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Schön Klinik DüsseldorfCafeteria raus, Rewe To Go rein

24-Stunden-Versorgung für Personal und Patienten: Die Schön Klinik in Düsseldorf setzt jetzt auf einen Smart Kiosk des Handelsriesen Rewe. Es wird wohl nicht der einzige Standort bleiben.

Smart Kiosk in Schön Klinik Düsseldorf
Lekkerland SE
Der neue Kiosk in der Schön Klinik Düsseldorf bietet auf 36 Quadratmetern rund 300 Produkte.

Am 10. März war Schluss. An dem Freitag hat Emre Nazli die Cafeteria in der Schön Klinik Düsseldorf endgültig geschlossen – und nach kurzem Umbau, knapp drei Wochen später, ihren Nachfolger eröffnet. „Das war ein ganz spezieller Tag“, sagt der Geschäftsführer. Seitdem verfügt das 202-Betten-Haus am Rheinufer über einen „Rewe To Go“ Smart Kiosk – 36 Quadratmeter groß, täglich 24 Stunden geöffnet, mit einem Sortiment von rund 300 Artikeln.

Ich glaube, dass derartige Konzepte die Zukunft im Krankenhaus sind.

Was Rewe und sein Convenience-Großhändler Lekkerland „Smart Kiosk“ nennen, hat Nazli direkt überzeugt. „Es trifft den Bedarf und den Zeitgeist“, sagt der Manager: „Ich glaube, dass derartige Konzepte die Zukunft im Krankenhaus sind.“ Für Nazli löst der Shop schon jetzt ein drängendes Problem. Neben Patienten und Besuchern will vor allem sein Personal im Dienst rund um die Uhr versorgt sein, zudem löst es für viele Beschäftigte das Problem der Ladenschlusszeiten nach Schichtende.

Das Cafeteria-Personal wird in der Küche mehr gebraucht

Da scheint der neue Shop ideal zu passen – „ein tolles Angebot, das uns neue Möglichkeiten schafft“, schwärmt Nazli. Der Kiosk hat immer geöffnet, und er kommt noch dazu ohne Personal aus – das Nazli in der Krankenhaus-Küche ohnehin sinnvoller einsetzen kann. Stichwort: Fachkräftemangel im Service- und Dienstleistungsbereich. Wer im Smart Kiosk einkauft, scannt seine Waren eigenständig an der sogenannten Self-Checkout-Kasse und zahlt anschließend bargeldlos.

Das Sortiment entspricht mit Süßigkeiten und Knabberzeug, Getränken, Eis und ausgewählten Drogeriewaren einerseits dem eines „typischen Krankenhaus-Kiosks“, umfasst aber auch Kaffeevarianten sowie Snacks wie Sandwiches und Salate. Hinzu kommen außerdem Speisen zum Erwärmen, die im Smart Kiosk direkt zum Verzehr erhitzt werden können. Das erledigt ein bereitgestelltes Gerät mit Wasserdampf statt Mikrowellen.

Düsseldorf ist für die Schön Klinik Gruppe ein Test

Was die eigene Catering-Servicegesellschaft Clever Gourmet mit Lekkerland/Rewe umgesetzt hat, ist für die Schön Klinik Gruppe an ihrem Düsseldorfer Standort ein Test. „Unsere Kollegen der Clever Gourmet GmbH analysieren mit uns gemeinsam die individuellen Herausforderungen an unseren Standorten und versuchen so, passende Lösungen für unsere Versorgung zu finden“, sagt Nazli. Dabei werde jedes Haus individuell betrachtet, „um ein passendes Angebot zu schaffen“.

Wir brauchen auch eine gewisse Frequentierung, damit das sinnvoll ist und sich der Aufwand lohnt.

Für Nazlis Klinik in Lorsch etwa, die er ebenfalls leitet, habe sich das Smart-Kiosk-Konzept nicht geeignet – „wir brauchen auch eine gewisse Frequentierung, damit das sinnvoll ist und sich der Aufwand lohnt“. Deshalb setzt Nazli in Lorsch stattdessen auf Verkaufsautomaten. „Bei allen Möglichkeiten ist es uns aber wichtig, dass wir Herr über das Angebot bleiben und dass die Konzepte dem Bedarf unserer Häuser gerecht werden“, betont Nazli.  

Emre Nazli
Schön Klinik
„Ein tolles Angebot, das uns neue Möglichkeiten schafft“, sagt Klinik-Geschäftsführer Emre Nazli.

