"Startschuss für ostsächsisches Telehealth-Projekt gefallen" – die Überschrift der gemeinsamen Pressemitteilung von T-Systems und der Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen (CCS), eine Tochter der Uniklinik Dresden, klingt nicht besonders aufregend. Im Gespräch aber machen Axel Wehmeier, der Leiter des Konzerngeschäftsfeldes Gesundheit der Deutschen Telekom, und der CCS-Aufsichtsratschef Michael Albrecht klar: Dies soll kein gewöhnliches Telemedizin-Projekt werden. Geplant ist eine Telemedizin-Plattform, die verschiedensten Applikationen diesen kann – Wehmeier spricht in diesem Zusammenhang auch gern von "einer Steckleiste für das Gesundheitssystem".
Wehmeier: "Die Plattform wird zu einer einheitlichen Sprache für alle Telemedizinanwender"
Inhalt des Projekts ist zunächst für das Telecoaching von Herzinsuffizienz-Patienten, die Versorgung und Nachsorge von Schlaganfallpatienten (Telestroke) sowie die Telepathologie, bei der Pathologen aus der Uniklinik Kollegen in der Region mit einer Zweitmeinung unterstützen. Auf diese drei Aspekte soll das Projekt aber nicht beschränkt bleiben. Es kann später, so Wehmeier, auch auf diverse andere Bereiche ausgedehnt werden, etwa die Diabetesversorgung und die Teleradiologie. "Die Plattform wird zu einer einheitlichen Sprache für alle Telemedizinanwender – ganz unabhängig davon, mit welchen IT-Systemen sie arbeiten", sagt Wehmeier, der kürzlich auch Geschäftsführer der neu gegründeten Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions (DTHS) geworden ist. Laut Telekom ist die DTHS Marktführer für integrierte Leistungen aus IT und Telekommunikation für die Gesundheitsbranche – genau für die Leistungen also, die in Ostsachsen jetzt gerade zum Einsatz kommen soll.
Die EU und Sachsen fördern das Projekt mit fast 10 Millionen Euro
Dass in Ostsachsen nicht an einer weiteren solitären Lösung gearbeitet wird, sondern an einer offenen Plattform, ist eine Besonderheit des Projekts. Die andere: Albrecht und Wehmeier streben für diese geplante Plattform die Regelversorgung an. „Unter den 300 bis 400 Telemedizinprojekten in Deutschland gibt es gerade einmal ein einziges, das in die Regelversorgung gemäß dem Versorgungsstrukturgesetz gegangen ist – und zwar das mobile ferngestützte Monitoring von Herzschrittmacher-Patienten." Die Chancen, in die Regelversorgung aufgenommen zu werden, steht für ostsächsische Projekt gut. Denn es wird von der Politik offenbar sehr ernst genommen: Die Europäische Union unterstützt aus dem Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zusammen mit dem Land Sachsen mit rund 9,8 Millionen Euro. Damit sind 80 Prozent der Kosten gedeckt, die restlichen 20 Prozent zahlen die Projektteilnehmer selbst. "Wir sind für die EU das erste geförderte Projekt mit der Zielsetzung, eine intelligente flächendeckende telemedizinische Infrastruktur aufzubauen", sagt Albrecht. Das freut ihn - und setzt die Projektpartner zugleich unter enormen Druck: Sie müssen, so will es die EU, bereits Mitte 2015 die Entwicklungsarbeiten abgeschlossen haben.


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