An markigen Sprüchen hat es Horst Seehofer noch nie gefehlt. Als der bayerische Ministerpräsident nach der jüngsten Kabinettssitzung den Beschluss verkündete, dass Augsburg als sechster Standort in Bayern eine Universitätsklinik bekommt, war dem CSU-Politiker mal wieder kein Superlativ zu schade. Von einer "Jahrhundertentscheidung mit enormer Tragweite für die gesamte Region, die die medizinische Wissenschaft und Forschung in Bayern ergänzen und bereichern wird", sagte der Ministerpräsident und verprach der Region Augsburg durch den Beschluss zugleich eine prosperierende Zukunft, weil die Uniklinik "zum Motor für die Region Augsburg und Schwaben insgesamt" werde.
Land Bayern übernimmt ab 2019
Ob diese vollmundigen Prognosen so eintreten werden, bleibt abzuwarten. Geplant ist bislang, das bestehende kommunale Klinikum Augsburg bis Ende 2018 in staatliche Trägerschaft zu überführen und die neue Uniklinik mit einem "innovativen Lehrangebot" und einem "standortspezifischen Forschungskonzept" zu versehen. So soll erstmalig in Bayern ein Modellstudiengang klinische und vorklinische Fächer eng verzahnen. Ferner sieht das Konzept des Wissenschaftsrates vor, die zwei Forschungsfelder Umweltmedizin ("Environmental Health Sciences") und medizinische Informatik ("Medical Information Sciences") gezielt auszubauen. An der neuen Uniklinik sollen zukünftig rund 1500 Medizinstudenten studieren können.
Scharfe Sparvorgaben
Mit der Entscheidung würden die bisherigen Träger des Krankenhauses (Stadt und Landkreis Augsburg) ein große Sorge los werden, denn das Klinikum steckt seit Jahren tief in den roten Zahlen. Die Politik hatte deshalb dem Klinikum einen regiden Sparkurs verordnet, der in der Region für viel Kritik gesorgt hat. Mit der jetzigen Ankündigung sind die Probleme dennoch für die kommunalen Träger nicht vorbei, denn eine Voraussetzung für die Umwandlung in eine Uniklinik ist, dass das Jahresbudget des Klinikums um zehn Millionen Euro eingedampft wird. Weil das ohne Personalabbau schwierig sein wird, ist Unruhe in der Belegschaft vorprogrammiert.
Kritiker halten 6. Uniklinik für überflüssig
Manche Brancheninsider sehen das Vorhaben, in Bayern nach Erlangen, Regensburg, Würzburg und den beiden Münchner Unikliniken nun auch noch eine sechste Uniklinik zu gründen, ohnehin sehr kritisch. "In anderen Regionen denken wir darüber nach, Kliniken zu schließen – und das mit Unikliniken ohnehin gut versorgte Bayern will nun noch eine weitere haben. Dabei werden die vorhandenen Unikliniken in Bayern schon heute nicht ausreichend finanziert", kritisierte der frühere VUD-Generalsekretär Rüdiger Strehl bereits im vergangen Jahr das Vorhaben. Eine Uniklinik in Augsburg würde diese Situation noch verschärfen, weil die massiven Kosten dafür "evidente Rückkopplungseffekte" in finanzieller Hinsicht auf die bestehenden Häuser haben werde, prophezeite Strehl gegenüber kma.


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