„Man muss dabei den schmalen Grat zwischen Offenheit und Sicherheit finden”, sagte einer Sprecherin des Verbands in Stuttgart. Gerade in Entbindungsstationen seien Besuche von Familie und Freunden erwünscht. Sie machte auch darauf aufmerksam, dass Sicherheitsbändchen schwierig seien, denn sie würden auch ausgelöst, wenn die Mutter mit dem Baby einmal frische Luft schnappen oder in die Cafeteria gehen wolle.
Wie berichtet, ist das aus dem Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) entführte Baby inzwischen wohlbehalten an seine Eltern zurückgegeben worden. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte eine 26-jährige Mutter bereits am 29. Dezember beim Erwachen bemerkt, dass ihr frisch entbundenes Kind nicht mehr im Bettchen neben ihr lag. Einem Medienbericht zufolge verdanken Mutter und Kind den glücklichen Ausgang des Dramas einem aufmerkamen Nachbarn. Der sah die mutmaßliche Kidnapperin zu seiner Überraschung mit einem Baby nach Hause kommen sah, schöpfte Verdacht und verständigte die Polizei. Diese nahm die 22-Jährige fest. Die mutmaßliche Täterin wurde in die Psychiatrie eingewiesen.
Das Robert-Bosch-Krankenhaus bestätigte auf kma-Anfrage die Entführung. Die Krankenhausleitung mit Geschäftsführer Ullrich Hipp und dem Ärztlichen Direktor Mark Alscher sowie zahlreiche Mitarbeiter hätten die Ermittlungsarbeit der Polizei im und außerhalb des Krankenhausgeländes unterstützt, heißt es in einer Presseerklärung der Klinik. Die für Krisensituationen im RBK etablierte Meldekette habe reibungslos funktioniert; das das RBK habe die erfolgreichen Ermittlungen aktiv begleitet.
Die Mutter sowie die Familienangehörigen wurden laut RBK durch Ärzte, Psychologen und Seelsorger des Krankenhauses professionell betreut. Die Patientenversorgung war auf allen Stationen zu jedem Zeitpunkt gewährleistet. Die Mitarbeiter des RBK wurden frühzeitig durch die Geschäftsführung über die Arbeit der Polizei unterrichtet und konnten so die Ermittlungen unterstützen.
Vorläufiges Stillschweigen
Kurz nach den Geschehnissen hatte die Staatsanwaltschaft Stuttgart entschieden, zum Schutz der Familie und des Kindes über den Vorfall Stillschweigen zu bewahren. Dieser Entscheidung hatte sich das RBK angeschlossen. Erst nachdem die Familie mittlerweile selbst mit Journalisten gesprochen und die Geschichte publik gemacht hätte, habe man sich entschlossen, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen und ein offizielles Statement herauszugeben, teilte die Klinik mit.
Nachtwache durch Sicherheitsdienst
Auch das RBK nahm die Geschehnisse zum Anlass, um das Thema Sicherheit im Krankenhaus neu zu diskutieren. "Die Sicherheitsmaßnahmen sind im RBK bereits sehr hoch", erklärt Geschäftsführer Ullrich Hipp, "unser Krankenhaus wird beispielsweise nachts von einem privaten Sicherheitsunternehmen überwacht. In der Nacht können die öffentlichen Zugänge mit Ausnahme der Notaufnahme nicht betreten werden. Trotz der hohen Sicherheitsstandards ist es uns wichtig, dass das RBK ein offenes Haus ist, das Patienten und Besucher willkommen heißt. Dies möchten wir insbesondere für unsere Geburtsstation, auf der wir täglich zahlreiche Angehörige frischgebackener Eltern begrüßen, weiterhin beibehalten. Nichtsdestoweniger werden wir über Maßnahmen nachdenken, welche einen noch höheren Schutz für die Neugeborenen und deren Mütter ermöglichen."


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