
Neue Vorstände, Wechsel im Kontrollgremium – der Aufsichtsrat der Universitätsmedizin Mainz hat tiefgreifende Personalentscheidungen getroffen. Insbesondere wird der kaufmännische Vorstand Dr. Christian Elsner das Haus bereits mit Ablauf des Monats September 2023 verlassen. Das teilt das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit mit.
Man habe sich einvernehmlich auf seine Abberufung verständigt, sagte Wissenschaftsstaatssekretär und Aufsichtsratschef Denis Alt (SPD) in Mainz. Elsners Vertrag wäre noch bis ins Jahr 2026 gelaufen. Den Angaben zufolge erhält er eine Abfindung in Höhe von 500 000 Euro. Seine Nachfolgerin wird von November an die bisherige Kanzlerin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Waltraud Kreutz-Gers.
Der Aufsichtsratsvorsitzende würdigte die von Elsner geleistete Arbeit. „Er hat ambitioniert den Konsolidierungs- und Modernisierungsprozess der Universitätsmedizin angegangen und sich vor allem in den Bereichen Innovation und Digitalisierung einen Namen gemacht“, sagte Alt. Beispielsweise durch den Healthcare Hackathon habe Elsner innovative und zukunftsweisende Entwicklungen aufgezeigt, die bundesweite Beachtung gefunden hätten.
Alt bedankte sich darüber hinaus besonders dafür, dass Elsner durch seine Bereitschaft, einvernehmlich die Vertragsbeziehungen aufzulösen, einen umfassenden personellen Neustart ermögliche. Waltraud Kreutz-Gers werde vorübergehend diese Schlüsselposition übernehmen. Ihr Amtsantritt werde zum 1. November 2023 übergangsweise zunächst für ein Jahr erfolgen.
Elsner selbst schreibt in einem LinkedIn-Post, er habe sich „bereits vor einiger Zeit“ dazu entschieden, aus der Unimedizin auszuscheiden. „Ein Grund waren die dauerhaften und öffentlich erfolgten Angriffe, die Grenzen einer sachlichen und zwischenmenschlichen Zusammenarbeit deutlich überschritten haben“, schreibt er.
Neben Kreutz-Gers als Elsners Nachfolgerin haben sich auch ein neuer medizinischer und ein neuer wissenschaftlicher Vorstand gefunden. Diese Posten sind turnusmäßig neu zu besetzen. Zum 1. Januar 2024 kommt als medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender Prof. Ralf Kiesslich von den Helios-Kliniken in Wiesbaden. Für den Posten des wissenschaftlichen Vorstands soll dem Fachbereichsrat zum April 2024 Thomas Kamradt vorgeschlagen werden – hier ist für die Berufung eine Wahl notwendig. Den Vorsitz im Aufsichtsrat der Unimedizin übernimmt ab Anfang 2024 der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) von Staatssekretär Alt.
Sie werden den neuen Vorstand bilden
Hoch setzt auf einen personellen Neustart an der Unimedizin Mainz. Nach Monaten der Unruhe werde der Blick nach vorne gerichtet, betont der Minister. Er sei überzeugt, dass mit dem neuen Vorstand ein Team gebildet werde, das „die großen Aufgaben der Zukunft“ gemeinsam lösen werde, so Hoch: „Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, die inneren Prozesse in ein fruchtbares Arbeitsumfeld zu bringen. Es gibt so viel Potenzial, das wir nutzen können und wollen.“
Dr. Waltraud Kreutz-Gers

Die Nachfolge von Christian Elsner als kaufmännische Vorständin wird vorübergehend Dr. Waltraud Kreutz-Gers übernehmen. Sie ist seit September 2013 Kanzlerin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihr Amtsantritt wird bereits zum 1. November 2023 übergangsweise zunächst für ein Jahr erfolgen.
Kreutz-Gers hat Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Bochum und Oldenburg sowie Verwaltungswissenschaften und Öffentliches Recht an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer und an der Fernuniversität Hagen studiert. Ihre wissenschaftliche Mitarbeit in Forschungsprojekten zur Vergleichenden Politikwissenschaft führte sie zu mehreren Forschungsaufenthalten nach Kanada. Von 1991 bis 2013 war Kreutz-Gers, unterbrochen durch eine Vertretungsprofessur und eine Tätigkeit als Administrativer Vorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin Berlin-Buch, im Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in unterschiedlichen Aufgabenbereichen tätig.
Prof. Dr. Ralf Kiesslich

Neuer Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender wird zum 1. Januar 2024 Prof. Dr. Ralf Kiesslich. Eine Findungskommission habe sich in intensiven Vorstellungsrunden für den 53-Jährigen entschieden, heißt es aus dem Ministerium. Kiesslich folgt auf Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, der aus dem Vorstandsamt ausscheidet.
Kiesslich kommt von Helios. Er ist Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK), Deutsche Klinik für Diagnostik (DKD) Helios Klinik Wiesbaden, der Helios Aukamm-Klinik Wiesbaden und der Helios Klinik Idstein. Für den Konzern arbeitet er bereits seit 2014 in Wiesbaden, zunächst als Klinikdirektor, seit April 2016 als Ärztlicher Direktor und seit September 2021 zusätzlich auch als Medizinischer Geschäftsführer. Kiesslich, der mit seiner Familie in Mainz lebt, hat an der Unimedizin seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin absolviert und habilitiert. Auch die Universitätsprofessur wurde ihm dort verliehen.
Prof. Dr. Thomas Kamradt

Als zukünftiger Wissenschaftlicher Vorstand wird dem Fachbereichsrat Prof. Dr. Thomas Kamradt vorgeschlagen. Zu seiner Berufung ist noch eine Wahl im Fachbereichsrat notwendig. Der Amtsantritt ist zum 1. April 2024 vorgesehen. Kamradt soll auf Prof. Dr. Ulrich Förstermann folgen, der planmäßig ausscheidet.
Aktuell ist der 63-Jährige seit Januar 2021 Wissenschaftlicher Vorstand und Dekan des Universitätsklinikums Jena. Kamradt hat in Köln, Wien und Berlin Humanmedizin studiert und 1984 seine Approbation als Arzt erhalten. Er ist Facharzt für Innere Medizin. Seit 2004 hält er in Jena eine C4-Professur für Immunologie und ist Direktor des Instituts für Immunologie des Universitätsklinikums.
Der Aufsichtsrat hat zudem den Vertrag mit Pflegevorständin Marion Hahn bis zum 31. Januar 2025 verlängert. Das Kontrollgremium hob ihre geleistete Arbeit vor allem im Hinblick auf die Mitarbeitenden und ihr Engagement beim Thema Pflege hervor. Ebenfalls zum Jahreswechsel übernimmt Wissenschaftsminister Hoch den Aufsichtsratsvorsitz an der Universitätsmedizin. Die Leitung hat seit 2019 Dr. Denis Alt inne.
Hoch kündigte an, noch in diesem Jahr Vorschläge für eine Änderung des Universitätsmedizingesetzes zu machen. Er halte es für zwingend nötig, dass der Pflegevorstand in Zukunft ein volles Stimmrecht im Vorstand bekomme. Offen sei er für Gespräche darüber, ob es künftig einen für Baumaßnahmen zuständigen Vorstand geben könnte. Die Unimedizin hat einen recht alten Gebäudebestand, der den Krankenhausbetrieb erschwert. Das soll sich ändern, ein Baumasterplan sieht bis 2038 Investitionen von insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro vor.








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