In Düsseldorf, wo mehr als 560 Beschäftigte sowie jährlich mehr als 32 000 Patienten und deren Besucher potenzielle Nutzer des neuen Kiosks sind, soll sich jetzt zeigen, ob die Auswahl ankommt, was die Beschäftigten vermissen, wovon es mehr geben soll. „Bei Bedarf können wir das anpassen und Produkte austauschen“, sagt Nazli.

Betreiber und Eigentümer des Shops ist die Rewe-Tochter Lekkerland, die Regale, Kühlschränke und Auslagen auch mehrmals pro Woche befüllt. Muss kurzfristig reagiert werden, soll ein Anruf genügen. Das Sauberhalten des Shops übernimmt das Krankenhaus, genau wie beispielsweise das Leeren der Kaffeesatz-Behälter.

Zwei Pilot-Standorte in Sana Kliniken

Für Lekkerland/Rewe ist die Düsseldorfer Klinik nicht das erste Engagement im Krankenhaus. Zwei Sana Kliniken in München und Stuttgart waren Pilot-Standorte des Smart Kiosk, erklärt Michael Mayer-Sonnenburg, Director Franchise und Convenience Stores bei Lekkerland. Mit den dortigen Erfahrungen sei die Lösung weiterentwickelt worden. Mittlerweile seien die Entwicklungs- und Pilotphase abgeschlossen, und das Konzept werde weiteren Krankenhausbetreibern angeboten. Parallel arbeite der Konzern an einer zweiten Smart-Store-Lösung, die ebenfalls für Kliniken infrage kommen soll. Sie basiere auf smarten Verkaufsautomaten und Kühlschränken, so Mayer-Sonnenburg.

Verschiedene Modelle beim Betrieb der Kioske

Die konkrete Zusammenarbeit werde zwischen dem Krankenhausbetreiber und Lekkerland jeweils individuell geklärt, sagt der Manager, „das gilt auch für die finanzielle Ausgestaltung“. Üblicherweise fungiere sein Unternehmen als Betreiber, übernehme das damit verbundene Investment und kümmere sich um das Sortiment sowie die Belieferung. Beim operativen Betrieb seien verschiedene Modelle denkbar – „von einer Full-Service-Lösung durch Lekkerland bis hin zu einer partnerschaftlichen Lösung mit dem Krankenhausbetreiber“.

Die Diebstahlquote in semi-öffentlichen Bereichen wie einem Krankenhaus ist sehr gering.

Bei seinen smarten Konzepten baut Lekkerland auch auf ehrliche Kundschaft. Grundsätzlich bestehe bei der Self-Checkout-Lösung ein Diebstahl-Risiko, räumt Michael Mayer-Sonnenburg ein. Die bisherigen Erfahrungen allerdings hätten gezeigt, „dass die Diebstahlquote in semi-öffentlichen Bereichen wie einem Krankenhaus sehr gering ist“. Zudem, so Mayer-Sonnenburg, werde DSGVO-konforme Sicherheitstechnik eingesetzt, „um das Risiko weiter zu minimieren“.

Smart Kiosk in Schön Klinik Düsseldorf
Lekkerland SE
An der Self-Checkout-Kasse (links) scannen die Kunden ihre Ware selbst und zahlen bargeldlos.

Wertgutscheine für weniger Technik affine Kunden

Die mögliche Diebstahlquote beschäftigt Emre Nazli genauso wie eine andere Frage: Wie werden weniger Technik affine Kunden auf den Shop reagieren? Zumindest eine Alternativ-Option haben die Macher schon im Angebot: Wer möchte, kann an der Klinik-Rezeption – ganz traditionell mit Bargeld – Wertgutscheine kaufen und diese dann an der Shop-Kasse einscannen und verrechnen lassen.

Bisher jedenfalls läuft es gut. Das Angebot werde angenommen, sagt Emre Nazli. „Wenn es darum geht, die Versorgung mit Qualitätsanspruch und einer Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit zu gewährleisten, sind derartige Konzepte der richtige Ansatz“, ist er überzeugt. Trotzdem laufe noch die Findungsphase – „wir wissen ja noch nicht, ob unsere Wünsche wirklich erfüllt werden“. Das werde in den nächsten Monaten analysiert. In der Theorie sei alles super – „jetzt schauen wir, ob das Konzept der Realität tatsächlich gerecht wird“.

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