Die Kölner Kliniken sind offenbar Opfer einer heftigen Auseinandersetzung über Nachrichtenkompetenz in den sozialen Netzwerken geworden. Ausgangspunkt der Falschmeldung ist danach vermutlich ein Facebook-Aufruf der Schriftstellerin Katja Schneidt nach den Übergriffen vor dem Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht. Darin hatte Schneidt geschrieben, ein Opfer der sexuellen Übergriffe habe ihr mitgeteilt, in einem Kölner Krankenhaus zur Unterzeichnung einer angeblichen Verschwiegenheitserklärung gezwungen worden zu sein. Deren Tenor: Die Patientin müsse über die Vorkommnisse in der Silvesternacht schweigen. Die Bestsellerautorin Schneidt startete daraufhin auf ihrer Facebook-Seite einen Aufruf. Falls es weitere Opfer gebe, die eine solche "Verschwiegenheitserklärung" unterschrieben hätten, sollten sie sich bei ihr melden. Ob die Angaben der ersten Mitteilung überhaupt stimmten oder es nur ein böses Gerücht war, überprüfte Schneidt offenbar nicht. Damit nahm das Unheil seinen Lauf.
Leicht erkennbare Fälschung
Weil besonders junge Menschen oftmals den etablierten Medien sehr kritisch gegenüberstehen und sich deshalb verstärkt über das Internet und soziale Netzwerke informieren, startete ein Netzuser ein böses Experiment. Der User mit dem vermutlich ebenfalls erfundenen Namen "Georg Odergut" fälschte eine "Verschwiegenheitserklärung" und schickte diese an Schneidt. Was dann passierte, dokumentierte die Journalistenseite ruhrbarone.de, bei der sich "Odergut" inzwischen meldete, in einer Chronologie.
Die gefälschte Erklärung ist selbst für journalistische Laien als Fälschung erkennbar. Neben Rechtschreibfehlern war nicht nur der Name der Kliniken der Stadt Köln gGmbH falsch geschrieben ("Kliniken der Stadt Köln AG GmbH & Co KG"), auch der Namen des angeblichen vertretungsberechtigten Geschäftsführers ist erfunden und hätte mittels simpler Google-Suche überprüft werden können. Wie ruhrbarone.de in seiner Chronologie darlegt, ergeben auch die jeweils ersten Buchstaben der Zeilenanfänge das Wort "Fake", also Fälschung. Während die Online-Redaktion des "Spiegel" schnell vor einer Fälschung warnte, hievte Schneidt die Fälschung ungeprüft dennoch auf ihre vielbesuchte Facebook-Seite - und erntet nun den Spott der Internetgemeinde. Schneidt hat inzwischen den Beitrag entfernt.
Bei den Kliniken der Stadt Köln, die sich am späten Donnerstagabend noch zu einem eilig formulierten Dementi gezwungen sahen ("EILT-EILT"), ist man angesichts des Ernstes der Vorgänge vor dem Kölner Hauptbahnhof über diesen "Hoax" (gezielt verbreitete Falschmeldung über das Internet und soziale Netzwerke), aber alles andere als amüsiert.


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