Seit fünf Jahren erforschen Björn Maier (Deutschen Verein für Krankenhaus-Controlling/DVKC), Nils Crasselt (Uni Wuppertal) und Christian Heitmann von der Managementberatung zeb in einer Langzeitstudie den Stand des Controllings in deutschen Krankenhäusern und legen dazu jährlich einen Zwischenbericht vor. "Im fünften Jahr der Studie zeichnet sich nun für uns ein umfassendes Bild des Controllings ab", so Christian Heitmann bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Und sie zeigt: in einigen Bereichen des Berichtswesens trotz jahrelanger Kritik von Experten keine Bewegung.
Fehlende Kostentransparenz
Eines der Schwerpunktfragen in der aktuellen Studie war, welche konkreten Methoden Kliniken zur Kosten- und Erlösermittlung anwenden. Ergebnis: Mehr als ein Viertel aller Häuser nimmt im Durchschnitt weiterhin keine interne Verrechnung von Erlösen und Kosten vor. Bei gezielter Betrachtung der internen Verrechnung zwischen Fachabteilungen steigt der Wert sogar auf 37 Prozent, bei der Zuordnung von Verwaltungskosten werden immerhin 30 Prozent nicht intern verrechnet. "Weder für Leistungserbringer noch für Leistungsnehmer sind die Kosten transparent", sagt Björn Maier. Viele Häuser seien noch immer eindimensional auf die Steigerung der Menge fixiert statt Erlös- und Kostensituation detailliert nach Fachabteilungen aufzuschlüsseln und über die genaue interne Verrechnung Effizienzgewinne zu erzielen. Hinzu komme laut Heitmann "ein mentales Problem" vor allem bei älteren Chefärzten, die dadurch einen zu starken Zugriff des Vorstands auf die Leistungszahlen der Abteilung befürchten würden.
Während das Standardberichtswesen sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert hat, gibt es in bestimmten Einzelbereichen der Berichtswesens trotz gewachsenen ökonomischen Drucks keine Fortschritte. 38 Prozent der Vorstände erhalten weiterhin keine Deckungsbeitragsrechnung (2014: 44 Prozent), bei den Klinikleitern ist es nahezu die Hälfte. Auch das Risiko-Reporting bleibt unterentwickelt. 37 Prozent der Vorstände bekommen kein kaufmännisches Risiko-Reporting, 51 Prozent kein medizinisches Risiko-Reporting. Noch schlimmer sieht es bei dieser Frage in den Aufsichtsräten aus, wo mehr als die Hälfte keinerlei Informationen darüber erhält.
Software gekauft – und dann nicht ausgeschöpft
Beinahe kurios wirkt es da, dass viele Krankenhäuser ihre IT-Infrastruktur für das Controlling durchaus verbessert haben. Erstmals seit Beginn der Studie registrieren sie einen signifikanten Rückgang der Nutzung von Excel bei Controllern, bei gleichzeitig weiter steigender Anwendung von Datawarehouse-Lösungen (DWH), die standardisiert einen große Analysetiefe der Wirtschaftszahlen ermöglichen. Immerhin rund zwei Drittel aller Krankenhäuser verfügen inzwischen über DWH-IT. Das Wachstum bei der Installation der DWH-Software steht im auffälligen Kontrast zur den angesprochenen Problemen beim Reporting. Offenbar gibt es nach Ansicht der Forscher einige Hauser, die sich teure Software ins Haus holen – dann aber nicht genügend Personal oder Weiterbildungsangebote schaffen, um die Möglichkeiten dieser Technik wirklich auszuschöpfen.
Klinikcontroller stecken noch immer rund zwei Drittel ihrer Arbeitszeit in die reine Erhebung und Aufarbeitung von Daten. Nur 27 Prozent werden von Vorständen in die Entscheidungen mit einbezogen. "Und wenn das passiert, gibt es meistens eine Schieflage im Unternehmen", schildert Björn Maier.
Interessante Zahlen liefert die Studie auch dazu, wie psychiatrische und psychosomatische Einrichten mit dem neuen pauschalierten Entgeltsystem (Pepp) umgehen, welches sich seit 2013 in der Erprobungsphase befindet – und in der großen Koalition umstritten ist, da die SPD das System vehement ablehnt. Seit Beginn der Erprobungsphase können Häuser freiwillig für einen frühzeitigen Umstieg auf Pepp optieren. Inzwischen haben zwei Drittel aller Krankenhäuser für Pepp optiert oder planen dies in diesem Jahr. Interessanterweise sieht laut Studie eine Mehrheit das neue System kritisch, zwei Drittel rechnen sogar mit geringeren Erlösen. Solche Prognosen erstaunen die Forscher, denn 57 Prozent aller befragten Häuser hat dazu noch gar keine Erlössimulation durchgeführt.
Für die Studie haben die Forscher Antworten von 158 teilnehmenden Kliniken ausgewertet.


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