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Pandemie-BewältigungNetzwerk Universitätsmedizin startet vertiefte Covid-19-Forschung

13 klinikübergreifende Verbundprojekte in Deutschland sollen die Behandlung von Covid-19 verbessern. Durch den Wissensaustausch der deutschen Universitätskliniken soll zudem das Pandemiemanagement unterstützt werden.

Forschung
Thisisengineering RAEng/unsplash.com
Symbolfoto

Mit dem "Nationalen Netzwerk der Universitätsmedizin zu Covid-19" bündelt und stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Forschungsaktivitäten in den deutschen Universitätskliniken zur Bewältigung der aktuellen Pandemie. Für das Netzwerk Universitätsmedizin stellt das BMBF insgesamt 150 Millionen Euro bereit. Das Netzwerk hat dreizehn vordringliche Themen festgelegt, zu denen nun klinikübergreifende Forschungsprojekte starten.

Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: "Wir brauchen wirkungsvolle Konzepte, um die Menschen, die an Covid-19 erkranken, bestmöglich behandeln zu können. Und wir müssen die besten Strategien finden, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen." Hierzu lieferten die Forschungsarbeiten vom Netzwerk Universitätsmedizin einen wichtigen Beitrag. "Alle deutschen Universitätskliniken sind Teil dieses Netzwerkes," betont Karliczek.

Gemeinsamer Erfahrungs- und Wissensaustausch

Das Netzwerk hat zum Ziel, Daten, Erkenntnisse, Maßnahmenpläne, Diagnostik- und Behandlungsstrategien möglichst aller deutschen Universitätskliniken und gegebenenfalls weiterer Akteure zusammenzuführen und auszuwerten. Durch diese Bündelung des Wissens, der Kompetenzen und Ressourcen sollen Strukturen und Prozesse in den Kliniken geschaffen werden, die eine möglichst optimale Versorgung der Covid-19-Erkrankten sicherstellen. Gleichzeitig soll das Pandemiemanagement durch Versorgungsforschung und die Entwicklung praxisnaher Empfehlungen unterstützt werden. 13 Projekte werden vom Netzwerk Universitätsmedizin nun gemeinsam in Angriff genommen.

Echtzeit-Versorgungsforschung mit AKTIN-Notaufnahmeregister

Das AKTIN-Notaufnahmeregister wird für die Pandemie-Forschung angepasst und erweitert. Das Register verbessert die notfallmedizinische Versorgungsforschung, weil es Strukturen und Prozesse klinikübergreifend einheitlich sichtbar macht. Es soll genutzt werden, um das Versorgungsgeschehen aus der ersten Covid-19-Pandemiewelle zu analysieren und tagesaktuelle Daten aus Notaufnahmen bereitzustellen. Diese können für epidemiologische Auswertungen und Covid-19-spezifische Forschungsfragen genutzt werden. Gleichzeitig sind mit dem Register wiederkehrende Epidemiewellen und daraus möglicherweise resultierende Versorgungsengpässe im Sinne eines Frühwarnsystems frühzeitig zu erkennen.

Bundesweites Forschungsnetz Angewandte Surveillance und Testung (B-FAST) 

Surveillance umfasst die Beobachtung, Analyse, Interpretation und Berichterstattung von Gesundheitsdaten. Die Corona-Pandemie zeigt, dass unterschiedliche Test- und Überwachungsstrategien für die Gesamtbevölkerung, die Schulen und Kitas, eventuelle Risikobereiche und Kliniken benötigt werden. B-Fast entwickelt eine Plattform, in der solche Strategien erprobt werden können. Dafür führt es unterschiedliche Analysen und Bewertungen zusammen. So unterstützt es Strategien, die nicht nur in der akuten Krise helfen, sondern auch auf künftige Pandemien übertragen werden können.

Aufbau eines Covid-19 Evidenz-Ökosystems (CEO-sys)

Evidenzbasierte Medizin garantiert die bestmögliche Versorgung, da sie auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Zahlreiche deutsche Universitätsklinika stellen im Verbund mit dem internationalen Netzwerk Cochrane die wissenschaftlichen Grundlagen dafür bereit. In CEO-sys wird ein nationales Evidenznetzwerk zu Covid-19 aufgebaut - unter der Federführung von Cochrane Deutschland. Der sich dynamisch entwickelnde Daten- und Erkenntnisstand zu Covid-19 wird in diesem Evidenznetzwerk fortlaufend aufbereitet, bewertet und zielgruppengerecht vermittelt. Das schafft eine Basis für individuelle Therapieentscheidungen sowie institutionelle und öffentliche Versorgungsstrategien.

Coordination on mobile pandemic apps best practice and solution sharing (Compass)

In dem Projekt wird eine Plattform aufgebaut, die konkrete Methoden und Werkzeuge für Pandemie-Apps koordiniert und bereitstellt. Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft schließen sich bundesweit dafür zusammen und verfolgen dabei einen Open Source-Ansatz. Gemeinsam koordinieren und bewerten sie die Pandemie-Apps und erstellen Handlungsempfehlungen. Das schafft auch eine Basis für digitale Lösungen, um bei künftigen Pandemien besser digital gerüstet zu sein.

Bestimmung und Nutzung von SARS-CoV-2 Immunität (COVIM)

Im Projekt kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, um immunologische Daten aus Bevölkerungsstudien und der Untersuchung von Covid-19 Genesenen zusammenzuführen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Immunität gegen SARS-CoV-2 zu generieren. Zudem soll untersucht werden, wie die Immunität auf andere Personen übertragen und für neue Therapieansätze genutzt werden kann. COVIM arbeitet eng mit den ebenfalls im Netzwerk Universitätsmedizin geförderten Projekten insbesondere mit NAPKON, B-FAST und CEO-sys zusammen.

Deutsches Forschungsnetzwerk Autopsien bei Pandemien (DEFEAT PANDEMIcs)

Im Projekt wird ein deutschlandweites Obduktionsnetzwerk aufgebaut, in dem Daten, Biomaterialien und Erkenntnisse systematisch und standardisiert erfasst und zusammengeführt werden. Diese einzigartige Vernetzung der meisten pathologischen, neuropathologischen und rechtsmedizinischen Institute der deutschen Universitätsklinika sowie nicht-universitärer Partner ermöglicht ein tieferes Verständnis der Erkrankung und hilft, wirkungsvollere Therapieansätze zu entwickeln.

Regionale Versorgungsstrukturen und Pandemiemanagement (EViPan)

Das Projekt "Entwicklung, Testung und Implementierung von regional adaptiven Versorgungsstrukturen und Prozessen für ein evidenzgeleitetes Pandemiemanagement koordiniert durch die Universitätsmedizin" (EViPan) beschäftigt sich mit dem nationalen Pandemiemanagement. Dieses trägt dazu bei, Ansteckungen zur vermeiden und auf zukünftige Pandemien vorbereitet zu sein. Die Universitätskliniken stehen als international vernetzte Maximalversorger und Forschungseinrichtungen im Zentrum regionaler Gesundheitsnetzwerke. Im Projekt kooperieren sie mit dem Robert Koch-Institut und mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst und den Landesregierungen zur gemeinsamen Erreichung des Ziels.

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