Ein aktives Eingreifen zum Verhindern und Behandeln von Augenkrankheiten würde die Bevölkerung gesünder und produktiver machen und volkwirtschaftlichen Folgekosten damit spürbar reduzieren. Dies ergibt sich aus einer Studie, die das "European Forum Against Blindness" (EFAB) anlässlich des "Tags des Sehens" vorgelegt hat. Die Untersuchung aus elf europäischen Ländern befasste sich mit den ökonomischen Auswirkungen von Blindheit und vier wichtigen Augenkrankheiten und zu dem Schluss kam, dass Blindheit und Sehverlust nicht nur die Lebensqualität senken, sondern auch die wirtschaftliche Belastung der Gesellschaft steigern. Dabei könnten Investitionen in Screening-Programme, frühe Diagnosen und eine angemessene Behandlung von Netzhauterkrankungen die Lebensqualität vieler Patienten verbessern oder erhalten. Und sie könnten dazu beitragen, die volkswirtschaftlichen Schäden zu verringern, die durch Augenkrankheiten oder Blindheit entstehen.
"Der Hauptgesichtspunkt und direkte Aufruf zum Handeln dieses Berichts ist der, dass Investitionen in frühere und gezieltere Massnahmen - beispielsweise Screenings für diabetische Retinopathie und Glaukom, gefolgt von Behandlung, standardmäßige Anti-VEGF-Behandlung von feuchter Makuladegeneration - die Bevölkerung gesünder machen und die Kosten von Blindheit senken könnten," sagte Professor Ian Banks, Vorsitzender des European Men's Health Forum (EMHF) und von EFAB.
50 Prozent der Erblindungen vermeidbar
Durchgeführt wurde die Studie von Gesundheitsökonomen der Unternehmensberatung Deloitte Access Economics. Blindheit und die genannten vier Augenkrankheiten führen zu einer wesentlichen Verschlechterung des Wohlbefindens; dies entspricht 123 Millionen verlorenen Arbeitstagen jährlich. Es wird geschätzt, dass Blindheit und die genannten Augenkrankheiten in den untersuchten Ländern wirtschaftliche Kosten von etwa 8 bis 24 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Die Studie schliesst daraus, dass jede kosteneffektive Massnahme wirtschaftliche Kosten im Bereich von zwei bis drei Milliarden Euro ausgleichen kann. Zu diesen Massnahmen gehören standardmäßige Anti-VEGF-Behandlung für feuchte Makuladegeneration, ausreichende Früherkennungs-, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten wie ein Screening für Katarakte, diabetische Retinopathie und Glaukom, gefolgt von einer Behandlung.
"In den elf EU-Ländern betreffen die vier Augenkrankheiten etwa eine von zehn Personen, und sie wirken sich nicht nur auf die unmittelbar Betroffenen aus, sondern auch auf ihre Pfleger, Familienmitglieder und Freunde," sagte Banks. "Die beträchtliche wirtschaftliche Belastung durch Blindheit und Sehkraftverlust für die Gesellschaft sollten berücksichtigt werden. Bei Blindheit ergeben sich über 50 Prozent dieser Kosten aus der informellen Pflege." Nach Schätzungen des European Forum Against Blindness wären etwa 50 Prozent der Erblindungen in Europa verhinderbar.
EFAB arbeitete gemeinsam mit Deloitte Access Economics daran, die wirtschaftlichen Auswirkungen und Belastungen von vier Augenkrankheiten und Blindheit in 11 europäischen Ländern (Dänemark, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Polen, die Slowakei, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich) und die Kosteneffektivität von Massnahmen zum Verhindern dieser Krankheiten zu analysieren. Es wurde eine gezielte Literatursuche für jedes Land durchgeführt, um Studien zu ermitteln, die Aufschlüsse über die Häufigkeit der einzelnen Augenkrankheiten boten. Die Belastungsanalyse schloss sowohl "direkte Kosten" ein, wobei es sich um alle Behandlungskosten rund um die Therapie handelte (einschliesslich Krankenhausaufenthalten, allgemeinärztlichen Dienstleistungen und Medikamenten), als auch "indirekte Kosten", also alle Kosten im Zusammenhang mit dem Produktivitätsverlust und der informellen Pflege.
EFAB ist eine unabhängige Fürsprecherplattform aus vier Partnerorganisationen. Ihr Ziel ist es, Patientengruppen, Heilberufler, Entscheidungsträger und Interessengruppen in Europa zusammenzubringen und gemeinsam und kollektiv das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für die Wichtigkeit der Augengesundheit und für Netzhauterkrankungen insbesondere zu steigern und schliesslich durch frühzeitigere Diagnosen und Eingriffe den Verlust des Augenlichts zu verhindern.


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