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KrankenhausreinigungDer Umwelt zuliebe

Bei der Krankenhausreinigung steht das Thema Hygiene an oberster Stelle. Allerdings sind viele ­Reinigungschemikalien schlecht für die Umwelt. Einige Dienstleister haben das erkannt und setzten hier Verfahren ein, die dem ökologischen Aspekt Rechnung tragen.

Wer sich mit dem Begriff des Green Hospitals beschäftigt, stößt dabei nicht nur auf das nachhaltige Bauen, sondern auch auf Möglichkeiten, durch neue Gebäudetechnik Energie einzusparen und sogar selbst zu erzeugen – etwa durch Solaranlagen auf dem Dach. Selbst die nachhaltige Reinigung und Wiederaufbereitung des Abwassers ist in einigen Krankenhäusern ein Thema. So steht keine zehn Meter entfernt vom Bettenhaus des Marienhospitals in Gelsenkirchen seit dem Jahr 2011 die erste dezentrale Kläranlage für Krankenhausabwässer. Die ökologische Nachhaltigkeit betrifft aber auch die Frage, welche Reinigungsmittel in einem Krankenhaus zum Einsatz kommen.

600 Liter Wasser pro Patient
„Im Nordstadtklinikum Hannover liegen die Energiekosten in der Grössenordnung von vier bis zehn Millionen Euro pro Jahr. Bei größeren Betrieben kann man sich durchaus vorstellen, dass das mit dem Energiebedarf einer Kleinstadt vergleichbar ist”, erklärt Dirk Bohne, Professor für Technische Gebäudeausrüstung an der Leibniz Universität Hannover.

Auch die Abwasserproduktion einer großen Klinik dürfte solche Kleinstadtdimensionen annehmen. So reinigt allein die Pilotanlage am Marienhospital täglich bis zu 200 Kubikmeter Abwasser. Laut einer Studie des Dortmunder Abwassertechnikanbieters Wilo verbraucht ein Krankenhaus pro Patient täglich ganze 100 bis 600 Liter Wasser. Neben Medikamentenrückständen enthält dieses Abwasser auch eine nicht zu vernachlässigende Menge an Reinigungs- und Desinfektionsmittelrückständen, die dort täglich für die lupenreinen Hygienemaßnahmen der Reinigungskräfte verbraucht werden.

Umweltschonende Reinigungsdienstleistungen
Einige Reinigungsdienstleister haben sich deshalb auf die Fahnen geschrieben, bei der Krankenhausreinigung möglichst umweltschonend vorzugehen. „Wir arbeiten generell mit nahezu komplett biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln, die alle ein Umweltzertifikat tragen”, verspricht Michaela Mehls, die Pressesprecherin der Dussmann-Group.. „Auch in Bereichen die desinfizierend gereinigt werden, wie OPs, Patientenbetten und zum Teil Flure, liegen die von uns eingesetzten Reinigungsmittel im Hinblick auf die Abbaubarkeit oberhalb der gesetzlichen Anforderungen.” Die Dienstleister setzten dabei auf die enge Zusammenarbeit mit Reinigungs- und Desinfektionsmittelherstellern wie etwa EcoLab oder Kiehl. Grundsätzlich muss sich ein Reinigungsdienstleister aber an die Vorgaben einer Klinik halten. „Alles, was die Desinfektion angeht, wird in der Regel über die Hygienekommission einer Klinik festgelegt. Da gibt es einen Hygieneplan, und danach müssen wir uns ausrichten”, so Udo Weißmantel, Geschäftsführer von Klüh Clinic Service. Das betrifft laut den Dienstleistern mindestens 60 Prozent der Flächen, die in einem Krankenhaus desinfizierend gereinigt werden müssen.

Auf die Dosierung kommt es an
Bei dem Einsatz von Reinigungsmitteln haben die Dienstleister dagegen mehr Freiheiten. Viele Kliniken gewähren ihnen bei deren Auswahl mittlerweile sogar ein Mitspracherecht. „Außerdem beraten wir unsere Kunden auch dahingehend”, ergänzt Elvira Dreher, Geschäftsführerin der Sparte Krankenhausreinigung bei Wisag. Auch über die Dosierung lassen sich Einsparungen erreichen. Statt dass die Reinigungskraft wie früher eine möglichst große Menge an Reinigungsmittel in das Wasser gibt, verwenden einige Anbieter heute die Methode der Vortränkung. Dafür benetzen sie die sauberen Wischbezüge oder Tücher schon vor ihrem Einsatz mit einer genau berechneten Menge an Putzmittel. „Allein mit der Vortränkung können wir 40 bis 60 Prozent der Reinigungsmittel einsparen”, sagt Udo Weißmantel von Klüh. In einigen Bereichen einer Klinik müssen die Dienstleister sogar gar kein Reinigungsmittel mehr verwenden. „Große Flure fahren wir mit unseren Reinigungsautomaten ab. Wir gehen immer mehr dazu über, dort mit weichem oder demineralisiertem Wasser zu reinigen. Es umschließt jeglichen Schmutz und hebt ihn vom Boden ab. Damit sparen sie die Chemie komplett ein”, erklärt Elvira Dreher von Wisag. Sogar der richtige Einsatz von Reinigungstextilen kann dem ökologischen Gedanken Rechnung tragen. So nehmen Reinigungstücher und Wischbezüge aus Mikrofaser deutlich mehr Schmutz auf als jene aus Baumwolle und binden dabei auch weniger Wasser. Das hat den Vorteil, dass die Reinigungskräfte solche weniger gefährdeten Bereiche des Krankenhauses nur einmal durchwischen müssen, da der Boden dann nicht mehr komplett feucht, sondern nur benetzt ist. Auch das spart Abwasser.

Durch den schonenden Umgang mit Reinigungschemie und dem bewussten Einsatz von umweltverträglichen Mitteln und Verfahren lässt sich also durchaus einiges tun, um ein Krankenhaus ökologischer zu machen. Laut den Dienstleistern achten Kliniken auch in Ausschreibungen heute vermehrt darauf, wie nachhaltig sie bei ihren Hygienemaßnahmen vorgehen.

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