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KritikHelios bezieht Position zu Medienberichten um Stellenabbau

In Medienberichten der vergangenen Tage wurde der geplante Arzt-Stellenabbau bei Helios scharf kritisiert. Auch von gefährdeter Patientensicherheit war die Rede. Helios äußert sich dazu jetzt in einem Faktencheck zur Lage an seinen Häusern.

Operation
AntonioDiaz/stock.adobe.com
Symbolfoto

Helios nimmt seit Januar 2021 eine Einzelfallprüfung von Nachbesetzungen und Neubesetzungen im Ärztlichen Dienst vor. Dazu gab es negative Äußerungen aus der Politik, von Interessenverbänden und in einigen Medienbeiträgen. Dort wird ein „übermäßiger Abbau“ ärztlicher Stellen unterstellt, dies als „unverantwortlich“ bezeichnet, und es wird behauptet, das „gefährde“ die Patientenversorgung.

Diese Äußerungen gehen laut Helios an den Tatsachen vorbei. Dem Konzern zufolge nutzen Verbände den Anlass, um Ihre Interessen mit Nachdruck zu vertreten und ihre Forderungen an die Politik im Vorlauf zu den Bundestagswahlen zu bekräftigen.

Folgende Fakten sollen dabei helfen, die aktuelle besser Lage einzuschätzen:

  1. Helios hat von 2015 bis 2019 die Anzahl der Ärzte und Ärztinnen in den Kliniken um 4 Prozent erhöht. Die jährlichen Patientenzahlen sind im selben Zeitraum um 3,6 Prozent gestiegen. In 2020 – dem Jahr der Corona-Pandemie – wurden dann insgesamt knapp 15 Prozent weniger Patienten und Patientinnen als in 2019, konkret noch 1,03 Millionen, behandelt. Dieser Fallzahlrückgang entspricht von der Größenordnung her dem Fallzahlrückgang, der bundesweit über alle deutschen Krankenhäuser in 2020 zu beobachten war.

  2. Während 2020 wurde die Anzahl der Ärzte und Ärztinnen – trotz des Fallzahlrückgangs – stabil gehalten. Ende 2020 waren es damit knapp 10.000 Vollkräfte im Ärztlichen Dienst. Dies in der Erwartung, dass die „verlorenen Fälle“ sukzessive zurückkehren. Eine solche Trendwende setzte allerdings nicht ein. 

  3. Mit dem aktuellen Verhältnis von Ärzte und Ärztinnen auf behandelte Patientinnen und Patienten liegen wir im langjährigen Bundesdurchschnitt, bei uns kommen auf einen Arzt bzw. eine Ärztin pro Monat zehn Patientinnen und Patienten. Rechnet man das konkret um in Behandlungstage, dann entfallen auf jeden Arzt und jede Ärztin 57 Behandlungstage pro Monat (in 2020). Von einer „Gefährdung“ der Patientenversorgung kann keine Rede sein. Das zeigen unsere jährlichen Qualitätszahlen. Bekanntlich legen wir seit dem Jahr 2000 konkret alle Qualitätsergebnisse offen, und waren beispielgebend für die Initiative Qualitätsmedizin, der rund ein Drittel aller deutschen Krankenhäuser beigetreten sind, und die auch der Qualitätssicherung der Krankenhäuser in der Schweiz als Blaupause diente. 

  4. Für die Jahre 2021 und folgende gehen alle bekannten Fallzahlprognosen aus von Patientenzahlen, die sich deutschlandweit im stationären Bereich rund 5 Prozent bis 10 Prozent unter dem Niveau 2019 bewegen werden. Der Gesetzgeber selbst hat dieser Tatsache unter anderem dadurch Rechnung getragen, dass er für den Ausgleich von Krankenhausbudgets in 2021 auf dem Niveau des Budgets von 2019 aufsetzt, davon pauschal 2 Prozent abzieht. Der zu beobachtende Rückgang der Patientenzahlen ist zu einem hohen Teil dadurch bedingt, dass einige Krankenhausleistungen ambulant – mithin also außerhalb der Krankenhäuser in ambulanten Zentren – erbracht werden. Dieser Trend zur „Ambulantisierung“ hat sich in der Pandemie beschleunigt. 

  5. In 2021 waren in den ersten drei Monaten rund 20 Prozent weniger Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern. Mit Abflachen der Pandemie wird das Delta nun geringer, bewegt sich für 2021 nach den aktuellen Schätzungen bei rund 10 Prozent weniger Patientinnen und Patienten als noch in 2019. Für Helios bedeutet dies knapp 120.000 Behandlungen weniger für 2021.

  6. Angesichts dieser Entwicklung hat sich Helios dazu entschlossen, die Nachbesetzung von Stellen im Ärztlichen Dienst bzw. die Neuschaffung von ärztlichen Stellen unter den Vorbehalt einer Einzelfallprüfung zu stellen. Es wird konkret die Stelle betrachtet, um die es jeweils geht. Und im Einzelfall abgewogen, ob eine Nach- oder Neubesetzung zu rechtfertigen ist, wenn man die jeweils konkrete Fallzahlentwicklung in der Abteilung/Klinik betrachtet. Die Bewertung erfolgt durch ärztliche Kolleginnen und Kollegen, unter Berücksichtigung der jeweiligen Besonderheiten in der Dienstgestaltung und der jeweils fachspezifischen Besonderheiten. Damit will Helios sicherstellen, dass – auch im Ärztlichen Dienst – ein angemessenes Verhältnis besteht zwischen den tatsächlich zu behandelnden Patientinnen und Patienten und den jeweiligen Stellenplänen bzw. Stellenbesetzungen. Seit Januar 2021 wurden hierdurch bisher insgesamt 150 Stellen identifiziert, deren Nachbesetzung nicht erforderlich ist.

Die wesentlichen Zahlen und Fakten

Von 2013 bis heute ist bei Helios ein Rückgang von 16 Prozent von Patientenfällen pro Ärztin bzw. Arzt zu beobachten. Das bedeutet, Ärztinnen und Ärzte bei Helios behandeln heute 16 Prozent weniger Fälle als im Jahr 2013. Noch deutlicher ist der Rückgang der Belegungstage pro Arztstelle. In Deutschland gingen die Belegungstage pro Klinikärzt bzw. -ärztin zwischen 2013 und 2018 um fast 13 Prozent zurück. Seit 2013 bis heute verzeichnet Helios einen Rückgang der Belegungstage pro Klinikärztin/Klinikarzt um 25 Prozent. Helios liegt genau bei den gleichen Werten wie der Bundesdurchschnitt für 2018. Seitdem weiter fallend, aber es sind keine Vergleichsdaten des Bundes vorhanden.

Einordnung

Jeder mag für sich beurteilen, ob Überprüfung und Nichtbesetzung von bis dato 150 Stellen im Ärztlichen Dienst die Wortwahl eines „übermäßigen Abbaus“ rechtfertigt. Insgesamt rechnt Helios für das gesamte Jahr 2021, dass in den 89 Kliniken im Durchschnitt drei Stellen pro Standort nicht nachbesetzt werden. Da eine konkrete Einzelfallprüfung erfolgt, werden Kliniken dabei sein, wo überhaupt keine einzige Arztstelle in Frage gestellt ist oder – in der gesamten Klinik oder einzelnen Abteilungen – Stellen zugeführt werden. Umgekehrt kann es Kliniken mit stark fallenden Patientenzahlen geben, wo es zu mehr als drei Arztstellen weniger kommen wird. An manchen Standorten werden es also acht oder neun, in anderen eher zwei oder drei, in wieder anderen gar keine oder sogar die eine oder andere Stelle mehr sein.

Helios stellt klar, dass es es unverantwortlich wäre, bei einem Wegfall von 120.000 Patientinnen überhaupt nicht darüber nachzudenken, ob und in welchem Umfang Stellen im Ärztlichen Dienst nachbesetzt werden. Es handelt sich um einen – auch im öffentlichen Dienst – üblichen budgetären Prüfungsvorbehalt bei Einstellungen. Und das Ganze dient dazu, dauerhaft wirtschaftlich zu bleiben, auch bei niedrigeren Patientenzahlen im stationären Bereich. Damit soll die Investitionskraft, die der hohen Qualität der Versorgung zugutekommt, sei es in Form von höchsten Standards in der Medizintechnik, oder auch durch eine gute bauliche Infrastruktur, sichergestellt werden. Helios investiert laut eigenen Aussagen vermehrt in die Zukunft der Medizin: diese liegt in einer stärkeren ambulanten Leistungserbringung für eine dort steigende Zahl von Patientinnen und Patienten, dem zunehmenden Maß an telemedizinischer Begleitung, und der stark beschleunigten Digitalisierung.

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