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Krankenhaus Rating Report 2014Fast der Hälfte der Kliniken fehlt die Kraft für Investitionen

5,4 Milliarden Euro müssten die Krankenhäuser im Jahr aufbringen, um ihre Substanz nur zu erhalten. Doch steigende Kosten, schlechte Erträge und das schleichende Ende der dualen Krankenhausfinanzierung hindern sie immer stärker daran , sich zukunftsfest aufzustellen. Zu diesem Schluss kommt der Krankenhaus Rating Report 2014.

44 Prozent der deutschen Krankenhäuser sind überhaupt nicht, weitere 7 Prozent nur schwach investitionsfähig - und damit auf die Dauer in ihrer Existenz gefährdet. Dies ergibt sich aus dem Krankenhaus Rating Report 2014, der auf dem Hauptstadtkongress in Berlin vorgestellt wurde. Schlüsselt man diese Durchschnittszahl auf, so zeigt sich, dass öffentlich-rechtliche Häuser mit einem Anteil von 66 Prozent die geringste Investitionskraft besitzen, gefolgt von den freigemeinnützigen mit 58 Prozent. Mit einem Anteil von 5 Prozent ist das Problem bei den privat geführten Krankenhäusern offenbar eine Marginalie.

Jedes dritte Haus schreibt rote Zahlen
Dem Report zufolge hat sich bundesweit die wirtschaftliche Lage im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. Ein Drittel der Häuser (34 Prozent) wiesen hier rote Zahlen auf. Die Zahl der Kliniken mit erhöhter Insolvenzgefahr hat sich von 2009 bis 2012 von 7,4 auf 13,8 Prozent fast verdoppelt. Die Kliniken mit den größten wirtschaftlichen Problemen liegen in Niedersachen, Bremen, Hessen und Baden-Württemberg. Am besten ist demnach die Lage in den ostdeutschen Bundesländern sowie in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die vor der Bundestagswahl 2013 beschlossenen Finanzhilfen der Politik führen demnach in diesem und im laufenden Jahr zu einer positiven Entwicklung bei den Erlösen. "Aber dies sind Einmaleffekt im Umfeld von Wahlen", sagt Sebastian Krolop von der Unternehmensberatung Accenture, der den Report gemeinsam mit dem Gesundheitsexperten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Boris Augurzky, in Berlin präsentierte. "Wenn wir nicht handeln, wird sich die Lage in den vor uns liegenden sieben, acht Jahren allerdings spürbar verschlechtern", sagte Krolop weiter. Bis 2020 könnten dem Report zufolge rund 13 Prozent der Krankenhäuser vom Markt verschwinden. Um dem Problem zu begegnen, raten die Experten von einer Erhöhung der Preise ab und schlagen Produktionssteigerungen und eine Marktbereinigung vor, sprich: dass sich defizitäre Häuser vom Markt verabschieden und die verbleibendenden mit einem Mehr an Patienten ihre Lage verbessern. Um einem weiteren Substanzabbau entgegenzuwirken schlagen die Autoren des Reports einen staatlichen Investitionsfonds an, mit einem demnächst abrufbaren Volumen von einer Milliarde Euro plus 300 Millionen an zinsgünstigen Krediten.

Je reicher, desto unwirtschaftlicher
Einer der Auffälligkeiten in diesem Jahr war die, dass die Zahl der kommunalen Krankenhäuser in wirtschaftlicher Schieflage ausgerechnet in einkommensstarken Kreisen in den wirtschaftlich starken Bundesländern Süddeutschlands exorbitant hoch sein kann. Sebastian Krolop wagte die These: "Je reicher eine Kommune, desto signifikant unwirtschaftlicher ist das Krankenhaus. Man ist offenbar bereit, sich das zu leisten." Dabei müssen Krankenhäuser auf dem Land nicht zwingend schlecht dastehen, sofern sie sich geschickt spezialieren.

Überraschend war die Erkenntnis, dass Verbundbildung nicht automatisch als Allheilmittel zur wirtschaftlichen Gesundung angesehen werden kann. So sind im Grundsatz zwar die privaten Träger als Kette besser aufgestellt. Doch bei den freigemeinnützigen halten sich Vor- und Nachteile die Waage, während bei den kommunalen Häuser die Solisten besser dastehen. Krolops Interpretation: "Die reine Bildung von Ketten generiert noch nicht den Erfolg, wenn Sie nicht die Möglichkeit des Durchregierens, der Governance, haben." Erstmals untersucht wurde auch die Lage der Universitätsmedizin. Hier ergab eine Analyse von zehn Jahresabschlüssen, dass sich die Lage der Uniklinika von 2011 auf 2012 "stark verschlechtert" hat. In nur einem Jahr hat sich die Zahl der Einrichtungen mit erhöhter Insolvenzgefahr von 11 auf 33 verdreifacht. Schlossen die Uniklinika das Geschäftsjahr 2011 noch mit einem kumulierten Überschuss von 136 Millionen Euro ab, so lag der kumulierte Verlust ein Jahr später bei 80 Millionen Euro.

Zehn Jahre Krankenhaus Rating Report
Der Krankenhaus Rating Report wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal vorgestellt. Ausgearbeitet wurde er vom RWI, der Unternehmensberatung Accenture und dem Institute for Healthcare Business (HCB). In der hierfür ausgewählten Stichprobe wurden 617 Jahresabschlüsse aus dem Jahr 2011 und 175 weitere aus dem Jahr 2012 untersucht und damit die finanzielle Lage von fast 1.000 Kliniken in Deutschland.

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