Eine vertrauliche Datenbank für Ärzte soll den Schutz vor Kindesmissbrauch verstärken. Die Datei mit der Bezeichnung "Riskid" wurde am Mittwoch gestartet. Sie soll einen Informationsaustausch von Ärzten unter Wahrung der Schweigepflicht ermöglichen, teilten die Deutsche Kinderhilfe und der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Duisburg mit. Der Austausch verbessere die Diagnosemöglichkeit, registriere häufigen Arztwechsel ("Arzthopping") und könne auf diese Weise weitere Misshandlungen verhindern, sagte der BDK-Vorsitzende Klaus Jansen. Ärzte können über die Homepage www.riskid.de dem Netzwerk beitreten.
Für die Aufnahme der Daten eines Kindes ist eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten erforderlich. Kinderhilfe und BDK fordern allerdings eine Gesetzesänderung mit dem Ziel, dass auf diese Einverständniserklärung verzichtet werden kann. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) soll dabei Hilfestellung leisten.
Die Riskid-Initiatoren wollen die Erleichterung des ärztlichen Informationsaustauschs bei der Neufassung des Kinderschutzgesetzes durchsetzen, zu dem die Ministerin am Dienstag Eckpunkte vorgelegt hatte. Nach den Plänen von Schröder soll aber nur die Informationsweitergabe von Ärzten oder Psychologen an das Jugendamt neu geregelt werden. Außerdem soll das sogenannte Jugendamts-Hopping betroffener Eltern unterbunden werden. Darüber hinaus ist der Einsatz beratender Familienhebammen vorgesehen.
In Duisburg ist Riskid bereits in Betrieb. 2.500 Daten sind gespeichert. Nur ganz wenige Eltern hätten ihr Einverständnis verweigert, sagte der Kinderarzt Ralf Kownatzki. Die Kinder hätten in diesen Fällen allerdings keine Auffälligkeit gezeigt. In einem registrierten Fall seien dagegen Misshandlungen nachgewiesen worden. Der neue Partner einer Mutter hatte das Kind schwer geschlagen. Über Riskid sei der behandelnde Arzt vorgewarnt gewesen. Er habe das Kind ins Krankenhaus eingewiesen. Dort hatten Rechtsmediziner Gewaltanwendungen dokumentiert. Das Paar sei inzwischen getrennt.
In der polizeilichen Kriminalstatistik sind für das Jahr 2009 mehr als 4.000 Fälle von Kindesmisshandlungen aufgeführt. Zwischen 25 000 und 30.000 Kinder werden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jährlich aus ihren Familien geholt, weil ihnen nach Ansicht der Behörden Gefahr droht.


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