
Aber ist es der richtige Weg, für Ihre Klinik eine Facebook-Seite einzurichten? 30 Millionen Deutsche sind mindestens ein Mal im Monat bei Facebook aktiv. Und da Facebook immer mehr zum Seniorentreff wird – Facebook ist bei der Altersgruppe 50+ das beliebteste soziale Medium –, sollte es auch eine große Schnittmenge mit Ihren Patienten geben. Zumindest für die Geriatrie könnte eine Facebook-Seite also eine interessante Sache sein.
Blutiges Live-Video aus dem OP zieht besser als das Bild vom Sommerfest
Aber: Facebook ist kein Hobby, das Sie als Geschäftsführer mal eben nebenher betreiben. Und auch Ihre PR-Abteilung wird mehr personelle Kapazitäten fordern, wenn Social-Media-Management zum ohnehin großen Aufgabengebiet hinzukommen soll. Denn wer sich eine gute Community aufbauen möchte, muss regelmäßig mit aktuellen Inhalten glänzen. Ein Beitrag kommt immer dann gut an, wenn er möglichst authentisch ist und Einblicke hinter die Kulissen ermöglicht. Das Bild vom letzten Sommerfest, das Ihre PR-Abteilung postet, ist daher deutlich weniger spannend als wenn der Chirurg ein blutiges Live-Video aus dem OP-Saal sendet. Nur leider ist das nicht nur datenschutzrechtlich schwierig, sondern auch schwer umsetzbar, weil nur sehr geübte Operateure Handy und Skalpell gleichzeitig halten können.
Und noch einen Aspekt sollte man bedenken: Facebook lebt von schnellen Reaktionszeiten und gerade im Krisenfall steigt das Risiko für einen Shitstorm erheblich an. Wer also eine Facebook-Seite betreibt, sollte diese immer im Blick behalten, Fragen schnell beantworten und im Fall einer ausufernden Diskussion auch einmal selbst kommentieren oder moderieren. Ein erheblicher Zeitaufwand, den man sich personell auch leisten können muss.
Löschen und Abschalten ist tabu
Wer übrigens einmal eine Entscheidung für Facebook getroffen hat, kann im Krisenfall nicht einfach zurückrudern. Beiträge ohne klare Verstöße gegen die hoffentlich vorhandenen und auf der Seite einsehbaren Social-Media-Guidelines zu löschen, ist absolut tabu. Und eine Seite während eines Shitstorms einfach abzuschalten, führt meist nur dazu, dass Öffentlichkeit und Medien erst Recht hinschauen, was bei Ihnen gerade schief läuft. Überlegen Sie sich also ganz genau, ob Sie die Geister, die sie riefen, auch in schwierigen Zeiten willkommen heißen möchten.
Wobei keine Facebook-Seite auch keine Garantie für keinen Ärger ist: Ein Shitstorm entlädt sich dann im Zweifel auf der Facebook-Place-Seite, die Facebook selbst oder ein Patient einmal für Sie angelegt hat. Vielleicht überlegen Sie sich diese Sache mit Facebook also besser noch einmal. Ein Youtube-Kanal, auf dem Sie regelmäßig die eigenen Klinikskandale enthüllen, ist viel weniger aufwändig und sorgt mit Sicherheit für schnellen Ruhm.
Dieser Beitrag ist in der kma Klinik Management aktuell (Ausgabe Oktober 2018) erschienen.





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