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DKG-UmfrageGewalt gegen Klinik-Personal mehrt sich

Immer öfter sind Krankenhaus-Mitarbeiter mit Übergriffen gegen sich konfrontiert. Wie eine aktuelle Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft herausarbeitet, kommt es v.a. in der Pflege zu Gewalt. Ein Blick auf die Ursachen und Folgen.

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Rechitan Sorin/stock.adobe.com
Symbolfoto

Gewaltätige Übergriffe durch Patientinnen und Patienten sind für Klinik-Personal zunehmend Realität. Das ist das Ergebnis einer DKI-Blitzumfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). 73 Prozent der befragten Kliniken geben an, dass die Zahl der Aggessionsvorfälle in den letzten fünf Jahren mäßig (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) gestiegen ist. Lediglich vier Prozent der Häuser sieht einen Gewalt-Rückgang. Betroffen sind laut dem Ergebnissen der aktuellen Umfrage vor allem Pflegerinnen und Pfleger. Vier Fünftel aller Kliniken identifizierten den Bereich Pflege als besonders Gewalt gefährdet. Auch in Notaufnahmen spielen sich immer wieder Übergriffe gegen Klinik-Personal ab, so die Hälfte aller befragten Krankenhäuser.

Was triggert die gewaltätigen Übergriffe?

Überwiegend einig sind sich die Kliniken darin, dass ein genereller Verlust von Respekt gegenüber Krankenhauspersonal zu Übergriffen führt. Das bestätigen 73 Prozent der Befragten. Alkohol oder Schmerzen würden zustandsabhängige Übergriffe begünstigen. Auch von dementen und psychisch kranken Patientinnen und Patienten geht immer wieder Gewalt aus. Und schließlich identifizieren 40 Prozent der befragten Krankenhäuser auch lange Wartezeiten als eine der Hauptursachen für Gewalt gegen ihre Mitarbeitenden.

Selbstverteidigungskurse für Pflegekräfte, Videoüberwachung in Krankenhausfluren oder abgeschottete Sicherheitsbereiche dürfen nicht als Normalität akzeptiert werden.

 

Angriffe mit Folgen

Kommt es zu Übergriffen, hat dies schwere Folgen für die Betroffenen – vor allem psychischer Natur. Lediglich 13 Prozent der Kliniken geben an, dass derlei Vorfälle keine Belastungen hervorrufen würden. Ein Viertel der Kliniken gibt an, dass Gewalterfahrungen zu Kündigungen führen. Viele versuchen deshalb präventiv mit Deeskalationstrainings, baulichen Maßnahmen wie Videoüberwachung und Zutrittsbeschränkungen potenzielle Übergriffe zu unterbinden. in 28 Prozent der Kliniken wird auf Sicherheitspersonal gesetzt, um das Personal zu schützen. Große Einigkeit (93 Prozent) herrscht in der Forderung nach schärferen Strafen im Falle von Gewalt.

Obwohl viele Kliniken von zunehmender Gewalt gegen Personal berichten, gehen DKI und DKG von einer „erheblichen Dunkelziffer der gewaltätigen Übergriffe“ aus. Insbesondere kleinere Fälle würden oft nicht zur Anzeige gebracht als „zur Tätigkeit gehöhrenden Normalität“ betrachtet. Polizeiliche Statistiken spiegelten daher nicht die Realität in den Kliniken wider.

Und auch auf die Versorgungsstrukturen hat Gewalt gegen Klinikpersonal Auswirkungen. Die von Fachkräftemangel geplagte Branche muss demnach mit kurz- und mittelfristigen Personalausfällen kämpfen. Manche Klinik-Beschäftigte wechseln sogar ganz den Beruf, berichtet Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG.

Die DKG mahnt an: „Selbstverteidigungskurse für Pflegekräfte, Videoüberwachung in Krankenhausfluren oder abgeschottete Sicherheitsbereiche dürfen nicht als neue oder gar hinzunehmende Normalität akzeptiert werden.“ Unmut und Frust in Anbetracht langer Wartezeiten in den Notaufnahmen seien nachvollziehbar, taugen jedoch nicht als Rechtfertigung für Gewalt und Übergriffe gegen Klinikpersonal.

„Es kann nicht sein, dass das Krankenhaus als letztes Glied in der Kette zum Austragungsort für gesellschaftliche Probleme wird und dass die Beschäftigten die Folgen fehlender Patientensteuerung am eigenen Körper zu spüren bekommen. Wer das zunehmende Problem der Übergriffe gegen Krankenhausbeschäftigte genauso wie gegen Rettungskräfte und viele andere angehen will, muss schon deutlich vor der Krankenhausversorgung ansetzen und gesellschaftliche Schieflagen thematisieren.“

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