
Zeit ist Hirn. Zeit ist Herz. Wie beim Schlaganfall ist Zeit auch für Patienten mit Herzinfarkt entscheidend für den Verlauf. Genauso wie die leitliniengerechte Versorgung. In Sachsen und besonders im Erzgebirge läuft das für Herzinfarkt-Patienten nicht immer optimal. Ein neues Bündnis will das ändern. Es besteht aus Kliniken, Rettungszweckverband und Leitstelle. Sie alle kooperieren für die verbesserte Versorgung für Herzinfarkt-Patienten und haben dazu Anfang November in der Chemnitzer Feuerwache die Zielvereinbarung des Herzinfarkt-Netzwerks Chemnitz-Erzgebirge unterzeichnet.
Herzinfarkt-Netzwerk Chemnitz-Erzgebirge
Mit dabei: die Vertreter des Rettungszweckverbandes Chemnitz-Erzgebirge und der Integrierten Regionalleitstelle Chemnitz-Erzgebirge-Mittelsachsen (IRLS) sowie die leitenden Kardiologen des Klinikums Chemnitz, des Helios-Klinikums Aue, des Erzgebirgsklinikums und der Kliniken Erlabrunn. Ziel der Kooperation, die räumlich Chemnitz und den Landkreis Erzgebirgskreis umfasst, ist die bestmögliche Infarktversorgung der Notfallpatienten, unabhängig von Tageszeit, räumlichen Gegebenheiten und wirtschaftlichen Interessen.
Erzgebirgskreis muss handeln
Hintergrund sind die aktuellen Leitlinien zur Versorgung von Herzinfarkt-Patienten der maßgeblichen Fachgesellschaften. Diese fordern die Einrichtung von regionalen Netzwerken zur optimierten Patientenversorgung. Denn die strukturierte Versorgung des akuten Herzinfarktes habe nachweisbare Verbesserungen in der Versorgungsqualität erbracht, heißt es. Außerdem könne die Einhaltung der bekannten Zeitfenster hierdurch messbar optimiert und die leitliniengerechte Versorgung jedes Herzinfarktpatienten gewährleistet werden. Davon profitiert der Erzgebirgskreis in besonderem Maße. Laut aktuellem Deutschem Herzbericht schneide die Herzinfarktversorgung in Sachsen und vor allem im Erzgebirge erneut schlechter ab als in den meisten anderen Bundesländern und Landkreisen.
Zeit ist Herz
Je länger es dauert, bis die Stelle in der Arterie im Herzkatheterlabor mittels eines kleinen Ballonkatheters wieder geöffnet wird, desto größer ist die Sterblichkeit, sagt Dr. Thomas Ketteler, Kardiologischer Chefarzt in Aue. „Denn schon nach 40 Minuten beginnt das Absterben des Herzmuskels.“ Aus diesem Grund sei es ihm schon immer eine Herzensangelegenheit, die Versorgung von Herzinfarktpatienten im Zusammenspiel mit allen Beteiligten zu optimieren. „In den vergangenen Jahren haben wir über die Grenzen der Krankenhausbetreiber hinaus diesbezüglich bereits eine gute Zusammenarbeit bewiesen“, findet Ketteler. „Ich freue mich, dass wir nun mit unserem Netzwerk auch offiziell an den Start gehen.“
Gemeinsam gegen die Übersterblichkeit
Die regionale Versorgungssicherung ist das Kernelement der kürzlich gegründeten Initiative Gesundheitsregion Südwestsachsen, in der sich alle stationären Leistungserbringer einbringen. Das Herzinfarkt-Netzwerk soll ein Zeichen der Geschlossenheit und Entschlossenheit setzen, der Übersterblichkeit entgegenzuwirken.
In der Zielvereinbarung des Herzinfarkt-Netzwerkes Chemnitz-Erzgebirge sind verbindliche Transport-, Kommunikations- und Behandlungsabläufe festgeschrieben sowie die konkreten Aufgaben von Rettungszweckverband, Leitstelle und der örtlichen Krankenhäuser respektive der jeweiligen kardiologischen Behandlungseinheiten mit Herzkatheter-Laboren (Interventionszentren). Damit soll für die Regionen Großraum Chemnitz und Erzgebirgskreis gesichert werden, dass Patienten mit einem diagnostizierten sogenannten transmuralen Herzinfarkt (STEMI) – ein Infarkt der alle Wandschichten des Herzens betrifft – grundsätzlich gleich gut versorgt werden.
Förderung wurde beantragt
Für das Modellprojekt wurde beim Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Förderung beantragt. Die Aufnahme weiterer Katheter-Zentren im Rettungsdienstbereich Chemnitz-Erzgebirge ins Netzwerk ist möglich, wenn sich diese ebenfalls zur Einhaltung der Voraussetzungen verpflichten.





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