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UmfrageKlinikärzte für weniger Verwaltung und mehr Zeit am Krankenbett

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen prüft in den vergangenen Jahren immer mehr Krankenhausabrechnungen, um Falschabrechnungen aufzudecken. Was für die Kassen nicht selten erfreuliche Einsparungen zur Folge hat, wird von deutschen Klinikärzten zu 93 Prozent als Misstrauenskultur erlebt.

Klinikarzt
pixabay
Symbolbild

Bei 79 Prozent hatte dies eine Steigerung des Dokumentationsaufwands in den vergangenen fünf Jahren zur Folge und 85 Prozent der Stationsärzte und 68 Prozent der leitenden Ärzte frustriert.

Das ergab eine Online-Befragung von 200 Klinikärzten über DocCheck im Auftrag der Asklepios Kliniken. Die Krankenhausärzte halten die Prüfung von Qualität, Kosten und Leistung stationärer Behandlungen zwar für sinnvoll, empfinden die Kontrolle durch die Krankenkassen mit Hilfe des MDK aber zu 92 Prozent als zu stark, wünschen zu 89 Prozent Standards für die Prüfungen und sogar 93 Prozent plädieren für eine unabhängige Kontrollinstanz.

"Die Studienergebnisse bestätigen auf erschreckende Weise, wie sich der Missbrauch des Medizinischen Dienstes durch die Kostenträger auf die Kliniken auswirkt", sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA. "Mithilfe der Prüfungen erhalten sie einen immer größeren Anteil erbrachter Leistungen praktisch kostenfrei", so Hankeln weiter, "der Versuch das zu vermeiden, erhöht ständig den Dokumentationsaufwand für die Kliniken und belastet das Personal in inakzeptabler Weise."

Tatsächlich waren fast allen Klinikärzten Fälle von nicht erstatteten Leistungen aus den vergangenen zwölf Monaten bekannt, 22 Prozent gaben sogar an, dass dies "oft" in ihrer Klinik vorgekommen sei. Bei Kliniken konfessioneller Träger berichteten das für die eigene Station 24 Prozent und für die eigene Klinik 32 Prozent. Aus Krankenhäusern öffentlicher und privater Trägerschaft wurde das für die eigene Station mit 13 bzw. 20 Prozent und für das eigene Haus mit 21 bzw. 15 Prozent berichtet.

Ausufernde Bürokratie frustriert 85 Prozent der Stationsärzte und 68 Prozent der leitenden Ärzte

Da die deutschen Kliniken aufgrund ihrer ökonomisch schwierigen Lage und der im internationalen Vergleich geringen Erlöse für die Fallpauschalen (DRG) auf die Kostenerstattung erbrachter Leistungen angewiesen sind, steigt der Aufwand, um dem MDK keinen Vorwand für Beanstandungen zu liefern. So haben alleine in den vergangenen fünf Jahren aus Sicht der Ärzte die Nachweispflicht um 89 Prozent, die Bürokratie um 88 Prozent und die Belastung durch Dokumentation und Administration um 86 Prozent zugenommen.

Stationsärzte verbringen im Schnitt 46 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Administration und Dokumentation, bei 32 Prozent macht dies mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit aus. 79 Prozent sehen sich gezwungen, deutlich mehr Zeit für Administration und Dokumentation aufzubringen als sie möchten, 74 Prozent der Ärzte frustriert das, 70 Prozent haben den Eindruck, dass die Kostenvorgaben der Krankenkassen über dem medizinischen Sachverstand der Ärzte stehen, und 62 Prozent können viel weniger Zeit für die Behandlung der eigenen Patienten aufbringen, als es nötig wäre.

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