Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

E-Health”Wir reden nicht mehr über Visionen”

Im Interview spricht Ilias Iakovidis, IT-Experte der Europäischen Kommission, über die E-Health-Initiativen in Europa.

Der Erfolg von E-Health-Anwendungen hängt seiner Meinung nach von deren Patientenorientierung ab. Im Interview erklärt Iakovidis, was die diesjährige E-Health-Konferenz in Barcelona dazu beitragen konnte und warum 2010 ein spannendes Jahr für E-Health in Europa werden wird.

Was war Ihrer Meinung nach der Höhepunkt der diesjährigen Ministerkonferenz zum Thema E-Health?

Es gab einige Highlights dieses Jahr. Erstmalig kooperierte die Europäische E-Health- Konferenz mit der World of Health IT Conference & Exhibition. Dies bedeutet, dass wir hochrangige politische Entscheider und Industrievertreter aus ganz Europa an einen Tisch bringen konnten. Dies ist unabdingbar, wenn es um die flächendeckende Einführung von E-Health geht.

Wie steht es um die Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen?

Wir müssen die Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen mit einbeziehen, so viel steht fest. Aber dass sie in großer Zahl zu einer Veranstaltung wie dieser kommen, erwarten wir nicht, da hat die Sorge um die Patienten für die Betreffenden sicherlich Vorrang. Aber wir müssen natürlich Wege finden, auch diesen Kreis anzusprechen. Die Europäische Kommission tut dies, indem sie E-Health Vorträge auf den großen Medizinkongressen organisiert oder sich an solchen beteiligt. Vor einigen Wochen beispielsweise fand ein E-Health Vortrag der Europäischen Kommission auf dem Europäischen Radiologiekongress in Wien statt, der sehr erfolgreich war. Wir holen also auch die Nutzer an Bord.

Können Sie einen kurzen Überblick über die wichtigsten Konferenzthemen geben?

Generell war es uns wichtig zu verdeutlichen, dass wir die Experimentierphase hinter uns haben. Erstmalig hatten wir einen ganzen Konferenzstrang, der sich nur mit dem nachweisbaren Nutzen von E-Health beschäftigte. Dieser ist real, und er ist messbar. Wir sprechen nicht mehr über Visionen. Der zweite wesentliche Aspekt der diesjährigen E-Health-Konferenz war die eindeutige Fokussierung auf den Patienten. Sicher ist: Wenn wir für E-Health-Szenarien keine nützlichen Patientenanwendungen bereitstellen können, werden wir die Menschen nie überzeugen.

Auf welche Weise genau können Patienten in E-Health-Prozesse eingebunden werden?

Dafür gibt es überall in Europa gute Beispiele. Dänemark bietet hier einiges, oder auch Großbritannien. Beide Länder haben nationale Portallösungen entwickelt, die nicht nur medizinische Daten kumulieren, sondern auch Applikationen bieten, von denen der Patient einen echten Nutzen hat, weil ihm diese das Leben erheblich vereinfachen. Dabei kann es sich um ganz einfache Dinge handeln wie einen Online-Anmeldeservice. Daneben gibt es komplexere Anwendungen, zum Beispiel für chronisch Kranke. Wage ich einen Blick in die Zukunft, kann ich mir auch Instrumente vorstellen, die eine personalisierte Gesundheitsfürsorge ermöglichen, welche die individuellen Veranlagungen eine Patienten berücksichtigt. Wir bewegen uns hier in Richtung präventive Medizin mit einem enormen Potenzial für E-Health und die Einbindung des Patienten in die Gesundheitsvorsorge.

Vor einem Jahr wurde die Europäische „E-Health Governance Initiative“ ins Leben gerufen. Was hat dies bisher gebracht?

Für mich war das ein sehr wichtiger Schritt, weil diese Gruppierung hochrangige Vertreter der nationalen Gesundheitsministerien erstmalig regelmäßig zusammenführt. Man könnte auch sagen, die Initiative fügt unseren Bemühungen um technische Interoperabilität ein gewisses Maß an politischer Interoperabilität hinzu. Daher unterstützen die Generaldirektionen Gesundheit und Verbraucher sowie Informationsgesellschaft und Medien  der Europäischen Kommission die Initiative mit jeweils 500.000 Euro und werden dies auch weiterhin tun.

Können Sie ein kurzes Update zum Epsos-Projekt und der Telemedizin-Initiative der Europäischen Kommission geben?

Die Zwischenergebnisse des Epsos-Projektes sind wirklich bemerkenswert. Technische Spezifikationen der Europäischen Patientenakte und des Europäischen eRezeptes stehen kurz vor der Veröffentlichung, Pilotprojekte sind für den Beginn des Jahres 2011 anberaumt. Im Bereich Telemedizin wird derzeit unter der Führung der Region Venetien ein weiteres Großprojekt gestartet: „Renewing Health“. Das Ziel hier ist es, eine Art internationaler Telemedizin-Studie zu initiieren, an der alle Regionen Europas teilnehmen. Mit dieser Studie stehen dann sehr gute Daten zu den Patientenvorteilen bereit, die Politikern eine gute Entscheidungsgrundlage bieten, wenn es um die Implementierung einer Telemedizin-Infrastruktur geht.

Dieses Interview wurde von HealthTech Wire zur Verfügung gestellt.

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen