Wie gehen Sie vor, um das Projekt auf Kurs zu halten?

Am wichtigsten ist uns eine offene und ehrliche Gesprächskultur im Projekt. Nur gemeinsam kommen wir an das Ziel und können das Bauvorhaben termin- und kostengerecht fertigstellen. Wir sehen uns als rechte Hand des Auftraggebers und stimmen uns regelmäßig auf strategischer Ebene ab, damit wir die Vorgaben im Zuge unserer Leitungsfunktion in das Projektteam weitergeben können. Als Projektsteuerer haben wir immer das große Ganze im Blick, so dass wir bei Entscheidungen zur Umsetzung auch immer an die Folgen zum Beispiel im Baubetrieb oder den Bauunterhalt denken. Um es bildlich auszudrücken: Wir arbeiten mit Raumlicht und schwenken nicht bloß mit der Taschenlampe von einem Thema zum nächsten.

Die Generalsanierung soll im laufenden Betrieb erfolgen. Was genau ist geplant?

An der Ilmtalklinik Pfaffenhofen wurde durch die ARGE GS|EA (greßmann söllner architekten gmbh|eckl architektur und klinikplanung) im Jahr 2021 eine Zielplanung für den Standort erstellt. Die Zielplanung sieht eine Generalsanierung in fünf Bauabschnitten vor. Der derzeit baulich laufende erste Bauabschnitt beinhaltet den Neubau eines Erweiterungsgebäudes mit vier Geschossen, Umbauten im Wirtschaftshof sowie den Neuaufbau der Zentralen Notaufnahme im Bestand. Der Erweiterungsbau ist notwendig, damit zwei Pflegestationen im Bestand freigezogen werden können, um dort rochierend mit den weiteren Sanierungsmaßnahmen fortzufahren.

Wie stehen die Chancen, dass der erste Bauabschnitt wie geplant 2024 abgeschlossen sein wird?

Wir verfolgen weiterhin eine Inbetriebnahme in 2024, die Rohbauarbeiten laufen gut. Die Terminrisiken sind jedoch vielfältig und können bei noch so vorausschauender Steuerung nicht immer vermieden werden, weil am Ende alle mitspielen müssen. Beispielsweise könnten eine Firmeninsolvenz oder eine Vergaberüge, die bis vor Gericht ausgefochten wird, das Terminziel noch gefährden.

In welcher Reihenfolge erfolgt die Sanierung der einzelnen Bereiche, gibt es eine Priorisierung?

Mit der Zielplanung aus 2021 wurde durch die ARGE der Architekten das Ziel verfolgt, dass strangweise im Bestandsgebäude saniert werden kann. Das heißt, dass auf Grund der bestehenden technischen Installationen übereinanderliegende Bereiche in einem Abschnitt zusammengefasst und in einem Zug vertikal saniert werden. Die Notaufnahme im ersten Bauabschnitt war für die Ilmtalklinik als Nadelöhr für die Versorgung der Patienten medizinstrategisch sehr wichtig. Die bestehenden Strukturen sind bei den steigenden Patientenzahlen nicht mehr ausreichend, weshalb die Ilmtalklinik Pfaffenhofen in der Notaufnahme künftig auf ein flexibles und offenes Raumkonzept zurückgreifen wird, um sowohl die Personalwege als auch die Verweildauer der Patienten reduzieren zu können. Die danach folgenden Bauabschnitte wurden gemäß der bereits genannten selbstgesetzten Zielvorgabe der Strangsanierung festgelegt.

ARGE GS|EA (greßmann söllner architekten gmbh|eckl architektur und klinikplanung)

Was ist das Besondere an dieser Sanierung?

Das Besondere an der Generalsanierung der Ilmtalklinik ist der Erhalt der Klinkerfassade und des Dachs. Die Außenhaut des Bestands von 1984 ist gut erhalten und kann auch nach der Sanierung nach einem Tausch der Fenster verbleiben. Hier kann eine beachtliche Menge an Abbruch und sogenannter Grauer Energie eingespart werden. Selbstverständlich werden mit der Sanierung trotzdem auch alle gesetzlichen Standards, wie GEG, sämtliche Regeln der Technik und Normen eingehalten. Für das Erweiterungsgebäude wird sogar nach KfW55-Standard gebaut, und Photovoltaikanlagen sind ebenso vorgesehen.

Mit welchen großen Herausforderungen rechnen Sie bei der Sanierung?

Bereits seit 2013 laufen an der Ilmtalklinik Brandschutzsanierungen, die ebenfalls durch unser Büro und die Planungsbeteiligten betreut werden. Hierbei mussten wir leider feststellen, dass es erhebliche Abweichungen zwischen den Bestandsplänen und den Gegebenheiten vor Ort gibt. Eine Sanierung im Bestand bedeutet tatsächlich, dass die betroffenen Bereiche wenige Wochen vor Beginn der Bauarbeiten noch durch die Klinik und deren Patienten genutzt werden. Erst nach Umzug der Patienten oder der betroffenen Nutzungen besteht Baufreiheit. Dies lässt sich auch nicht beliebig vorziehen, da die damit verbundenen Interimsmaßnahmen immer mit gewissen Kompromissen einhergehen und dieser Zustand auch deshalb auf das notwendige Minimum beschränkt wird.

Wenige Zentimeter neben dem Bohrhammer muss die pflegerische und medizinische Versorgung fortgeführt werden.

Die Planungen für die Baumaßnahmen laufen jedoch schon bis zu vier Jahre im Voraus. Während des laufenden Betriebs bedarf es einer engen Abstimmung mit den Nutzern, in welchen Räumen vorab bestimmte Bauteile begutachtet werden dürfen, ohne den Betrieb zu sehr einzuschränken. Insofern ist es unmöglich, alle Gegebenheiten vorab zu erfassen und in die Planung und Ausschreibung zu integrieren. Die Erfahrung der Projektbeteiligten hilft dabei, die getroffenen Annahmen durch Stichproben im Bestand zu verifizieren – aber eben nie zu 100 Prozent. Eine weitere Herausforderung stellen natürlich die Bauarbeiten selbst dar, da im laufenden Betrieb wenige Zentimeter neben dem Bohrhammer – auf der anderen Seite einer Staubschutzwand – die pflegerische und medizinische Versorgung fortgeführt werden muss. An dieser Stelle muss den Patienten und Mitarbeitern immer wieder viel Verständnis und Geduld abgerungen werden. Nach unserer Erfahrung tun das aber beide Seiten gerne, weil damit ja auch eine Sicherung ihres Krankenhauses verbunden ist.

Auf welche Einschränkungen müssen sich die Mitarbeitenden der Klinik während der Sanierung einstellen? 

Durch das Konzept der vertikalen Sanierung ganzer Gebäudeteile kann die Beeinträchtigung bestmöglich reduziert werden. Dennoch lassen sich Lärmemissionen nicht komplett vermeiden. Es können aber Maßnahmen getroffen werden, um diese zu reduzieren, zum Beispiel durch zeitliche Vereinbarungen oder durch einen zusätzlichen Einbau von Dämmplatten, die die Raumschallübertragung vermindern. Auch kann es zu längeren Wegen kommen, die durch Sperrungen wegen Umbauten notwendig werden. Aber immer gilt, dass sowohl volle Transparenz als auch frühzeitige Kommunikation gegeben sein sollte.

Wie wirkt sich der Arbeitskräftemangel auf einzelne Gewerke aus?

Die Ausschreibungen für die Ilmtalklinik Pfaffenhofen starteten maßgeblich im Januar 2021, nachdem wir bereits ein Jahr mit Corona beschäftigt waren und der Ukrainekrieg noch kein Thema war. Die Firmen waren trotz der zusätzlichen Hygienevorgaben im Krankenhaus gewillt, Angebote abzugeben und ihrer Arbeit nachzugehen. Durch massive Liefereinschränkungen in Folge des Ukrainekrieges gab es in 2022 und auch 2023 entsprechend große Abweichungen bei den Vergabeergebnissen. Derzeit sind wir aber guter Dinge, die richtigen Firmen als Partner für das Projekt gewinnen zu können und somit eine fachliche und qualitativ hochwertige Ausführung sichern zu können. Dabei ist es wichtig, alle Beteiligten im Rahmen der Verträge und Projektziele zu motivieren, ihren Beitrag dazu zu leisten.