
Das Entlassmanagement wird nach wie vor in vielen Kliniken stiefmütterlich behandelt. Dabei ist es ein Thema, mit dem sich viele Klinikmitarbeiter direkt oder auch indirekt befassen müssen. Die Umfrage von consus clinicmanagement mit 289 Teilnehmern zeigt, dass die meisten Klinikmitarbeiter die Umsetzung des Rahmenvertrags als einen Mehraufwand wahrnehmen: 28 Prozent gaben darin an, dass es ein leichter Mehraufwand sei, und ganze 65 Prozent empfinden sie als einen deutlichen Mehraufwand.
In den Anmerkungen wurde oftmals die entstandene Bürokratie kritisiert. Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der Umsetzung des Rahmenvertrags in der Klinik gaben 45 Prozent an, dass sie zufrieden sind, 3 Prozent sehr zufrieden, aber auch 38 Prozent unzufrieden und 12 Prozent sehr unzufrieden. 2 Prozent der Teilnehmer gaben sogar an, dass in ihrem Haus mit der Umsetzung noch nicht begonnen wurde – und das vier Monate nach in Kraft treten des Rahmenvertrages.
Unstimmigkeiten scheint es auch bei der Verantwortlichkeit für das Entlassmanagement zu geben. Im Rahmenvertrag heißt es, dass diese beim Krankenhausarzt liegt (§3, Absatz 2). Zwar führten 61 Prozent der Teilnehmer bei einer Mehrfachnennung an, dass der ärztliche Dienst verantwortlich sei, doch zugleich wurde der Sozialdienst/Case Management mit 75 Prozent und die Pflege mit 51 Prozent genannt.
Digitalisierung noch nicht ausgereift
Die Dokumentation des Entlassmanagements wird in den Kliniken ebenfalls ganz unterschiedlich gehandhabt. 78 Prozent der Befragten beantworteten die Frage dahingehend, dass im Krankenhausinformationssystem (KIS) dokumentiert werde, 19 Prozent, dass in einem eigenen Tool und 47 Prozent, dass auf Papier dokumentiert werde. Diese Zahlen verdeutlichen, dass in vielen Kliniken eine Mehrfach-Dokumentation erfolgt, die im Anschluss an die Umfrage ausführlich schriftlich bemängelt wurde – und die vermutlich auch zu der oft genannten Bürokratisierung führt.
Die Mehrfach-Dokumentation spiegelt sich auch in den Ergebnissen zum Assessment wieder. 53 Prozent antworteten, dass das Assessment im KIS dokumentiert werde und 35 Prozent auf Papier. Beim Entlassplan gaben 69 Prozent an, dass dieser auf Papier geführt werde und 18 Prozent im KIS. Insgesamt wiesen 71 Prozent darauf hin, dass die Digitalisierung der Prozesse in ihren Bereichen nicht ausreichend sei.
Hierzu sei angemerkt, dass 42 Prozent der Umfrage-Teilnehmer im Sozialdienst / Case Management, 26 Prozent in der Pflege und vier Prozent im ärztlichen Dienst arbeiten. Ein Gedanke am Rande: Ist die geringe Teilnahme an der Umfrage aus der Ärzteschaft ein Indikator dafür, dass diese sich wie schon erwähnt für das Entlassmanagement nicht verantwortlich fühlt?
Ein Ansatz für eine bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen im Entlassmanagement kann eine verbesserte Digitalisierung sein. Um Prozesse zu optimieren, wäre es hilfreich, wenn in einer Klinik alle mit dem selben Tool arbeiten. Dies könnte beispielsweise dazu beitragen, dass rechtzeitig alle Unterlagen vollständig vorliegen, um entsprechende Maßnahmen für die Nachversorgung zeitnah in die Wege zu leiten.
Interne Klinikprozesse verlängern Verweildauer der Patienten
Bei immer kürzer werdenden Verweildauern kann dies entscheidend sein. Immerhin gaben 50 Prozent der Befragten an, dass interne Klinikprozesse die geplante Verweildauer eines Patienten verlängern. Hinzu kommen äußere Umstände wie zu wenig Pflegeplätze (84 Prozent), ausstehende Zusagen von Kostenträgern (65 Prozent) oder fehlende Rehaplätze (72 Prozent; Mehrfachnennung war bei dieser Frage möglich).
Neben internen Abläufen gibt es noch weitere Aspekte, die im Klinikalltag Hindernisse bei der Umsetzung darstellen. Denn die freien Antworten, die consus clinicmanagement bei dieser Umfrage erhalten hat (siehe Zitate) zeigen, dass neben den genannten Themen auch Aspekte wie IT-Lösungen, Personalaufwand, Verordnungsrecht und Vergütung wesentliche Faktoren sind, die die Klinikmitarbeiter bewegen.
Dieser Artikel ist Teil unseres Magazins kma Klinik Management aktuell (Ausgabe Juni 2018)





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