine vergleichbare Prozessunterstützung und Effizienz durch IT-Verfahren erreichen.
Sollte es in Deutschland ein mit "Meaningful Use" vergleichbares Projekt geben, so wäre das Klinikum Stuttgart unter den Gewinnern, da wir bereits heute unsere IT-Systeme an standardisierten Prozessen ausrichten.
Können wir in der Healthcare-IT noch mit den Amerikanern mithalten?
Neben der HIMSS war der Besuch im Lafayette General Medical Center für mich wertvoll, insbesondere mit der Möglichkeit zum Austausch mit den IT-Kollegen dort. Konzepte, wie wir sie derzeit planen, sind dort bereits umgesetzt und mit Erfahrungswerten hinterlegt. Die um ein Vielfaches besseren Rahmenbedingungen in der IT, sowohl personell als auch budgetär, haben mich zwar beeindruckt, entmutigen mich aber nicht. Strategisch sind wir ähnlich gut aufgestellt, nur in der Umsetzung etwas hinterher.
Was hat Ihnen an der Entscheiderreise besonders gut gefallen?
Für mich als Musikliebhaber und Hobbymusiker war der Himss-Austragungsort New Orleans mit seinen herrlichen Jazzlokalen ein unvergleichliches Erlebnis. Das Angenehme war auf der Entscheiderreise in idealer Weise mit dem Nützlichen verbunden. Dafür würde ich jederzeit wieder Urlaubstage "opfern".
Gerhard Härdter: Der Leiter Servicecenter IT am Klinikum Stuttgart nahm an der HIMSS Entscheiderreise nach New Orleans teil und besuchte dabei auch das Lafayette General Medical Center.


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