"Die bisherigen Gespräche mit der lokalen und regionalen Politik gestalteten sich hier in den vergangenen Jahren für uns unverständlich zunehmend schwierig. Dabei sind die Bundesländer gesetzlich verpflichtet, die Investitionskosten der Krankenhäuser zu finanzieren, da diese einen staatlichen Versorgungsauftrag erfüllen. Auch das Land Nordrhein-Westfalen kommt dieser Verpflichtung seit Jahren nur unzureichend nach", sagt Jansen.
In den vergangenen Jahren hat Asklepios bekanntermaßen mehrere Konzepte zur Verbesserung der angespannten Situation vorgelegt, von der Komplettsanierung des Altbaus über einen Neubau der Kinderintensivstation bis zu einem kompletten Krankenhausneubau. Dabei war und ist Asklepios bereit - über die Übernahme der kontinuierlichen Defizite, welche die Kinderklinik alljährlich erwirtschaftet, hinaus - in großem Maße Eigenmittel zur Finanzierung der Bauvorhaben bereit zu stellen. Die benötigten öffentlichen Fördermittel zur Kofinanzierung wurden jedoch weder zugesagt noch jemals in Aussicht gestellt! Stattdessen entstand in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Asklepios Kinderklinik ein mit rd. 350 Millionen Euro aus Steuermitteln geförderter Neubau der Universitätsklinik Bonn mit einem großen Eltern-Kind-Zentrum und Herzzentrum mit der Ausrichtung Kinderherzchirurgie.
Wechsel von zwei Chefärzten
Diese universitäre Einrichtung hat dann neue Abteilungen geschaffen bzw. ist dabei, diese zu schaffen, die zweifellos in direktem Wettbewerb zur seit vielen Jahren bestehenden Asklepios Kinderklinik stehen. "Schlimmer noch: Die neue, vom Land mit öffentlichen Mitteln maximal geförderte universitäre Kinderklinik wirbt offensiv um Fachpersonal und lockt qualifiziertes Pflegepersonal und Ärzte von unserer Einrichtung weg. Die staatlicherseits bezahlten Wechsel- oder Kopfprämien für Pflegekräfte, so wurde uns zugetragen, betragen zum Teil mehrere Tausend Euro", sagt Jansen.
Angesichts der aktuellen Situation - dem Wechsel zweier Chefärzte des Deutschen Kinderherzzentrums sowie einer großen Anzahl an hoch qualifizierten Pflegekräften zur Kinderklinik der Universitätsklinik Bonn - ist die Zukunft des Deutschen Kinderherzzentrums ungewiss. Die Klinik hat kurzfristig Arbeitsgruppen gebildet, um in den kommenden Wochen mögliche Szenarien für die künftige Aufstellung und die Sicherung der Leistungsfähigkeit der Kinderklinik zu entwickeln.
Gemeinsam mit allen leitenden Ärzten der Klinik wurde eine Projektgruppe "Zukunft der Kinderklinik Sankt Augustin" ins Leben gerufen. Innerhalb dieses Projekts wird die gesamte Struktur der Klinik auf den Prüfstand gestellt und versucht, tragfähige Konzepte zur Zukunftssicherung von Sankt Augustin zu finden. Gemeinsam mit dem Konzern werden die Möglichkeiten einer strategischen Weiterentwicklung der anderen Abteilungen aus eigener Kraft oder im Schulterschluss mit der Uniklinik Bonn geprüft.
Aufbau des Eltern-Kind-Zentrums seit fünf Jahren geplant
Mit dieser bestand sogar schon einmal ein Kooperationsentwurf, bei dem es um den Austausch von Experten und OP-Ressourcen ging, der jedoch nicht weiterverfolgt wurde, weil die Zusammenarbeit einseitig zu Lasten der Kinderklinik gegangen wäre. Es war nicht abzusehen, dass offenbar damals schon Überlegungen zum jetzigen Abwerben ganzer Teams liefen. Denn der Standort Bonn plante bereits seit mehr als fünf Jahren den Aufbau des Eltern-Kind-Zentrums.
Das Direktorium führt derzeit zahlreiche Einzelgespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich verständlicherweise Klarheit für ihre berufliche Zukunft wünschen. "Wir freuen uns, dass viele unserer Mitarbeiter gern am Standort St. Augustin bleiben möchten. Selbst einige der Kolleginnen und Kollegen, die bereits mit Hinweis auf ihren Wechsel an die Uniklinik Bonn gekündigt haben, zeigten Bereitschaft, die Kündigung zurückzuziehen, wenn es ein trag- und zukunftsfähiges Konzept für ihr jetziges berufliches Zuhause gibt. Dies mit Hochdruck zu entwickeln, hat bei uns Priorität", sagt Jansen.


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