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Wegen ÜberlastungÄrzte der Asklepios-Klinik St. Georg schreiben Brandbrief

Ein Brandbrief von mehreren Ärzten des Hamburger Klinikkonzerns Asklepios beschreibt schonungslos die Zustände im Klinikum St. Georg. Der Behandlungsstandard für Krebs- und Leukämiepatienten könne nicht mehr aufrechterhalten werden.

19 Ärzte unterschrieben das Dokument, wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtete. In dem Brief, der bereits vor drei Wochen bei der Klinikleitung eingegangen war, heißt es unter anderem: „Jeden Tag steigt das Risiko schwerwiegender ärztlicher Fehler, welche langfristige Negativfolgen für den Patienten und haftungsrechtliche Konsequenzen haben können.“ So könne der Behandlungsstandard der Krebs- und Leukämiepatienten nicht mehr aufrechterhalten werden. Ein Arzt versorge mitunter 24 zum Teil schwerkranke Patienten.

Massives Organisationsverschulden

Grund für diese Lage sei ein massives „Organisationsverschulden“, wie es von den Unterzeichnern des Briefes heißt. Nachdem der bisherige Chefarzt in den Ruhestand gegangen war und mehrere Spezialisten die Klinik verlassen hatten, entstand eine Vakanz mehrerer Stellen – so der Stand Ende September. Mittlerweile, so heißt es von der Klinikleitung, habe man reagiert: „Die Abteilung wurde personell verstärkt und die Bettenzahl vorläufig herabgesetzt, sodass die von den Kollegen angezeigte Überlastung heute nicht mehr besteht. Darüber hinaus haben wir einen neuen Chefarzt für die Hämatologie, Onkologie und Stammzellentransplantation gefunden, mit dem wir uns aktuell in den letzten Vertragsverhandlungen befinden“, teilte ein Sprecher mit. Der neue Chefarzt solle die Abteilung Anfang des Jahres übernehmen und weitere personelle Verstärkungen vornehmen.

Kliniksprecher: Aktuell sind 2,5 Stellen unbesetzt

Doch offenbar ist die Situation weiterhin angespannt – so sollen neue Patienten abgewiesen worden sein. Die weiterhin angespannte Situation bestätigt auch der Kliniksprecher: „Aktuell sind von 18 Stellen in der Abteilung rund 2,5 Stellen nicht besetzt, daher ist auch die Bettenzahl von 60 auf aktuell 48 Betten reduziert.“ Bei der SPD-geführten Gesundheitsbehörde will man den Vorwürfen nachgehen und Kontakt zu den Verantwortlichen aufnehmen, hieß es von einem Sprecher gegenüber der „Welt“. Diese zögerliche Reaktion rief bereits die politische Opposition auf den Plan: „Die Tatsache, dass nun erst ein Brandbrief der Ärzte und Ärztinnen nötig ist, beweist, dass sowohl die Klinikleitung als auch die Gesundheitsbehörde ihre Aufsichts- und Fürsorgepflicht verletzt haben“, sagte Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion. Er fordert, die Behörde von Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) zum Handeln auf: „Die Stadt muss als Anteilseignerin der Asklepios-Kliniken mit ihren 25,1Prozent Einfluss nehmen, damit solch unhaltbare Zustände in Zukunft nicht wieder auftreten“, so Celik. Seine Fraktion fordere daher verbindliche und ausreichende Personalschlüssel für Mediziner und Pflegekräfte. In der aktuellen Lage will die Klinik selbst für Entspannung sorgen: „Wir erwarten, dass sich die Personalsituation im weiteren Verlauf wieder vollständig bereinigt, sodass die Abteilung in ihrer gewohnten Leistungsstärke weiterarbeiten kann“, sagte der Aspklepios-Sprecher. In der Klinik selbst gibt es dazu eine andere Meinung, wie die „Welt erfuhr: Die Vertrag mit einem neuen Chef sei noch lange nicht in trockenen Tüchern, eine Kündigung weiterer Kollegen werde befürchtet. Und das nicht nur in St. Georg, sondern auch in anderen Asklepios-Kiniken. Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung des Konzerns vor zweieinhalb Jahren ständen immer mehr wirtschaftliche Interessen im Vordergrund, denen sich die medizinische Versorgung unterwerfen müsse, so ein Mitarbeiter zur „Welt“.

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